Geburtstagskuchen Nr. 1

Theo hat seinen 1. amerikanischen Geburtstag gefeiert. Nun ist der Kleine offiziell 5. Und also auch so alt, wie er aussieht (amerikanische Kinder sind im Verhältnis kleiner).

Ich hatte mich zuvor in der Kita erkundigt, was denn mitgebracht werden dürfe. Vor einigen Wochen hatte ich erlebt, wie zukersüße Frosting-Cupcakes erst beim Abholen ausgehändigt wurden. Die Erzieher hätten den Zuckerschock der Kinder sonst nicht überlebt. Kekse oder ein „trockener“, leicht zu schneidender Kuchen seien aber in Ordnung zur Teezeit.

Also gab es einen traditionellen Gugelhupf zum Ehrentag samt amerikanischer Schokofünf und Kerze. Als ich Theo vom Kindergarten abholen wollte, saß die Gruppe gerade am Tisch und bekam den Gugelhupf aufgetischt. Die Blicke der Kinder zeugten von grenzenloser Enttäuschung. Kein Geburtstagskuchen. Sondern Brot. Denn so wird Kuchen in Kastenform hier genannt. Kuchen ist hier Torte oder wenigstens Teig mit gaaaanz viel Icing (keine Ahnung, was da genau drin ist, auf jeden Fall viiiiiiiel Zucker).

Auch die Erzieher wussten nicht genau, was sie sagen sollten. Also fragten sie mich höflich, was denn im Kuchen drin sei?

Ich: „Hm, also das ist ein ganz normaler Kuchen.“

Keine Reaktion.

Ich: „Also da ist Mehl drin und Butter und Eier…“

Erzieherin: „Und Zucker?“

Ich: „Ja, klar.“

Erzieherin: „Kinder, da ist Zucker drin!“

Allgemeines Aufatmen, die Kinder nahmen ihre Löffel und futterten den Kuchen. Puh! Gerade nochmal gut gegangen!

Hauptsache STEM

Die vier heiligen Säulen des Erfolgs heißen in der Bay-Area „STEM“: Sience/ Wissenschaft, Technik, Engineering, Mathe. Darin müssen Kinder unbedingt gefördert werden. Jedes pädagogische Angebot wird daran gemessen.

In Tonis Frühjahrsferien verbrachten wir einen Tag mit Freunden im Bay Area Discovery Museum: Ein großer Indoor- und Outdoorspielplatz, malerisch gelegen am Fuße der Golden Gate Bridge. Eigentlich schweineteuer wie alles hier. Aber am 1. Mittwoch im Monat kostenlos. Also nix wie hin.

Hier gibt es alles, was ein Kinderherz begehrt.

Matscheküche (mit Schürzen) und Sandkiste mit sauberem „Zaubersand“. Lernziel: Mengen abmessen, vergleichen, Formen kennenlernen = STEM.

Redet mit euren Kindern!

Malatelier (mit wasserlöslichen Farben und Schürzen). Kunst fördert die Kreativität, fördert STEM. Glück gehabt, liebe Kunst! (Musikalische Angebote gab es übrigens keine…)

Zum Glück dienst Kunst der STEM-Karriere, indem sie kritisches Denken und Kreativität fördert. Beides unerlesslich, um spätere Probleme am Arbeitsplatz bei Google/ Apple/ Facebook/ Startup XY zu lösen.

Kugelbahnen und Motorradsimulationen für angehende Maschinenbauerinnen. Kaplasteine und Lego für die jungen Ingenieurinnen. STEM pur!

Tanzen: Fördert die Zusammenarbeit von Kindern. Aha. Ich dachte schon, es ginge um Spaß 🙂

Der perfekte Ort, um so zu tun, als ob die Kinder sich einsauen dürften – aber am Ende kommen alle blitzblank sauber nach Hause. Der perfekte Ort, um so zu tun, als fördere man seine Kinder viel mehr, als wenn man den Nachmittag einfach auf dem nächsten Spielplatz verbracht hätte. Weil hier bei jeder Aktivität der pädagogische Sinn erläutert wird.

Schön war’s dennoch!

Theo und der Fotograf

Heute war der Fotograf im Kindergarten bei Theo. Schon 2 Wochen zuvor bekamen wir einen Hochglanzzettel zum Ankreuzen unseres Lieblingsbildhintergrundes. Außerdem gab es eine Seite voller Kleidungs- und Styletipps. Für Jungen gilt anscheinend grundsätzlich die 3H-Regel: Hose, Hemd, Hut.

Theo hat sich heute standhaft und erfolgreich geweigert, fotografiert zu werden. Warum?

„Mama, würdest du dich zwischen hässliche Plastikblumen setzen und ein Kochkostüm tragen – und dann fotografiert dich auch noch jemand?“

Recht hat er wohl.

Theos lustiges Kitaleben

Letzte Woche war „Woche des Kindes“ bei Theo in der Kita. Eigentlich ging es ums Spenden eintreiben. Verpackt war das in eine Mottowoche.

Montag: Pyjamatag: Theo: „Nee, sowas mach ich nicht.“

Dienstag: Kuscheltiertag: Löwi war – wie immer – mit im Kindergarten.

Mittwoch: Zieh-an-was-du-magst-Tag. Theo ging im Piratenkostüm.

Donnerstag: Festkleidungstag: Theo erschien in Hemd und Hose, Fliege und Sakko. „Ich war der Schönste!“

Theo ganz schick!

Freitag: Verkleidungstag: Theo ging ganz normal. Denn er wusste, dass es in der Kita Faschingskleidung gab, wenn man unverkleidet kam. Also durfte er den ganzen Tag als Drache herumlaufen.

Theos Kitagruppe geht einmal die Woche zum Sport. Theo geht allerdings nicht mehr mit. Warum? „Ach, da muss man immer erst im Kreis sitzen und dann machen, was der Lehrer sagt. Und dann darf man erst irgendwann Spaß haben.“ Was ist denn Spaß für dich? „Spielen und machen, was ich will.“ Ah ja, ich freu mich schon auf Theos Dasein als Schulkind ab August.

Fundraisen lernen!

Öffentliche Schulen und Kitas sind in Amerika anscheinend chronisch unterfinanziert. Deshalb müssen sie Gelder eintreiben, zumeist von den Eltern der Schüler. Damit das nicht so weh tut, gibt es lustige Fundraiser.

Rechts oben Theos Bild.

Letzte Woche wurden bei Theo in der Kita die Kunstwerke der Kinder bei einer „leisen Auktion“ versteigert. Theos feuerspeiender Drache (von dem er vermutlich nur den Körper grün und lila angemalt hat oder aber plötzlich über Nacht malen gelernt hat) erzielte stolze $35 und ziert nun die Wohnung seines Freundes Wes. Fazit der Woche: 20 von 23 Bildern wurden verkauft. Reinerlös $1015! Wahnsinn.

Toni muss hingegen gerade Lose verkaufen zu $2 das Stück. Ziel der Schule sind 35 verkaufte Tickets pro Schüler. Wir sind bei 12 bisher dank freundlicher Nachbarn. Als Hauptpreis winkt ein Mini-Ipad. Hoffentlich gewinnt es keines unserer Kinder, sonst gibt’s nur Streit. Die Sieger werden beim Schultanz nächste Woche gezogen.

Letzten Freitag mixte Tonis Schulleiterin mit anderen Eltern Cocktails in einer Bar in Berkeley. Das Trinkgeld kam der Schule zugute. Etwa $40.000 pro Schuljahr muss die Schule aufbringen, um alle Programme finanzieren zu können. Und das bei gut 300 Schülern und rund 220 Familien.

Das macht es nicht einfacher, Familien aller Einkommens- und Bildungsschichten miteinander zu verbinden zu einer Schulgemeinschaft. Denn letztlich geht es immer um Geld. Und wer das nicht hat, fühlt sich schnell weniger wert. Auch wenn die Schule immer wieder betont, dass dem nicht so sei. Das Gefühl bleibt.

Soccer Mom

Ich bin eine „Soccer Mom“. Nicht, weil Toni plötzlich das Fußball spielen entdeckt hat. „Soccer Mom“ ist hier die Bezeichnung für Mütter, die ihre Kinder zu Freizeitaktivitäten bringen.

Montag: Zirkusakrobatik. Dienstag: Chor oder Playdate. Mittwoch: Frei (Puh). Donnerstag: Chor. Freitag: Frei oder Bibliothek. So sieht Tonis und meine Woche im Moment nachmittags aus. (Echte kalifornische Kinder haben auch noch Klavierunterricht und Sport und Schach am Wochenende…. Aber da müssen wir uns alle erholen von der Woche!) Also radeln wir fröhlich durch Berkeley. Ich sitze dann 1 bis 2 Stunden am PC in der Sonne oder in der Turnhalle oder im stickigen Raum neben der Chorprobe und schreibe oder lese. Und dann radeln wir wieder zurück. Ich fröhlich, Toni fröhlich und müde.

Wieder ein Schritt mehr, dass ich mich so richtig als Mutti fühle. Das Leben meiner Kinder wird immer facettenreicher und sozialer. Meins dafür – anders.

Letzte Woche sang Toni in ihrem ersten Chorkonzert mit. Die Melodie der Lieder kannte sie, die Worte formte sie irgendwie. „Love, love“ wurde bei ihr zu „Bla, bla“. Versucht mal, „love, love“ schnell und oft hintereinander zu sprechen. Genau! Blabla… 🙂

Teilweise war Toni so überwältigt vom Klang um sie herum, dass sie sich staunend zum Chor umdrehte und der wild fuchtelnden, direkt vor ihr stehenden Dirigentin keinerlei Aufmerksamkeit schenkte. So ein richtiger Kinder- und Jugendchor ist schon mächtig gewaltig für eine 6-Jährige.

Tonis Versuch, sich ihren Schneidezahn während des Konzertes ziehen, schlug zum Glück fehl.

„Guten Appetit. You may eat!“: Gelebte Inklusion

Toni kommt begeistert nach Hause. „Mama, weißt du was die Lehrerin jetzt immer zum Mittagessen sagt zu uns? Guten Appetit. You may eat!“

Ich gucke etwas zweifelnd und frage nach. Ob Toni auch sicher ist, dass das deutsch war? Ob die Lehrerin nicht gesagt hätte „Good appetite“? Nein, Toni ist gewiss.

Einige Tage später frage ich Tonis Schulfreundin. Sie bestätigt. Zum Essen heißt es nicht mehr „Enjoy your food!“, sondern nun „Guten Appetit. You may eat!“

In meinem Donnerstagskurs lerne ich Dinge wie „das Andere normalisieren“. Toni erlebt es schon.

Einige Tage später steigt Toni wieder ganz aufgeregt aus dem Schulbus. „Heute musste die ganze Klasse auf deutsch bis hundert zählen. K. und ich haben es ihnen beigebracht.“

Kurz zuvor hatte ich gelernt, wie wichtig es für echte Gleichbehandlung aller Menschen ist, die jeweils andere Sicht einzunehmen. Wie ist es, wenn ich plötzlich „anders“ bin? Wie ist es, wenn ich, obwohl in der Mehrheit, nichts verstehe? Wie ist es, wenn eine Minderheit für eine gewisse Zeit die Regeln aufstellt? Donnerstagabend war das viel Theorie und Vorstellungsleistung. Toni lebt es.

Gestern musste ich Tonis Lehrerin einfach mal umarmen. Weil sie unglaublich ist.

Betreuungsschlüssel: Traumhaft

Ich bin hellauf begeistert von Tonis Schule. Eine öffentliche in Berkeley wohlgemerkt. Und öffentliche Schulen haben hier eher einen schlechten Ruf. Weshalb reiche Eltern ihre Kinder auf sauteure Privatschulen schicken. $25.000 im Jahr für die Bildung des Nachwuchses. Dort sitzen dann 6-8 Schüler mit 2 Lehrern in einem Klassenzimmer und werden individuell gefördert. Nicht schlecht, aber ehrlich gesagt finde ich schon den normalen Schulbetrieb hier luxuriös.

In Tonis Klasse sitzen 23 Schüler. 1 Klassenlehrerin betreut die Klasse in allen Fächern. 3 Schulbegleiterinnen kümmern stets sich um die Inklusionskinder. Fächer wie Musik, Kunst, Sport, Tanzen und Gärtnern unterrichtet ein Fachlehrer gemeinsam mit der Klassenlehrerin.

Einige Mütter helfen dazu noch regelmäßig im Unterricht mit. Zu besonderen Anlässen, wie dem 100. Kindergartentag letzte Woche, wurden weitere Eltern gebeten, 1 Stunde lang die Schule zu unterstützen.

Also saß ich an einer Station mit 5-6-Jährigen und half ihnen dabei, aufzuschreiben, was sie schon 100x gesehen, gegessen, gezählt haben.

Damit bin ich jetzt wohl offiziell eine echte amerikanische „volunteering“-Mama!!!

Prinzip „Petzen“ oder Autoritär ohne Autorität

Wenn ich Theo aus dem Kindergarten abhole, versuche ich möglichst wenig Kontakt zu den Erzieherinnen zu haben. Am besten Lächeln, Anziehen, Raus, Durchatmen!

Nein, ich habe keine Autoritätsphobie entwickelt. Aber ich mag es nicht, wenn mir schlechte Dinge über meine Kinder erzählt werden. Also, wenn Theo ein anderes Kind verprügeln oder anspucken würde, wüsste ich das schon gern. Aber, dass er ein Stück vorgelaufen ist beim Spazieren gehen und nicht gleich reagiert hat aufs Rufen, ist mir ehrlich gesagt egal. Da erwarte ich von Erzieherinnen Durchsetzungsvermögen, Autorität, Konsequenzen. Zur Not nonverbale.

Hier gilt hingegen das Prinzip „Petzen“. Strafe bedeutet: Ich sag es deinen Eltern. (Das hat mich als Kind schon nicht beeindruckt.)

Erzieherin: „Theo wollte sich heute nicht zudecken beim Schlafen. Und er ist aufgestanden während der Mittagsruhe und hat sich neue Bücher geholt.“

Ich: „Hm, ja. Theo, warum nimmst du keine Decke?“ (Ich denke: Ist das ihr Ernst? Ist doch vollkommen egal.)

Theo: „Mir ist zu warm.“

Ich: „Also Theo möchte keine Decke zum Schlafen, er schwitzt dann. Er schwitzt immer beim Schlafen.“

Erzieherin: „Ja, aber alle Kinder haben hier ihre Decke.“

Ich: „Ja, Theo mag sie nicht. Theo, warum bist du aufgestanden?“

Theo: „Ich wollte mir Bücher holen, ich hatte schon alle angeguckt.“

Ich: „Theo ist aufgestanden, weil er sich neue Bücher holen wollte“

Erzieherin guckt langsam unwirsch.

Ich: (merke, dass ich jetzt die Situation retten muss): „Aber ich sage Theo, dass er liegen bleiben muss und von ihnen neue Bücher bekommt.“

Ich demonstrativ zu Theo: „Theo, du musst liegen bleiben und warten. Du musst auf die Erzieherin hören.“

Theo: „Das ist blöd.“

Ich: „Ja.“

Ich (zur Erzieherin): „Ich habe ihm gesagt, dass er auf Sie hören muss, auch wenn er nicht mag.“

Erzieherin geht zufrieden weg.

Erst dachte ich, es läge an der Sprachbarriere. Dann erlebte ich letzte Woche folgende Szene. Zwei Mädchen saßen auf ihren Klappbetten und hatten partout keine Lust, diese aufzuräumen. Mary bat sie zum wiederholten Male. Sehr freundlich. (Hier wird NIE rumgeschrien oder auch nur die Stimme erhoben gegenüber Kindern. Der Ablauf ist: Freundlich, freundlich, petzen, freundlich, Kind landet vor der Tür.) Ich harrte der Dinge, die da kämen. Nichts geschah.

Demonstrativ ging Mary 10 Schritte zu ihrer Kollegin Kathy und sagte zu ihr: „X und Y wollen ihre Betten nicht aufräumen.“ Mary kam wieder zurück und erklärte den beiden Mädchen: „Ich habe euch bei Kathy verpetzt. Jetzt bekommt ihr Ärger.“ X und Y nahmen ihre Betten und trotteten zu Kathy.

Das Verrückte: Gefühlt herrschen viel mehr Regeln in der Kita . Dafür darf man mit Schuhen, auf Socken oder barfuß umherlaufen und während der Mahlzeiten aufstehen. Oberstes Gebot: Befolgen, was die Erzieher sagen.
Keine von Theos Stärken. Autoritäre Leitung ohne konseuquente Autorität. Irgendwie schwer ernstzunehmen, da muss ich Theo zustimmen.

Als ich das Erlebnis einer Bekannten erzählte, lachte sie nur und meinte: Das bleibt so! Wenn einer ihrer Mitarbeiter unzufrieden sei, wende er sich stets an die Personalabteilung. Die rufe dann bei ihr an und bringe die Beschwerde vor. Direkte klärende Gespräche seien höchst selten. Andersherum werde das von ihr auch erwartet, sie halte sich nur nicht dran.

In Theos Fall sind wir Eltern also die Personalabteilung. Nur dumm für die Kita, dass ich natürlich immer auf Theos Seite bin. Nun wurschteln wir uns so durch und überlegen zu Hause alle gemeinsam, welche Regeln Theo unbedingt einhalten muss. Und welche er wie klug umgehen kann.

Theos soziale Intelligenz wird definitiv trainiert. Als ihn letzte Woche ein Junge anspuckte, sagte er es den Erziehern. Der andere bekam Ärger. Alles gut. „Aber“, so Theo, „Jacob haut alle, den hauen auch alle zurück. Ich lass mich doch nicht verprügeln.“ Stimmt auch irgendwie. „Lass dich nur nicht erwischen, Theo!“ Theo grinst.

Oh, my Valentine!

Seit diesem Jahr liebe ich den Valentinstag. So, wie er hier gefeiert wird. Ein Tag der organisierten und absolut kommerzialisierten Liebes- und Freundschaftserklärungen. An alle, egal ob Freund oder nerviger Klassenkamerad oder gar Feind.

Vor zwei Wochen erhielten wir aus Schule und Kindergarten jeweils Listen mit den Namen aller Kinder aus Tonis Klasse und Theos Gruppe. Dazu der Hinweis: Falls ihr Kind Valentinskarten verschicken möchte. Naiv dachte ich: Ok, man schreibt seinen Freunden. Eifrig zählte Toni ihre Freunde auf und Theo suchte sich erstmals welche. Eine andere Mutter klärte michüber meinen Irrtum auf. Jeder schreibt jedem innerhalb einer Klasse. Super Schreibübung.

Also ab zu Target, Karten kaufen. Motive: Peppa Wutz, Spiderman, The Incredible. Wahlweise mit Magnet, Bleistift, Tattoo oder Aufkleber.

Aus pädagogischer Sicht finde ich das Gießkannenprinzip der Liebe sinnvoll. Gar geboten. Es verhindert lebenslange Traumata („Ich habe schon mit 5 als Einziger nur eine Valentinskarte bekommen. Und die war von meiner Mutter.“) und untergräbt den Wettbewerb um die meisten Liebesbekundungen.

Verändert eine Valentinskarte, die vielleicht nicht einmal ehrlich gemeint ist, ein Leben? Keine Ahnung. Was Toni und Theo lernen werden: Aast mit Liebe. Aast mit Komplimenten. Verbreitet Freude! Liebt wenigstens an einem Tag im Jahr alle Menschen, die per Zufall in euer Leben gepurzelt sind! Eure Freunde, eure Feinde und die, die euch sowas von egal sind. Und freut euch über all die Karten, die ihr bekommt. Von euren Freunden, euren Feinden und denen, die euch sowas von egal sind. Liebe heißt nicht nur romantisches Candellight-Dinner (obwohl es mal wieder schön wäre). Liebe beginnt noch nicht einmal immer im Herzen. Manchmal braucht sie etwas Nachhilfe vom Kopf. Vor allem bei nervigen Mitmenschen.

Ich glaube an die Macht von Worten und Zeichen. Selbst, wenn sie leer sind. Selbst, wenn ich das, was ich schreibe, (noch) nicht fühle. Aber der Anfang ist gemacht. Eine Minibrücke aus gekauften Herzen und kitschigen Karten ist geschlagen.

Oder, wie Paulus schreibt: „Die Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe eifert nicht, die Liebe treibt nicht Mutwillen, sie bläht sich nicht auf, sie verhält sich nicht ungehörig, sie sucht nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu…“ (1 Kor 13,4-5)