Kinder im Waldschulglueck (Eltern auch)

Seit letzter Woche gehen die Kinder 3 Tage die Woche in ein Waldcamp. Jedenfalls, wenn die Luftqualitaet es zulaesst. Etwas ausserhalb von Berkeley, in den Huegeln gelegen, ist ein grosses Outdoorcamp. Es erfuellt alle anarchistischen Klischees von Berkeley. Die Kinder sind den ganzen Tag draussen in kleinen Gruppen von 5-7 Kindern. Natuerlich maskiert. Es ist vermutlich die einzige Einrichtung weit und breit, in der Kinder ihre eigenen Schnitzmesser mitbringen duerfen (und sollen). Es ist herrlich.

Heute kamen sie vollkommen begeistern nach Hause. Sie hatten den Tag mit Bogenschiessen, Messer werfen, Axt werfen und Wandern verbracht. Ausserdem hatten sie Tee gepflueckt und in kleinen Jutesaeckchen nach Hause gebracht. Er war koestlich und bestand aus Brombeerblaettern, irgendnem Nadelbaum und einer Pflanze mit dem Maerchennamen „Foreverlasting“. „Und, Mama, der hat ganz viel Vitamin C!“ Aha! Kinder mit Vitaminen zu begeistern ist schon ne Kunst fuer sich.

In dem Camp lernen sie weder lesen noch schreiben. Aber am Ende des Tages sind sie viel gewillter, noch ihre Hausaufgaben zu machen, als nach einem offiziellen homeschooling Tag. Ausgehungerter sind sie auch. Zum Glueck gibt es Nudeln!

Nun bleibt nur zu hoffen, dass das Camp in den kommenden 3 Monaten nicht zu oft schliessen muss. Die Waldbraende und Rauchwolken geben wenig Anlass zur Hoffnung. Da hilft nur, von Tag zu Tag leben. Morgens um 6 Uhr bekommen wir dann taeglich eine SMS mit der Zu- oder Absage fuer den Tag. Und wenn die Luft mal richtig gut ist, dann schnell tief durchatmen und alle Fenster und Tueren aufreissen.

Lebenszeichen aus dem Chaos

Drei Monate sind seit meinem letzten Text hier vergangen. (Wer in solchen Duerrezeiten von mir lesen moechte und wen Englisch nicht abschreckt, auf http://ctkfremont.squarespace.com/pr-tia-blog veroeffentliche ich woechentlich meine Andachtstexte und Predigten. Und Sonntags um 19.15 Uhr deutscher Zeit feiern wir per Zoom live Gottesdienst, kommt gern dazu, den link gibt’s auf www.ctkfremont.org. Brot und Wein nicht vergessen, wir feiern immer Abendmahl.)

In den 11-woechigen Sommerferien der Kinder waren wir mit Urlaubsleben und Ueberleben voll beschaeftigt. 3 Wochen fuhren wir mit dem Auto durch Nordkalifornien und Suedoregon, zelteten auf grosszuegig angelegten Zeltplaetzen, wanderten durch menschenleere Waelder, badeten in klaren Bergseen ohne Blicke anderer Menschen und kochten im Schwedentopf ueberm Feuer. Es war der perfekte Coronaurlaub. Ein fast maskenfreies Aufatmen (weil wir kaum Menschen trafen).

Ausserhalb des Urlaubs herrschte das uebliche Chaos, wenn 2 Erwachsene von zu Hause Vollzeit arbeiten und die Kinder ebenfalls zu Hause sind. Denn wir sind noch immer unter Ausgehbeschraenkungen. Es hat eigentlich nichts auf, ausser Laeden. Selbst die Spielplaetze sind noch abgesperrt, die Schulen weiter zu, meine Kirche auch. (Im Urlaub erkannten wir daran, ob wir uns in einer Trumpkommune befanden oder nicht. Offene Spielplaetze = Trump. Die Kinder haben es genossen.)

In den Ferien hatten wir uns mit einer anderen Familie zusammengetan in der Kinderbetreuung, so hatte ich „nur“ 3x die Woche 4 Kinder nachmittags und 2x KEINE(!!!!!!)

Arbeiten in Schichten ist immer noch unsre Ueberlebensstrategie. Meine Predigten und Andachten schreibe ich meist nach 22.00 (bis ich fertig bin…)

Seit 3 Wochen haben die Kinder wieder Schule – online. 9.00 loggen wir sie ein, Toni sitzt meist mit ihrer Freundin zusammen vor einem PC. Das erleichtert ihr das Lernen sehr. Theoretisch haben die Kinder dann taeglich 3-4 Zoommeetings a 45 Minuten mit Pausen bis 14.30. Praktisch haben wir sie zu dem 9.00 Metting verpflichtet, der Rest ist freiwillig. Bis 11.00 muessen sie Schulaufgaben machen und koennen zwischen lesen, schreiben und rechnen waehlen. Eine Hausaufgabe am Tag kommt dazu. Fertig.

Alles koennte fast schon normal und entspannt sein, haetten nicht uebelste Gewitter vor gut 3 Wochen grossflaechige Waldbraende ausgeloest. 45 Minuten entfernt von uns brannte es teilweise in allen Himmelsrichtungen. Wir sind zwar nicht direkt vom Feuer bedroht, aber der Rauch zieht immer wieder herueber, sodass wir tagelang kaum rausgehen konnten. Zu ungesund ist die Luft. Und unter Coronabedingungen will niemand seine Lungen zusaetzlich belasten. Kombiniert mit einer ungewoehnlichen Hitzewelle mit Temperaturen zwischen 35 und 42 Grad Celsius wird es dann in den Haeusern ohne Klimaanlage doch ungemuetlich. Dieses Wochenende ist besonders heiss und seit gestern sind schon wieder neue Feuer entfacht.

Hab ich noch was vergessen? Ach ja, die Stromausfaelle. Damit die Leitungen bei Hitze nicht ueberhitzen, wird hier gern vorsorglich mal der Strom abgestellt. Zum Glueck ist unsere Wohnung verhaeltnismaessig schattig gelegen und erhitzt sich nicht auf ueber 30 Grad… Da kann man ja fast noch denken. Nun muss ich dringend Eis essen und kaltes Bier trinken. Anders ist es gerade nicht auszuhalten hier, weder seelisch noch koerperlich noch moralisch 🙂