Baeckermeister Philipp

Ich habe gerade „Unterschiede im Roggenmehl für Sauerteigbrot“ gegoogelt. Denn natürlich haben auch wir angefangen, unser eigenes Brot zu backen. Wie quasi jeder, den ich in meiner Nachbarschaft kenne.
Das erklärt, warum a) Menschen ihre frisch zubereiteten Brote stolz auf Facebook präsentieren. Warum b) jeder jetzt einen Sauerteigstarter mit einem Namen zu Hause zu haben scheint. Unserer heißt Voldemort. Gute Wahl, weil er immer stärker und hungriger wird. Er hat auch die Fähigkeit, aufzuerstehen, wenn ich vergesse, ihn zu füttern. Die Benennung des Sauerteigs ist anscheinend ein Zeichen für eine tiefe (unbewusste) Beziehung. Wenn man ihn dann auch noch jeden Tag zur gleichen Zeit wie einen Hund oder eine Katze füttert, werde diese innige Bindung gestärkt. Ich mache beides. Es erklärt auch, warum c) ich in letzter Zeit in keinem Lebensmittelgeschäft Mehl gesehen habe.

Also googelte ich noch einmal: „Warum backen jetzt so viele Leute?“ Stellte sich heraus, dass diese Frage in den letzten 4 Wochen auch hatten und im Grunde jede Zeitung dieses Thema behandelt hat. Hier sind meine Lieblingserklärungen.

„Wir sind jetzt alle so isoliert, aber die Arbeit mit Sauerteig ist eine inhärent kollaborative Praxis“, erklärt Emily Hoven in der Washington Post. Sie hat ihre Dissertation über Sauerteig geschrieben. „Sie haben die Hefe und alle Bakterien, die das Brot mit Ihnen gemeinsam machen.“ Hinweis: Diese Bakterien sind auch schuld, wenn das Brot nicht so ausfällt, wie man es will. Es gibt also immer einen Sündenbock, perfekt!

Kochen und Backen sind weit verbreitete Methoden, um mit Angstzuständen umzugehen. Schon seit Jahrtausenden. Einen Sauerteig achtsam zu verprügeln sei super befriedigend; Mein Mann erzählt es mir immer wieder mit klebrigen Händen voller Teig. Er ist der talentierte Bäcker in unserem Haushalt. Ich genieße einfach den Geruch und Geschmack der frisch zubereiteten Brote. Mein Mann versichert mir, dass das Backen sofort Stress abbaut. Und es ist billiger und gesünder als andere Bewältigungsmechanismen. Wie Online-Shopping oder Drinks vor 17 Uhr (jeden Tag). Außerdem bereut man das Ergebnis nicht! Als Philipp den Teig sorgsam faltet, sieht es so aus, als würde er meditieren. Ein beschäftigter, konzentrierter Körper lässt unseren Geist „entspannen, sich neu gruppieren und neu konzentrieren“. Total logisch. Und Philipp ist der lebendige Beweis.

InKrisenzeiten begehren die Menschen den kreatuerlichen Komfort. Es gibt nicht viel, was so einfach, so beruhigend und so lecker ist wie frisches Brot. (Obwohl Pfannkuchen und French Toast auch nicht zu verachten sind.) Was immer dazu führt, dass ich zuviel davon auf einmal esse. Natuerlich mit Butter und wahlweise Honig oder Marmelade. „Der heilige Gral des Getreides gibt unseren Affenhirnen eine leicht verdauliche Ablenkung.“ Ist das nicht poetisch?

Und für die wirklichen Wissenschaftler unter euch (wie Physiker, Chemiker und andere kluge Leute) ist hier eine Erklärung für den erhöhten Kohlenhydratehunger in letzter Zeit: „Das Essen von Kohlenhydraten wie Brot stimuliert Insulin, was die Aufnahme des essentiellen Aminossaeure Tryptophan durch das Gehirn erhöht.“, sagt Harvey Anderson, Professor für Ernährungswissenschaften an der Universität von Toronto. „Tryptophan im Gehirn erhöht die Produktion von Serotonin, einem Neurotransmitter, der in stressigen Zeiten Ruhe und Schlaf fördert. Also, genieße dein frisches Brot, iss bloss einfach nicht das ganze Brot auf einmal. “ (Ah! Gut, dass mir das endlich mal jemand sagt nach all dem Ueberfressungsleiden.)

Zu guter Letzt ist hier meine persönliche Erklärung für das goettliche Backen meines Mannes. Es ist eine direkte Gebetserhoerung. Weil ich jedes Mal, wenn ich meine Hände wasche, das Vaterunser bete. „Gib uns heute unser tägliches Brot“, los geht’s. Und Jesus wusste definitiv, was wir in Zeiten emotionaler und finanzieller Knappheit brauchen: Etwas zu tun, etwas zu essen und sofortige Befriedigung inmitten einer nebligen Zukunft. Also gebot er uns, das einfachste und doch effektivste Seelenfutter zu essen und zu trinken, um uns an ihn zu erinnern. Brot und Wein. Guten Appetit und Prost!

Und es hat Zoom gemacht

Wie sagte letztens eine Kollegin so schoen: Luther hatte den Buchdruck, wir haben Zoom. Und es stimmt. Ohne Zoom saehe mein Leben gerade voellig anders aus. Alles laeuft ueber Zoom. Meine Treffen mit Kollegen, mein Seelsorgekurs, mein Bibelkreis, meine Lutherlesegruppe und natuerlich die Gottesdienste.

Innerhalb weniger Wochen haben wir uns an das virtuelle Treffen gewoehnt. Gemeindeglieder erzaehlen mir von Zoom Happy Hour und Kaffeetreffen per Zoom am Samstagvormittag.

Die Kinder hatten fast taeglich Zoom Meetings. Bis irgendwelche Gymasisten Unfug veranstalteten und auch noch ein nackter Mensch in ein Klassentreffen hineinzoomte. Daraufhin wurden sofort alle Treffen abgesagt und einigeTage spaeter auf Googel Meet weitergefuehrt. Das Problem: Google Meet ist nicht so gut geeignet fuer grosse Gruppen, weil man maximal 5 Leute gleichzeitig sehen kann. Und da fuer die Kinder das Interessanteste sowieso das Ansehen der Mitschueler ist, sind sie demensprechend genervt und warten auf die Rueckkehr zu Zoom. Ende April sollte das soweit sein. Wenn Zoom seine Sicherheit erhoeht hat.

Es hat Zoom gemacht in unserem Alltag. Doch die anfaengliche Begeisterung ist verflogen und die Kinder sind ausgezoomt. Sie wollen nicht mehr vor dem Bildschirm sitzen (ausser natuerlich zum Film schauen :)), sie sind genervt und behaupten, gelangweilt zu sein. Ich kann’s verstehen. Nach knapp 5 Stunden Zoom meetings am Stueck am Donnerstag, bin ich immer vollkommen knuelle. Irgendwo hab ich gelesen, dass das daran liegt, dass wir via Zoom zu viel wahrnehmen: Den Raum des Gespraechspartners, eventuell andere Menschen im Hintergrund und immer viele Menschen auf einmal. Dazu noch die Verlockung, schnell nebenbei die Mails oder Facebook zu checken… Es ist zwar sehr produktiv, die Treffen werden immer kuerzer, aber viel Zwischenmenschliches bleibt auf der Strecke.

Und trotzdem bin ich so dankbar fuer die Technik, die es mir ermeoglicht, in Kontakt zu bleiben mit meiner Gemeinde. Unsere Gottesdienste sind zwar noch weit entfernt davon, perfekt abzulaufen (irgendwas passiert immer, mal ist ein Sprecher noch stummgeschaltet, mal ist ein witziges Hintergrundgespraech nicht stummgeschaltet, mal springt die PowerPoint, mal fehlt der Sound beim YouTube Lied), aber sie sind interaktiv und gut besucht. Und schliesslich gilt auch hier: Es ist ja keine Show, sondern Gottesdienst.

Irgendwann wuerde ich trotzdem gern wieder alle in echt sehen. So Gott will und wir leben.

Karwoche und Ostern

Die Karwoche war diesmal wirklich eine stille Woche. Wir feierten einen wunderschoenen Abendmahlsgottesdienst via Zoom am Gruendonnerstag an unserem Kuechentisch. Zwei andere Gemeinden aus Fremont schalteten sich dazu.

Natuerlich musste Theo kurz vor Gottesdienstbeginn und vor laufender Kamera sein Saftglas umwerfen, aus Versehen. Kaputtes Glas, Scherben und Saft ueberall. Der Tisch klebte wie Hubatz.

Mama und Jannschi hattten kurze Duos eingespielt fuer meine Gottesdienste und Toni und Theo sassen andaechtig da, als die beiden auf unserem Bildschirm erschienen. Wenn schon alles online laeuft, geht das auch weltweit.

Wochenlang hatte ich mich mit der Frage beschaeftigt, ob und wie Abendmahl online gefeiert werden kann. Am Ende war es ganz einfach: Wir sprachen die Einsetzungsworte alle zusammen und „gingen“ dann in kleine Gruppen von ca. 5 Leuten. Jeder bekam individuell die Worte zugesprochen, wir assen und tranken, was wir zu Hause hatten. Saft, Wein und Brot. Es fuehlte sich 100% echt an, weil es 100% echt war. Alles war bereit: Die Elemente, die Worte, der Glaube, die Gemeinschaft.

Es war der erste Online-Gottesdienst, an dem beiden Kinder freiwillig teilgenommen haben. Denn sie lieben Abendmahl, dafuer hoeren sie sich auch meine Predigt an. Die Lieder moegen sie eh. Seit Gruendonnerstag groelen sie „GO down, Moses“, als waere es Kriegsgeschrei. Ist es ja irgendwie auch. Befreiungsgeschrei.

Karfreitag verschickte ich Hausandachten an alle. 3 Zoom-Gottesdienste in 1 Woche waren dann doch zu viel des Guten. Jeder Gottesdienst muss ja einzeln geprobt werden mit allen Beteiligten und Karfreitag ist ein stinknormaler Arbeitstag hier.

Stattdessen las ich mit den Kindern die Passionsgeschichte nach Johannes. Mittendrin stellte Toni fest: „Also sind die Juden die Boesen, weil sie Jesus kreuzigen wollten?“ Naja, wir hatten dann ein laengeres Gespraech ueber Macht und Religion und Boese und Gut. Aber es bewies mal wieder, wie wichtig es ist, nicht einfach nur die Bibel zu lesen, sondern auch Theologie zu treiben und Texte mit historischem Bewusstsein zu lesen. In jedem Alter. Danach fuhren wir an den Strand.

Als ich Ostersamstag meine Osterpredigt schrieb, war ich noch immer in Karfreitagstimmung. Ich hatte das Gefuehl, dass ich dieses Jahr einfach keine Auferstehungsfreude verspueren koennte, so eingeschlossen in unseren Haeusern. Staendig musste ich an den Osterspaziergang denken, an die Menschenmengen, die herausdringen dem hohlen finstern Tor. Und jeder sonnst sich so gern und feiert die Auferstehung des Herrn.
Denn sie sind selber auferstanden,
Aus niedriger Häuser dumpfen Gemächern,
Aus Handwerks- und Gewerbes Banden,
Aus dem Druck von Giebeln und Dächern,
Aus Strassen quetschender Enge,
Aus der Kirchen ehrwürdiger Nacht
Sind sie alle ans Licht gebracht.

Und wir, wir sitzen in unseren Haeusern und Gaerten und meiden Menschen. Das soll Ostern sein? Wenigstens scheint meistens die Sonne, danke, Kalifornien!

Und dann war Ostersonntag und ich wachte von allein um 7 Uhr auf. Obwohl ich erst 1 Uhr ins Bett gegangen war. Das ist mir seit Ewigkeiten nicht passiert und schon garn nicht, seit die Kinder nicht mehr zur Schule gehen. Ich erwachte und fuehlte mich von Kopf bis Fuss auf Ostern eingestellt. (Ausserdem fiel mir ein, dass „die Zahnfee“ Theo sein Buch nicht ins Bett gelegt hatte fuer den 2. Milchzahn. Also huschte ich auf Zehenspitzen ins Kinderzimmer, tauschte Zahn gegen Buch und war hellwach.)

Mein erster Gedanke: Der Herr ist auferstanden. Ich holte mir Kreide von Toni und lief vors Haus. Dort schrieb ich in bunten Buchstaben auf den Fussweg: Christ is risen! Wieder in der Kueche, steckte ich die Osternesthefezoepfe in den Ofen und kochte Kaffee und weiche Fruehstueckseier. Ja, es war Ostern. Und da ja gerade alles online laeuft, konnte ich mir Tines Ostergottesdienst aus Heilbronn anhoeren und aus vollem Herzen mitsingen mit Theo auf dem Schoss. Schoener haette ich es mir in dem Moment nicht vorstellen koennen.

Die Osterfreude kam unangekuendigt. Ich musste nichts dafuer tun. Sie war einfach da. Wie es eben mit der Gnade Gottes so ist. Das predige ich staendig. Aber als ich so hautnah erlebte, ueberraschte es mich doch. Dass Christus nicht auferstanden ist, weil wir mit unseren Ostervorbereitungen fertig sind. Sondern, dass Christus einfach so auferstanden ist entgegen aller Erwartungen.

Fuer den Gottesdienst probten wir einen kleinen Sprechchor.

Ich: Christ is risen.

Toni: He is risen indeed.

Theo: Halleluja!

Die Kinder bruellten es wie einen Befreiungsschrei! Also wie es gemeint ist. Denn: Der Herr ist auferstanden. Er ist wahrhaftig auferstanden. Halleluja!

3 Wochen Pastorin im Maerz – mehr Veraenderung geht kaum

Mein 3. Sontag in meiner eigene Gemeinde. Bisher jedesmal anders dank fortschreitender Massnahmen zur Eindaemmung des Coronaviruses.

1. Sonntag: “normaler” Gottesdienst mit grossem gemeinsamem Mittagessen im Anschluss.

2. Sonntag: 10 Leute treffen sich, um den Gottesdienst zu gestalten und zu filmen. Alle anderen schauen von zu Hause via Zoom zu.

3. Sonntag: Alle sitzen zu Hause und wir feiern einen Zoom-Gottesdienst (schade, dass hier der Witz “und es hat Zoom gemacht” nicht funktioniert).

So klingt es ganz einfach. Hinter den Kulissen ist das ein riesiger Aufwand und am Ende immer noch nicht so schoen wie “in echt”. Aber immerhinque.

Das Positive zuerst:

1. Die technisch begabten Maenner in unserer Gemeinde haben einen Heidenspass. Was fuer eine Freude, in ihre begeisterten Gesichter zu sehen, wenn alles klappt. Es gibt ein Technik-Support-Team, das “Ersteinwaehler” bei Zoom unterstuetzt und Samstagnachmittag eine Probe anbietet. Es gibt einen Host, der uns alle an- und ausschaltet, einen Chef vom Dienst, der alles im Blick behaelt und dann viele Maenner, die mit ihren Kamera- und Audioeinstellungen herumexperimentieren. Die maennliche Beteiligung am kirchlichen Leben ist mal eben ordentlich angestiegen.

2. Endlich koennen nun auch die ans Bett und an ihre 4 Waende gefesselten Menschen mit uns Gottesdienst feiern. Dass wir ploetzlich alle auf unsere Wohnungen beschraenkt sind, oeffnet unseren Blick fuer die Beduerfnisse all derer, die schon seit Monaten oder Jahren nicht mehr mit uns feiern koennen.

3. Menschen aus aller Welt koennen zusammen Gottesdienst feiern. Sprich, meine Familie schaltet sich aus Rostock und Berlin dazu, Freunde hoeren aus Deutschland und den USA zu. Interessanterweise faellt es mir leichter, amerikanische Freunde zu meinem Onlinegottesdienst einzuladen, also zu einem “echten”. Und fuer die Freunde ist die Hemmschwelle auch niedriger.

4. Ich kann liturgisch herumspielen und vor allem unseren wortgewaltigen Gottesdienst entschlacken und niemand meckert. Ist ja eh alles anders. Ich liebe es. Also gleich mal 1 von 3 Lesungen rausgeschmissen, Gebete gekuerzt, Psalm als Suendenbekenntnis genommen. Fuehle mich wie auf der Spielwiese.

Was fehlt? Der Kontakt. Ist echt komisch in eine Kamera zu predigen und niemand lacht ueber einen Witz oder nickt oder zeigt irgendeine Ruehrung. Es fehlt mir, Menschen zu umarmen und zu segnen und ihnen das Abendmahl auszuteilen. Mir fehlt das liturgische Handeln, weil ich bisher nur meine Laptopkamera nutzen kann und entsprechend statisch agieren muss.

“Viele Pfarrer sitzen in ihren Arbeitszimmern vor ihren Buecherregalen”, sagte mir ein Gemeindeglied. Ich sitze vor einer halbwegs weissen Wand in unserem Wohnzimmer. Ich hab kein Arbeitszimmer und schon gar keine Bibliothek. Die lagert in Hamburg im Keller. Die einzige Bibliothek in unserer Wohnung ist ein uebervolles Regal im Kinderzimmer. Vielleicht setz ich mich davor auf den Teppich beim naechsten Mal. Fuers Pfarrerklischee.

Das Gute: Wir haben ja noch ein paar Wochen, um uns zu verbessern. Fuer naechsten Sonntag wollen wir ein Kreuz basteln fuer die leere Wand. Freunde leihen mir eine Kamera und ein mobiles Mikro. Dann kann ich vielleicht sogar im Garten feiern oder am Strand. Mal sehen!

Immer Sonntags 10.15 kalifornische Zeit per link https://zoom.us/j/5107973724

unsere meeting ID ist 510 797 3724

The Reverend Pastor Tia

Seit Anfang März bin ich Pastorin einer richtig amerikanischen Gemeinde. Yeah! Endlich nicht nur ordiniert, sondern wirklich Chefin! (So wie man halt Chefin ist in einer demokratisch geführten Institution.) Ich arbeite 100%, bekomme 88% Gehalt und 10 Wochen Urlaub im Jahr (statt der hier üblichen 4). Dazu einen neuen Laptop und 4 Wochen Fortbildung. Also ein super Deal für alle Beteiligten.

Meine neue Gemeinde heisst Christ the King und liegt in Fremont. Das ist ca 50km entfernt von Berkeley. Also eine normale Pendelentfernung in der Bay Area. Ich kann S-Bahn fahren (und 50 min arbeiten) oder mich in den Stau stellen für 90 Minuten… Ratet, was ich mache.

Fremont ist eine Stadt, die im Vergleich zu Berkeley mega stereoty amerikanisch ist. Breite, mindestens 4-spurige Strassen durchziehen die Wohngegenden. Eine Fussgängerzone hab ich noch nicht entdeckt. Dafür aber schon mindestens drei Malls. Einkaufszenter, die alle gleich aussehen, sodass man sich auf dem Parkplatz verfährt. Verlaufen wäre schlimmer bei den Entfernungen, aber es läuft ja kaum wer. Jedenfalls nicht weiter als 100m, danach wird das Auto umgeparkt. Dass ich mehr Bahn als Auto fahren würde war für manche Gemeindeglieder eine grössere Herausforderung, als mein Immigrationsstatus.

Ca. 40-60 Leute kommen am Sonntag in den Gottesdienst. 120 Gemeindeglieder sind es offiziell. Für die Bay Area ist das eine mittelgrosse, gesunde Anzahl. Die meisten sind über 65. Aber da 70 das neue 50 ist, sind sie meisten super fit.

Nach meinem 1. Gottesdienst, gab es ein unfassbar leckeres, deutsches Buffet. Mit allem, was das Herz begehrt: Sauerkraut und Rouladen, Kartoffelsalat und Currywurst, selbst gebackene Schwarzwälder Kirschtorte und echtes Münchener Bier. Für die Kinder hatte die Gemeinde Kinderschokolade, Duplos und Hanutas aufgetrieben. Dazu süsse „Pastorinnen“: kleine Lebkuchenmännchen mit weisser Halskrause Hamburger Art. Sieht aus, als ob sich das Männchen, respektive die Pastorin, einen Strick genommen hätte. Aber davon bin ich weit entfernt.

Aschermittwoch – wer trägt sein Kreuz?

„Danke, dass Sie ihre Kinder mitgebracht haben“, begrüsst mich die Dame am Eingang der Kirche und drückt mir das Programmheft in die Hand. In wenigen Minuten beginnt der abendliche Gottesdienst am Aschermittwoch. Mit Lesungen, Predigt, Aschekreuzsegen und Abendmahl. Das volle Programm abends um halb acht ohne Kindergottesdienst. Und die Dame freut sich über Theo und Toni. Erstaunlich.

Wir sind zu Besuch bei einer epsikopalen Gemeinde, zu der auch Freunde von uns gehen. Und sie machen alles richtig, was man sich wünscht. Sie können Liturgie und singen, sie predigen anregend, sie fördern Gemeinschaft und sind sozial engagiert. Und sie mögen Kinder. Nicht nur auf der Website. Sondern in echt.

Im hinteren Teil der Kirche liegen Teppiche und Spielsachen bereit (= Theos Aufenthaltsort). Es gibt eine Kinderbücherbibliothek (Tonis Platz). Während der Predigt gehen die Kinder zum Kindergottesdienst und kehren zum Abendmahl zurück. Ach, es könnte so einfach sein, wenn es einfach überall so wäre. Auf meine Frage an die Lehrerin, wie Theo sich benommen habe, antwortet sie: „Wunderbar. Alle unsere Kinder sind wunderbar.“ Da möchte ich sie spontan umarmen.

Aschermittwoch ist hier in den USA ein ganz normaler Mittwoch. Kein Feiertag. Und trotzdem bieten viele Kirchen bis zu 3 Gottesdienste an. Katholiken, Episcopale, Lutheraner, Methodisten, Reformierte, Presbyterier – alle machen mit. Und die Leute gehen hin.

Die Uhrzeiten sind arbeitsfreundlich und die Kirchen voll. Man hat die Wahl zwischen Gottesdiensten morgens 7.00, mittags, am späten Nachmittag und gegen 19.30. Alle Gottesdienste eint: die Gläubigen bekommen ein Aschekreuz auf die Stirn gezeichnet. Das trägt man dann gut sichtbar bis zum nächsten Duschen.

Und plötzlich werden Christen für wenige Stunden individuell sichtbar, in der S-Bahn und in der Stadt. Toni und Theo liebten ihre Segnung. Als es im Gottesdienst endlich soweit war, rannte Toni förmlich nach vorne. „Ich fühle mich jetzt richtig gesegnet und besonders“, sagte sie. Was für ein wunderbarer Start in die Fastenzeit.

Klinische Seelsorgeausbildung (KSA) auf Amerikanisch

Seelsorge. Ich liebe diese Arbeit, ich hoere Menschen gern zu. Im Vikariat bekamen wir alle eine 6-woechige Grundausbildung in Gemeinde und Krankenhaus. Intensive Wochen mit wunderbaren Gespraechen. Nur die Supervision war teilweise anstrengend bis ernuechternd oder gar entmutigend.

Deshalb ist es ein Wunder, dass ich mich freiwillig zum KSA-Kurs eingeschrieben habe. Er fiel mir einfach vor die Fuesse. Auf einer anderen Fortblldung im Sommer lernte ich die Supervisorin kennen und fragte sie eigentlich nur prinzipiell ueber Jobmoeglichkeiten in der Seelsorge aus. Irgendwovon muss der Mensch ja leben und ich brauche einen neuen Job ab Januar. Fazit des Gespraechs: Meine 6 Wochen Seelsorgeausbildung wird mir hier niemand anerkennen. Um als Chaplain arbeiten zu koennen, brauche ich mind. einen KSA-Kurs. „Ich habe noch einen Platz frei in meinem Kurs“, sagte sie. „Ueberleg es dir.“ Einige Tage spaeter schrieb ich ihr eine Mail mit der Frage, was sie von mir fuer die Bewerbung brauche? „Ich hab dich schon ins Programm aufgenommen. Alles gut.“, schrieb sie mir zurueck.

Der Kurs geht berufsbegleitend ueber 9 Monate. In dieser Zeit muss ich 150 Stunden Seelsorge in der Gemeinde nachweisen, 150 Stunden im Krankenhaus und an 100 Supervisions- und Unterrichtsstunden teilnehmen. Das sind im Schnitt je 5 Stunden Seelsorge pro Woche. Jeden Donnerstag haben wir Unterricht und Supervision von 15 bis 20 Uhr. 2-3 pro Monat muss ich Nachrschichten uebernehmen von 19.30 bis 7.30 Uhr. Noch gibt es kein Zimmer fuer uns, deshalb haben wir im Okobter noch Schonfrist. Puh.

Alles halb so schlimm. Waere es nicht in Fairfield. Mit dem Auto eine Stunde von Berkeley entfernt. Leider haben wir noch keins. Mit den Oeffentlichen brauche ich 3,5 Stunden. Zum Glueck sind andere noch verrueckter und reisen aus Mountain View (2 Stunden Fahrtzeit) und Santan Cruz (2,5 Stunden) an. Meistens koennen sie mich in Walnut Creek einsammeln und da brauche ich nur 45 Minuten hin…

Warum mache ich mir den Stress trotzdem? Weil es 1. weit und breit das einzige berufsbegleitende Model ist. Und weil es 2. in einem Militaerkrankenhaus stattfindet. Das bedeutet 3., dass 5 von 7 Teilnehmern ebenfalls aktive oder ehemalige Militaerangehoerige sind. Ich lerne eine voellig neue Welt kennen. Eine Welt, in der es um Raenge geht, nicht um Herkunft und Hautfarbe. Eine Welt, in der man sich mit „SIr“ und „Mam“ anredet. Eine Welt, in der einer der offiziellen Seelsorger ein ehemaliger Offizier und Anti-Atomkraft-Aktivist ist.

Unsere Gruppe ist so gemischt, wie man es sich nur wuenschen kann. Einer von den Philippinen, eine aus Ghana, einer aus Nigeria, Leute aus Texas und Alabama und Utah und Kalifornien. 2 Evangelikale, deren Frauen auch Pastorinnen sind und die deshalb auvon der Southern Baptist Church rausgeschmissen wurden und ihre eigene Kirche gruendeten. 1 Pfingstlerin, die alle Menschen wirklich liebt, aber niemals eine homosxuelle Trauung besuchen wuerde. Selbst von ihren Freunden nicht. 2 Reformierte, die radkal liberal sind, 1 Episkopaler mit Hang zu charismatischen Gemeinden, 1 Mormonin, die Ramadan haelt und den Hinsuismus liebt. Und dazwischen ich. Es verspricht, eine grandiose Zeit zu werden.

Die Grundhaltung lautet: Wir akzeptireren einander in unserer Verschiedenheit. Wir begegnen allen Menschen mit Liebe und Respekt. Und wir kennen unsere persoenlichen Grenzen. Wer mit einem Homosexuellen nicht ueber dessen Eheleben reden kann aus konfessionellen oder persoenlichen Gruenden, muss das nicht. Wer mit Ehebrechern nicht reden kann, muss das nicht. Wer mit Moerdern, Vergewaltigern usw.nicht reden kann, muss das nicht. Was wir alle tun muessen, ist fuer alle solange da zu sein, bis ein Kollege den Fall uebernehmen kann.

in unserer Supervisorin haben wir eine echte Spezialistin. Sie ist seit 30 Jahren Seelsorgerin, war im Irak und am Ground Zero, hat mit schwerst traumatisierten Frauen aus Ruanda gearbeitet und leitet nebenbei noch eine kleine Gemeinde. Es gibt wahrscheinlich nichts an menschlichem Elend, was sie nicht schon erlebt und begleitet hat. Was fuer eine riesige Chance fuer mich.

Nun bin ich was wert, denn die nehm’n ja nicht jeden.

Und dann kam der 22. September. Der Tag, auf den wir seit Monaten hingearbeitet und gefiebert hatten. Zuletzt dann auch gebibbert.

Eine meiner groessten Sorgen war mein Make-up. Nicht (nur) aus Eitelkeit. Sondern weil wir spaetestens seit Trump alle wissen, wie orange man bei HD Qualitaet im Fernsehen wirken kann. Bei der Gelegenheit holte ich mir Tipps von anderen Frauen und lernte: die Foundation sollte etwas heller sein als der eigene Hauttyp. (Gut, dass ich den richtigen Ton auf der Strasse gefunden hatte.) Puder sollte ebenfalls hell sein und sparsam aufgetragen werden. Ein etwas dunklerer Lidschatten im selben Farbspektrum betont die Augen auf natuerliche Weise. Und am Ende alles mit Make-up Spray befestigen, damit es nicht unter der Hitze der Scheinwerfer zerlaeuft. Hab es genauso gemacht und war zufrieden mit dem Ergebnis offline und online.

Ansonsten stehe ich seit einigen Tagen unter Schock. Genauer, seit ich mir den Gottesdienst mit Freunden in der ZDF Mediathek angesehen habe. So wirke ich also als Pastorin. Aha. Daran muss ich mich erstmal gewoehnen. Meine selbstverschriebene Therapie lautet: den Beitrag immer wieder gucken. Denn beim ersten Mal hielt ich kaum meine eigene Stimme aus, an Hinschauen war deshalb kaum zu denken. Dass wir dabei Pizza futterten und Bier tranken machte die ganze Situation noch absurder. Von weitem ist ein Gottesdienst schon eine fremde Welt.

Klassischer Fall von Perspektivwechsel, ich weiss. Meine Innenperspektive wurde um die Aussenperspektive erweitert. Um eine mir bis dato fremde Tia. Meine erste Reaktion war: „O je, ich seh aus wie ne echte Pastorin.“ Bin ich ja auch. Meine zweite: „Hilfe, bin ich pastoral.“ Ok, es waren auch 4 Kameras auf mich gerichtet, da war ich definitiv weniger locker als sonst. Aber trotzdem. Ein heilsamer Schock. Danke, ZDF!

Der Gottesdienst selbst machte Spass. Die Kirche war gefuellt wie sonst zu Ostern und Weihnachten. Viele unserer Familien waren da und mutig genug, ihre Kinder mitzubringen. Im Gegensatz zu Philipp und mir. Nicht, weil ich Angst hatte, dass sich Toni und Theo nicht benehmen koennten. Sondern aus Sorge, dass ich aus meiner pastoralen Rolle fallen wuerde, wenn ich die beiden sehe. Nun hab ich ihnen den Weg zum Fernsehruhm vorerst verbaut. Arme Pastorenkinder.

Ein Hingucker auch der Chor des Oakland Turnvereins. Damen und Herren in Tracht fuellten einige Kirchenreihen. (Der Deal lautete: Ihr kommt, dafuer duerft ihr NACH dem Gottesdienst noch fuer uns alle singen.) Falls unsere deutschen Zuschauer jetzt glauben, unsere Gemeindeglieder kaemen immer so in die Kirche. Dem ist nicht so. Sie haben sich extra schick gemacht fuers Fernsehen.

Der Gottesdienst lief super, keine groesseren Fehler, keine lustigen Versprecher. Dafuer gab es technische Schwierigkeiten. Direkt nach dem Schlussakkord rannte der Aufnahmeleiter nach vorn und sagte: „Danke! Wir muessen zwei Szenen nochmal nachdrehen. Das (ewig lange 3-strophige) Abschlusslied (bei dem Kerstin und ich mit Blick zur Gemeinde singen und schunkeln sollten) und ein kleines Zwischenspiel.“ Also nochmal 4 Minuten singen und bewegen mit fettem Grinsen im Gesicht vor Erleichterung. Damit die Kameras all die suessen Kinder filmen konnten. Und eines unserer Gemeindeglieder, die offensichtlich eine Geschichte im Show-Business hat. Ca. bei Minute 43 schaut sie in die Kamera und blinzelt dann cool und verschwoererisch. Fuer mich ist sie der Star des Tages.

Und hier ist der Link zum Gottesdienst: https://rundfunk.evangelisch.de/kirche-im-tv/zdf-gottesdienst/du-erforschst-mich-und-kennst-mich-10573

Ich bin im Fernsehen aufgetreten…

Das sang Gerhard Schoene in den 1980ern schon mit einem Augenzwinkern: „Ich bin im Fernsehen aufgetreten. Nun bin ich was wert, denn die nehm’n ja nicht jeden.“ ALSO nochmal zum feierlichen Mitschreiben: Ich bin im Fernsehen aufgetreten, im ZDF Fernsehgottesdienst. Jetzt kann ich eigentlich in den Ruhestand gehen. Lebensziel einer Pastorin erreicht. Zur Prime-time flimmerte mein Gesicht ueber die Bildschirme von 1 Million Zuschauern/ Gottesdienstbesuchern. Kann ich mir ehrlich gesagt immer noch nicht wirklich vorstellen.

Was wie ein ganz normaler Gottesdienst wirkte, war auch einer. Weil wir wirklich mit unserer Gemeinde Gott lobten und beteten und sangen. Zugleich war es eine von vorne bis hinten durchgetaktete und geprobte Veranstaltung. Wollte gerade „Show“schreiben, aber das trifft es nicht richtig.

Das Thema wurde uns vorgegeben. „Kuenstliche Intelligenz“, wo wir schon mal im Silicon Valley sind.

Meine Kollegin Kerstin flog vor einem Jahr nach Deutschland und wurde dort fuer ihren Fernsehauftritt eine Woche lang geschult. Im Mai kam das ZDF Team dann samt EKD-Medienbeauftragtem und EKD-Pastor zu uns nach San Francisco zur Ortsbegehung und 1. Besprechung. Nicht das schlechteste Ziel fuer eine Dienstreise.

Ich traeumte von einem Psalm, den wir mit Anfragen an Gott und KI kunstvoll verwoben. Ich traeumte von kurzen Fuerbitten, die Raum zum Nachdenken und Beten lassen. Ich traeumte.

Die Realitaet war nuechterner. 43,5 Minuten darf ein ZDF Gottesdienst dauern, 45 Minuten inklusive Vorfilm und Abspann. Schnelle Uebergaenge muessen es sein, keine intendierten Pausen. Wichtige Menschen wie der Bischof und der Generalkonsul sollten zu Wort kommen, wuenschte man sich. KI sollte kurz erklaert werden fuer all unsere Zuschauer, die sich darunter nichts vorstellen konnten. (Und fuer mich!) Fernsehtauglich und kamerfreundlich sollten wir uns bewegen und platzieren. Am Hochaltar zum Gebet stehen war da nicht drin.

Stundenlang traf ich mich mit zwei unserer Gemeindeglieder, um gemeinsam die Liturgie vorzubereiten. Thematisch musste es ja um KI/ Digitalisierung gehen und wir rangen um Worte. Robert und Christopher kennen sich da aus. Wollten einerseits die Chancen nicht verdammen und andererseits keine blinde Technikbegeisterung an den Tag legen. Arbeiteten 4 Stunden lang am Psalm 139. Vorwarnung: Davon ist sehr wenig im Gottesdienst gelandet.

Vier Tage vor Aufzeichnung der Sendung rueckte ein ca. 12-koepfiges Team aus Deutschland an. Kameras, Beleuchtung, Sound-System, es sah aus wie im Filmstudio. Ein Wachtmann schlief nachts in der Kirche.

Freitag wurde der Vorfilm aufgenommen. Stundenlange Drehs fuer wenige Minuten. Beim letzten Teil stand ich neben Kerstin vor unserer Kirche. Eigentlich kein Problem. Aber es war mitten im Berufsverkehr und immer in meinem letzten Satz raste ein Bus durchs Bild und verschluckte meine Worte. Schliesslich mussten wir den Text kuerzen, um zwischen 2 Bussen filmen zu koennen.

Freitag Abend dann die erste Drehbuchbesprechung im gesamten Team mit ersten Stellanweisungen. Da wurde es langsam ernst. Samstag Mittag eine erste Stellprobe, noch mit Double fuer Bischof und Konsul. Fuer meine Mittelgangposition klebten wir einen kleinen Aufkleber auf den Teppich. Alle anderen Positionen war leicht zu merken dank der diversen Flecken unseres Teppichs: Jeder Sprecher bekam seinen eigenen Fleck zur Orientierung.

Danach Durchlauf mit Chor und Musikern. Gottesdienst auf Probe feiern vor leerer Kirche. Definitiv eine Erfahrung. So skuril das ist, es macht locker. Beim eigentlichen Gottesdienst hatte ich das Gefuehl, alles schon mal gesagt und gemacht zu haben. Stimmte ja auch. Das nahm viel von der Aufregung. Dass unser Gottesdienst, im Gegensatz zu den sonst aus Deutschland uebertragenen, nicht live ausgestrahlt wurde, entspannte mich zusaetzlich. Der GROSSE SONNTAG konnte kommen.

Dem Teufel auf der Spur

„Bumpass Hell“ heißt ein Bereich im Lassen Volcanic Park. Also „Buckel Arsch/ Dummkopf Hölle“. Für die Kinder und mich eine klare Sache. Hier wohnt der Teufel höchstpersönlich. Auf dem Hinweg erzählte ich also den Kindern alles, was die biblischen Geschichten über den Teufel so hergeben. Und auf dem Rückweg nochmal, weil T&T alles so spannend fanden.

Was den Wanderweg so besonders macht (mal abgesehen von meinen Geschichten): Man läuft auf 5km durch unterschiedlichste Flora und Fauna. Durch herrliche Wälder, vorbei an blubbernden Seen, durch üppig blühende Alpenwiesen, karge Wälder. Und ist dann schließlich auf dem Mond gefühlt. Weißer Stein blendet die Augen. Es stinkt nach faulen Eiern. Die Erde blubbert. Hier den Weg zu verlassen, kann zu lebensgefährlichen Verbrennungen führen. Haben natürlich trotzdem Touris gesehen, die das Wagnis eingegangen sind…

Ich war ehrlich schwer beeindruckt. Sowas hab ich noch nie zuvor gesehen. Dass es kochend heiß aus der Erde blubbert und spritzt. Dass die Erde zeigt, wie viel Kraft und Energie in ihr steckt. Eine Stunde lang starrte ich einfach nur auf die Schlammlöcher. Ist mir völlig verständlich, dass sich Menschen so die Hölle ausgemalt haben. Wo das Bekannte plötzlich unter dir zusammenbricht und dich in die Tiefe zieht. Wo der Gestank dich schwindelig werden lässt. Und wo das grelle Licht erst Augenschmerzen verursacht und dann Kopfschmerzen.

T&T waren so begeistert, dass sie keinerlei Müdigkeit auf dem Rückweg verspürten. Stattdessen rannten sie die letzten 3km und sprangen mit ihrem Papa um die Wette. Wir fragen uns langsam, was wir tun müssen, um die beiden mal so richtig körperlich auszupowern. Läppische 10km Wanderung reichen offensichtlich nicht.