Durch endlose Weiten fuhren wir durch Arizona. Fast wie im Western, nur schneller. Ansonsten Felsen, Steppe, weit und breit nichts. Das Meiste gehoert heute wieder Ureinwohnern. Minisiedlungen kleben im Schatten der Felsen, das Benzin ist billig. An den Strassenraendern ueberall Verkaufsstaende fuer Indianerschmuck.
Da die Staemme besonders hart von Covid betroffen sind, war alles geschlossen. Und durch die Reservate der Navaho Nation durfte man auch nicht fahren, sodass wir einen grossen Bogen machen mussten.
Viele Orte haben dort bis heute weder fliessend Wasser noch Strom. Ein bisschen wie in Rumaenien 2007. Hygieneregeln einzuhalten, ist deshalb schwierig. Schutzausruestung wurde nur schleppend geliefert. Ein grosses Elend mitten im reichen Land.
Dann unser erster Stau. Kurz vor dem Eingang zum Nationalpark. Es wuerde also voll sein. Wir parkten und versuchten uns, zu orientieren. Das Besucherzentrum war zu, dafuer grasten Elche ruhig am Strassenrand.
Und wieder traf uns die Sicht ueberraschend. Diese Canyons sind wirklich verrueckt. Erst sieht alles aus wie mecklenburgischer Wald samt Heidelandschaft. Und dann geht’s ploetzlich in die Tiefe. Hier schwindelte es mich. Meine Haende wurden schweissig und ich bestand darauf, dass die Kinder die planierten Weg nicht verliessen. Auch nicht fuers Foto. Denn wer hier faellt, faellt ins Bodenlose.
Staunend wanderten wir im Sonnenuntergang einige Kilometer. Die Farben! Das Licht! Man wollte sich daran besaufen! Oder es malen!
Wir trafen einen Mann aus Alabama, der mit seinem kleinen Jeep und Hund gerade nach Oregon umzog zu seinem Sohn. Nachdem sein anderer Sohn im letzten Jahr verstorben war, wollte er keine Zeit mehr verlieren. „Er ist alles, was ich noch habe.“, sagte er. Dafuer gibt er gern sein Leben, sein Haus, seine Freundschaften auf im Sueden. Die lange Reise wollte er wenigstens nutzen. Denn er war noch nie zuvor in diesem Teil des Landes gewesen. Und so fuhr er gemaechlich seiner Zukunft entgegen.
An dem Abend war unsere Unterkunft ein altes Haus mit Kamin und so viel Platz, dass wir jeder allein haetten schlafen koennen. Dazu eine traumhafte Badewanne. Leider war das Wasser so pueschwarm. Wir genossen die wohlige Waerme des Ofens, Theo war Feuermeister und stolz wie Bolle.
Am naechsten Tag nahmen wir uns den ersten Abschnitt des Abstieges vor. 2 km bergrunter, 2 km wieder rauf. Ziemlich oede, ehrlich gesagt. Nicht sonderlich spannend, super anstrengend und ueberfuellt. Die Kinder jammerten ununterbrochen. Von ihrer Bryce-Energie war nichts mehr zu spueren.
Aber: Wir waren da, wir haben ihn uns einen bisschen erlaufen. Und irgendwann wandern wir da mal die spannenden, ungesicherten Wege. Wenn jeder fuer sich selbst verantwortlich ist. Sonst macht das mein Herz nicht mit.