Im Morgenlicht fuhren wir auf eine Stadt zu. Und ploetzlich rief Philipp: „Das ist Las Vegas!“ Und da packte es mich. Wir eroerterten kurz die Lage. 20 Minuten Puffer hatten wir. Also, auf in die Stadt und wenigstens einmal die wichtigste Partymeile entlangfahren. Vorbei am Springbrunnen, an Hotels (die ich nicht wiedererkannte, aber Philipp aus Filmen), am Eifelturm, am Piratenschiff, an blinkenden, glitzernden Lichtern. Die Kinder waren begeistert. Ich hatte Muehe, alles zu sehen beim Fahren. Nachts ist das bestimmt gaaaanz toll (wie die Reeperbahn auch). Tagsueber hat’s ja immer etwas Melancholisches.
Dann noch schnell Lebensmittel aufstocken beim Walmart (inklusive fuerchterlich suessem Buttermilchkuchen, sah nach Pudding aus, war im Angebot – und dann leider nicht geniessbar…) und auf zum Zion. Ins heilige Land der Mormonen.
Mit einem Shuttlebus fuhren wir in den Park. Jede 2. Sitzreihe war gesperrt wegen Covid, alls Fenster waren geoeffnet und es galt natuerlich Maskenpflicht. Unserem Sicherheitsbeduerfnis war damit Genuege getan. Bis der gespraechige Busfahrer auf einen riesigen Felsen verwies auf einer Strassenseite. Der sei im Fruehjahr abgebrochen und hintergerasselt. Gut, dass da gerade keiner stand.
Am 1. Tag wollten wir die „Enge“ erwandern. Oder den ersten kinderfreundlichen Teil davon. Es war ein Herbsttag wie er im Buche steht. Sonnenstrahlen liessen gelbes Laub erstrahlen, die Haenge glitzerten vom Tau, im Fluss spiegelte sich das Licht. Ein betonierter Wanderweg fuehrte am Fluss entlang. Und trotzdem kamen uns Menschen in kompletter Regenmontur entgegen mit Wanderstoecken und ausgeliehenen Wanderstiefeln. Wir machten uns froehlich lustig ueber die verrueckten Amis, die immer erst die Ausruestung kaufen und dann spazieren gehen. Bis wir zum Beginn der Enge kamen. Da, wo der Betonweg im Fluss muendet und nur noch die Harten gegen die Stroemung in die Schlucht hineinlaufen. Die Kinder und ich steckten unsere nackten Fuesse einmal ins Wasser und beschlossen nach 2 Schritten, dass das nun nicht noetig sei und man dafuer wohl doch die Ausruestung brauche…
Muede kamen wir zum Parkplatz zurueck und suchten einen Kochplatz mit Blick auf Felsen. Dazu Steaks aus der Pfanne und Nudeln und Salat (direkt nach dem Einkaufen halt), das Leben war herrlich.
Und es wurde noch besser. Denn dank Corona hatten wir ein Hotel mit Sternen samt grossem Pool und Hottub. Beide ebenfalls dank Corona herrlich leer. Ich traf einen Ex-Militaer (3 Irakeinsaetze) und heutigen Pentagon-Polizisten, der Trump gar nicht mochte und Sorge vor Krawallen wegen der Amtsuebergabe hatte. Er behauptete, sein bestes Steak in Muenchen gegessen zu haben. Naja, ganz ehrlich, das hab ich ihm nicht geglaubt. Amerikanisches Steak ist schon der Hammer! Was wir ihm glaubten war die Empfehlung, in den Bryce Nationalpark zu fahren. Wir googelten kurz und buchten kurzerhand um. Eine Nacht weniger im Zion, dafuer eine Nacht im Bryce. Frueh aufstehen konnten wir ja nun auch. Also kein Problem noch eine Station mehr einzuplanen.
Fruehstueck gab’s am naechsten Tag in der beruehmten braunen Tuete. Das Muesli der Kinder bestand aus suessen Cornflakes mit Einhoernern aus purem Zucker. Das war selbst fuer Theo zu viel (und der verzuckert sich seine Haferflocken immer fuerchterlich).
Am zweiten Tag erwanderten wir kleine Wasserloecher auf idyllischen Wegen. Theo zerbrach bei der ersten Pause Tonis Wanderstock. Damit war die Stimmung hinueber und wir teilten uns die Kinder auf. So ging’s… Das Licht war traumhaft. Nur ueber die herabhaengenden Felsvorspruenge versuchte ich nicht nachzudenken.
Die halsbrecherische „Engellandung“ sparten wir uns. Es ist quasi ein Klettersteig ohne Sicherung. Ich wuerde da maximal hochkommen und muesste dann wahrscheinlich entweder unter Hypnose runtergeleitet werden oder von der Bergrettung geborgen werden.