Weiter ging’s die historische Route 66 entlang. Ein enger, geschwungener Highway. An jeder Kurve ueberlegte ich, was die Familie von „Grapes of Wreath“ hier erlebt hatte. Als wir ueber einen Berg fuhren, war ich mir sicher, dass hier die Oma gestorben ist. Wir holten uns Dunkin’s Donuts und ploetzlich war es dunkel.
Egal, wir wollten durch eine Geisterstadt samt Eseln fahren. Die hatte uns unser naechster Gastgeber empfohlen. Es war eine witzige Geisterstadt. Halb verlassen mit Eseln, halb bewohnt und touristisch bewirtschaftet. Gruselig und witzig zugleich.
Schliesslich erreichten wir unser Nachtquartier. Der Gastgeber stellte sich als echter Missionar heraus. Ich witterte das gleich und liess Philipp das Gespraech fuehren. So dauerte es nur 30 Minuten… Er gab und Infos mit, wann Jesus genau geboren wurde (September im Jahre 4.v. Chr.) und riet uns zu obskuren Medikamenten gegen Corona. So sei er 100% geschuetzt, er trage seine Maske nur aus Ruecksicht auf uns… Das Haus grundreinige er nach jedem Besucher (allein 2h dauere das fuer die Couch). In der Kueche waren amerikanische Basics wie Peanutbutter und Instantkaffee und zuckrige Cornflakes fuer uns.
Und im Wohnzimmer standen ein Doppelstockbett und ein Laufband. Die Kinder waren begeistert. Theo rannte wie bloed einige Kilometer. Dann versuchte Toni aufs laufende Band zu springen, fiel, schrie wie am Spiess. Theo schaffte es, das Band anzuhalten, doch Toni hatte schon 2 heftige Schuerfwunden an den Knien. Und bruellte! Ich verarztete sie, hiefte sie zu mir ins Bett. Und versuchte irgendwann zu schlafen.
Bis der Feueralarm anfing, zu piepen. Ich brauchte einige Zeit, um das zu realisieren. Dann noch mehr Zeit, um gegen ihn zu hauen. Ohne Erfolg. Irgendwann weckte ich Philipp und er montierte ihn ab. Da war ich schon voellig entnervt und muede.
Auf meinen freundlichen Hinweis am Morgen, meinte der Vermuter nur: „Ah, kein Problem, ja, da muss ich die Batterie wechseln.“ Ich murmelte, dass es aber durchaus ein Problem fuer mich gewesen sei. Er laechelte es nachsichtig weg.
Wir waren wieder mal maximal unvorbereitet. Deshalb stellten wir manchmal recht kurzfristig fest, dass wir noch etwas sehen mussten. Zum Beispiel die Mojave Sandduenen. Riesige, weite, hohe Duenen, die so nah wirkten und doch eine gute Stunde Wanderung im tiefen Sand bedeuteten. Und dann standen wir direkt vor einer Wand aus Sand. Alle anderen liefen natuerlich den Kamm. Philipp und die Kinder fanden, „das letzte Stueckchen laufen wir jetzt direkt hoch“. Ich hab schon lange nicht mehr so geflucht. Nach 1/3 lag ich keuchend im Sand waehrend Theo solidarisch wieder runtergekrabbelt kam zu mir. Nach 2/3 war ich mir sicher, hier, heute, in diesem Sand an Erschoepfung zu sterben. Nach 3/4 verfluchte ich alle Anwesenden. Und schliesslich zog ich mich keuchend hoch.
Theo fand das alles so aufregend, dass er, oben angekommen, gleich nochmal runterrannte – und dann wieder hoch. Dieser Irre. (Spaeter erfuhren wir, dass seinen Patentante genau denselben Fehler gemacht hatte mit ihrem Mann :))
Die Aussicht war fantastisch. Und ausserdem hatte ein junges Paerchen ihre Surfbretter mitgebracht zum Sand rutschen. Sie liehen sie den Kindern mal aus. Das Glueck war perfekt. Und die Rueckwanderung laaaang. Mit mueden Beinen und einigermassen ausgehungert (wir hatten ja eher fuer ne Stunde geplant also fuer 2,5). Warum soll es unseren Kindern anders ergehen als mir damals…