Baeckermeister Philipp

Ich habe gerade „Unterschiede im Roggenmehl für Sauerteigbrot“ gegoogelt. Denn natürlich haben auch wir angefangen, unser eigenes Brot zu backen. Wie quasi jeder, den ich in meiner Nachbarschaft kenne.
Das erklärt, warum a) Menschen ihre frisch zubereiteten Brote stolz auf Facebook präsentieren. Warum b) jeder jetzt einen Sauerteigstarter mit einem Namen zu Hause zu haben scheint. Unserer heißt Voldemort. Gute Wahl, weil er immer stärker und hungriger wird. Er hat auch die Fähigkeit, aufzuerstehen, wenn ich vergesse, ihn zu füttern. Die Benennung des Sauerteigs ist anscheinend ein Zeichen für eine tiefe (unbewusste) Beziehung. Wenn man ihn dann auch noch jeden Tag zur gleichen Zeit wie einen Hund oder eine Katze füttert, werde diese innige Bindung gestärkt. Ich mache beides. Es erklärt auch, warum c) ich in letzter Zeit in keinem Lebensmittelgeschäft Mehl gesehen habe.

Also googelte ich noch einmal: „Warum backen jetzt so viele Leute?“ Stellte sich heraus, dass diese Frage in den letzten 4 Wochen auch hatten und im Grunde jede Zeitung dieses Thema behandelt hat. Hier sind meine Lieblingserklärungen.

„Wir sind jetzt alle so isoliert, aber die Arbeit mit Sauerteig ist eine inhärent kollaborative Praxis“, erklärt Emily Hoven in der Washington Post. Sie hat ihre Dissertation über Sauerteig geschrieben. „Sie haben die Hefe und alle Bakterien, die das Brot mit Ihnen gemeinsam machen.“ Hinweis: Diese Bakterien sind auch schuld, wenn das Brot nicht so ausfällt, wie man es will. Es gibt also immer einen Sündenbock, perfekt!

Kochen und Backen sind weit verbreitete Methoden, um mit Angstzuständen umzugehen. Schon seit Jahrtausenden. Einen Sauerteig achtsam zu verprügeln sei super befriedigend; Mein Mann erzählt es mir immer wieder mit klebrigen Händen voller Teig. Er ist der talentierte Bäcker in unserem Haushalt. Ich genieße einfach den Geruch und Geschmack der frisch zubereiteten Brote. Mein Mann versichert mir, dass das Backen sofort Stress abbaut. Und es ist billiger und gesünder als andere Bewältigungsmechanismen. Wie Online-Shopping oder Drinks vor 17 Uhr (jeden Tag). Außerdem bereut man das Ergebnis nicht! Als Philipp den Teig sorgsam faltet, sieht es so aus, als würde er meditieren. Ein beschäftigter, konzentrierter Körper lässt unseren Geist „entspannen, sich neu gruppieren und neu konzentrieren“. Total logisch. Und Philipp ist der lebendige Beweis.

InKrisenzeiten begehren die Menschen den kreatuerlichen Komfort. Es gibt nicht viel, was so einfach, so beruhigend und so lecker ist wie frisches Brot. (Obwohl Pfannkuchen und French Toast auch nicht zu verachten sind.) Was immer dazu führt, dass ich zuviel davon auf einmal esse. Natuerlich mit Butter und wahlweise Honig oder Marmelade. „Der heilige Gral des Getreides gibt unseren Affenhirnen eine leicht verdauliche Ablenkung.“ Ist das nicht poetisch?

Und für die wirklichen Wissenschaftler unter euch (wie Physiker, Chemiker und andere kluge Leute) ist hier eine Erklärung für den erhöhten Kohlenhydratehunger in letzter Zeit: „Das Essen von Kohlenhydraten wie Brot stimuliert Insulin, was die Aufnahme des essentiellen Aminossaeure Tryptophan durch das Gehirn erhöht.“, sagt Harvey Anderson, Professor für Ernährungswissenschaften an der Universität von Toronto. „Tryptophan im Gehirn erhöht die Produktion von Serotonin, einem Neurotransmitter, der in stressigen Zeiten Ruhe und Schlaf fördert. Also, genieße dein frisches Brot, iss bloss einfach nicht das ganze Brot auf einmal. “ (Ah! Gut, dass mir das endlich mal jemand sagt nach all dem Ueberfressungsleiden.)

Zu guter Letzt ist hier meine persönliche Erklärung für das goettliche Backen meines Mannes. Es ist eine direkte Gebetserhoerung. Weil ich jedes Mal, wenn ich meine Hände wasche, das Vaterunser bete. „Gib uns heute unser tägliches Brot“, los geht’s. Und Jesus wusste definitiv, was wir in Zeiten emotionaler und finanzieller Knappheit brauchen: Etwas zu tun, etwas zu essen und sofortige Befriedigung inmitten einer nebligen Zukunft. Also gebot er uns, das einfachste und doch effektivste Seelenfutter zu essen und zu trinken, um uns an ihn zu erinnern. Brot und Wein. Guten Appetit und Prost!

Geburtstagsparade und Kindertraurigkeiten

Eine Freundin wurde gestern 6! Eigentlich war eine grosse Feier geplant mit Huepfburg und Unmengen an Kuchen. Stattdessen hatten Bekannte eine kleine Parade organisiert. Die Idee: Die Geburtstagsfamilie steht am Wegrand und Freunde laufen oder radeln winkend und singend vorbei. Coole Idee. Im Fernsehen oder Internet funktioniert das auch immer perfekt.

Wir hatten eher eine Stehparade. Weil einfach alle viel zu froh waren, einander zu sehen. Also hingen wir an der Haltestelle des Schulbusses ab (den die Kinder nie wieder nutzen werden, weil ihre Schule ab Herbst zu uns in die Naehe zieht) und sangen und redeten. Erst alle brav mit Masken von Grossmama. Dann irgendwann ohne, aber natuerlich mit eingehaltenem Abstand. Selbst die Kinder koennen den inzwischen mit perfektem Augenmass. Sobald sich jemand bewegte, sprangen alle nach weg. 6 feet wird die neue Masseinheit!

Das Wichtigste am Geburtstag war auch organisiert: Wir stellten Geschenke ab, haendigten den Geburtstagseltern eine Tupperdose und bekamen eine Stunde spaeter leckere, selbstgebackene Torte mit echtem Marzipanschmuck. Dass der Papa Oesterreicher ist, schmeckte man.

Auf dem Hin- und Rueckweg zur Stehrade, kamen wir an einer von Tonis besten Freundinnen vorbei. Vor 4 Wochen hatten wir uns schon mal zufaellig getroffen und die Maedchen hatten jauchzend mit 3 m Abstand Radschlagen geuebt. Dieses Mal winkten sie einander nur zu, ohne stehenzubleiben.

Also fragte ich Toni, ob sie nicht kurz stehen bleiben wolle? Kopfschuetteln. Ich als Seelsorgerin liess natuerlich nicht locker, bis Toni erklaerte: Es macht mich einfach zu traurig, meine Freunde nur aus der Entfernung zu sehen oder mit ihnen zu telefonieren, wo ich doch richtig mit ihnen spielen will! Ja, so ist es wohl. Hoffentlich koennen die Kinder den Schalter wieder umlegen, wenn zwischenmenschliche Naehe nicht mehr gleichbedeutend mit Gefahr ist.

Diese verdammte Obdachlosigkeit

Eine Nachricht von der Sozialbeauftragten unserer Schule. Ich oeffne sie und denke, mich trifft der Schlag. Theos Freund und Klassenkamerad Karter ist seit einem Jahr obdachlos und lebt mit seiner Mama in einem Obdachlosenheim. Unfassbar. Nun haben die beiden endlich eine Wohnung bekommen, aber wegen des Virus verzoegern sich Lieferzeiten. Die Moebel sind nicht angekommen. Nun stehen die beiden in wenigen Stunden in einer leeren Wohnung.

Ich kenne Karter und seine Mama. Wir waren bei seiner grossen Halloweenparty, bei der sein Rollstuhl von einer Non-Profit Organisation in ein Raumschiff verwandelt wurde. Vor wenigen Wochen haben wir uns bei einer Geburtstagsfeier getroffen und laenger unterhalten. Danach waren wir auf der Elternparty unserer Schule. Nichts liess mich auch nur vermuten, dass die beiden in echter Not sind.

Karter ist wunderwoll. Ein froehlicher Junge, der lautstark zeigt, was er mag und was nicht. Theo liebt ihn. Er ist im Klassenzimmer der Chef mit dem Kontrollknopf (laut Theo) und liebt Kuscheltiere und Buecher. Und er ist schwerbehindert, sitzt im Rollstuhl, kann nicht sprechen oder kauen oder richtig schlucken.

Also bitte ich auf Facebook und per Mail um Hilfe. Innerhalb von 2 Stunden habe ich Kuechenutensilien, ein Luftbett, Decken und Laken organisiert und abgeholt von Freunden und Nachbarn. Die Kinder stellen aus unseren Vorraeten Essenstueten zusammen. Toni schluckt und protestiert kurz als ich ihre Lieblingskekse in eine Tuete packe. Aber dann versteht sie: Wir geben nur das Beste. Theo flitzt ins Kinderzimmer und holt 2 Kuscheltiere, Knete und eine Kreisel fuer seinen Freund.

19.30 parken wir vor der neuen Wohnung. Karter und seine Mama sind auch gerade angekommen. Alles, was sie haben passt in ein paar Taschen. Eine zweite Mutter von der Schule kommt dazu und gemeinsam tragen wir die notduerftige Einrichtung hoch. Toni und Theo helfen begeistert, schleppen Taschen, halten Tueren auf. Theo kontrolliert das Aufblasen der 2 Luftbetten, Toni raeumt mit mir den Kuehlschrank ein und spricht mit Karter. Der Arme stoehnt vor Schmerzen, er musste den ganzen Tag im Rollstuhl sitzen und will nur noch liegen.

Endlich ist seine Matratze fertig aufgepustet und bezogen. Seine Mama legt ihn ins Bett, Theo drueckt ihm die Kuscheltiere in den Arm. Und da liegt er wie im Himmel. Selig und ruhig, schaut zur Decke, schaut zum Licht. Und schlaeft ein.

Und mir kommen die Traenen (damals und jetzt beim Schreiben) vor Glueck. Das ist der schoenste Moment meiner Woche.

Im Auto sagt Toni: „Das war gerade wunderschoen, dass wir Karter helfen durften. Das war das Schoenste.“ Und Theo sieht ein, dass ich zwar mein Filmversprechen fuer den Tag gebrochen habe, aber fuer einen sehr guten Zweck. Und, dass man manchmal sogar Versprechen brechen muss, wenn Freunde unsere Hilfe brauchen.

Kurz vor dem Schlafengehen sagt Toni: „Mama, ich will jetzt 3 Sachen werden: Tieraerztin (schon seit Jahren), Kletterin (auch schon lange) und Pastorin (das wollte sie noch nie).“ Da steigen mir schon wieder Traenen in die Augen. Denn sie hat etwas sehr, sehr Wichtiges verstanden ueber meinen Beruf.

3 Wochen Pastorin im Maerz – mehr Veraenderung geht kaum

Mein 3. Sontag in meiner eigene Gemeinde. Bisher jedesmal anders dank fortschreitender Massnahmen zur Eindaemmung des Coronaviruses.

1. Sonntag: “normaler” Gottesdienst mit grossem gemeinsamem Mittagessen im Anschluss.

2. Sonntag: 10 Leute treffen sich, um den Gottesdienst zu gestalten und zu filmen. Alle anderen schauen von zu Hause via Zoom zu.

3. Sonntag: Alle sitzen zu Hause und wir feiern einen Zoom-Gottesdienst (schade, dass hier der Witz “und es hat Zoom gemacht” nicht funktioniert).

So klingt es ganz einfach. Hinter den Kulissen ist das ein riesiger Aufwand und am Ende immer noch nicht so schoen wie “in echt”. Aber immerhinque.

Das Positive zuerst:

1. Die technisch begabten Maenner in unserer Gemeinde haben einen Heidenspass. Was fuer eine Freude, in ihre begeisterten Gesichter zu sehen, wenn alles klappt. Es gibt ein Technik-Support-Team, das “Ersteinwaehler” bei Zoom unterstuetzt und Samstagnachmittag eine Probe anbietet. Es gibt einen Host, der uns alle an- und ausschaltet, einen Chef vom Dienst, der alles im Blick behaelt und dann viele Maenner, die mit ihren Kamera- und Audioeinstellungen herumexperimentieren. Die maennliche Beteiligung am kirchlichen Leben ist mal eben ordentlich angestiegen.

2. Endlich koennen nun auch die ans Bett und an ihre 4 Waende gefesselten Menschen mit uns Gottesdienst feiern. Dass wir ploetzlich alle auf unsere Wohnungen beschraenkt sind, oeffnet unseren Blick fuer die Beduerfnisse all derer, die schon seit Monaten oder Jahren nicht mehr mit uns feiern koennen.

3. Menschen aus aller Welt koennen zusammen Gottesdienst feiern. Sprich, meine Familie schaltet sich aus Rostock und Berlin dazu, Freunde hoeren aus Deutschland und den USA zu. Interessanterweise faellt es mir leichter, amerikanische Freunde zu meinem Onlinegottesdienst einzuladen, also zu einem “echten”. Und fuer die Freunde ist die Hemmschwelle auch niedriger.

4. Ich kann liturgisch herumspielen und vor allem unseren wortgewaltigen Gottesdienst entschlacken und niemand meckert. Ist ja eh alles anders. Ich liebe es. Also gleich mal 1 von 3 Lesungen rausgeschmissen, Gebete gekuerzt, Psalm als Suendenbekenntnis genommen. Fuehle mich wie auf der Spielwiese.

Was fehlt? Der Kontakt. Ist echt komisch in eine Kamera zu predigen und niemand lacht ueber einen Witz oder nickt oder zeigt irgendeine Ruehrung. Es fehlt mir, Menschen zu umarmen und zu segnen und ihnen das Abendmahl auszuteilen. Mir fehlt das liturgische Handeln, weil ich bisher nur meine Laptopkamera nutzen kann und entsprechend statisch agieren muss.

“Viele Pfarrer sitzen in ihren Arbeitszimmern vor ihren Buecherregalen”, sagte mir ein Gemeindeglied. Ich sitze vor einer halbwegs weissen Wand in unserem Wohnzimmer. Ich hab kein Arbeitszimmer und schon gar keine Bibliothek. Die lagert in Hamburg im Keller. Die einzige Bibliothek in unserer Wohnung ist ein uebervolles Regal im Kinderzimmer. Vielleicht setz ich mich davor auf den Teppich beim naechsten Mal. Fuers Pfarrerklischee.

Das Gute: Wir haben ja noch ein paar Wochen, um uns zu verbessern. Fuer naechsten Sonntag wollen wir ein Kreuz basteln fuer die leere Wand. Freunde leihen mir eine Kamera und ein mobiles Mikro. Dann kann ich vielleicht sogar im Garten feiern oder am Strand. Mal sehen!

Immer Sonntags 10.15 kalifornische Zeit per link https://zoom.us/j/5107973724

unsere meeting ID ist 510 797 3724

Weihnachtsfeier echt amerikanisch

Meine Seelsorgeausbilderin lud unsere Gruppe Anfang Dezember zur Weihnachtsfeier zu sich nach Hause ein. Ein kleines Häuschen in einer typischen Wohngegend. Alles war festlich geschmückt, jeder Winkel dekoriert. Am Plasteweihnachtsbaum hingen gekaufte und selbstgebastelte Dekoelemente der letzten 35 Jahre. Das Propanfeuer loderte, der Hund lag auf der Couch, es war wie im Hallmark-Film.

Jeder von uns hatte ein kleines Geschenk mitgebracht und etwas zu Essen. Keine Party ohne Potluck = jeder bringt was mit. (Amerikaner sind deshalb immer etwas zurückhaltend damit, zu einer Party zuzusagen. Erst müssen sie herausbekommen, wieviel Aufwand das wirklich für sie bedeutet. Der Klassiker hier: Ach, könntet ihr bitte das Dessert mitbringen?)

Mein kulinarischer Beitrag: Kürbis-Pie mit Schlagsahne. Die wollte ich natürlich frisch schlagen. Joanne hatte aber kein Rührgerät. Weil sie nicht kocht. „Ich hab 20 Jahre lang täglich gekocht für meine Kinder, damit ist nur Schluss.“ Was tun?

Ob wir nicht ihre Nachbarn fragen könnten, ob sie uns einen Mixer leihen würden? 6 Augenpaare starrten mich an. Das mache man hier nicht. Wie ich denn auf die Idee käme? Ich erklärte, dass das in Berkeley ganz normal sei, dass ich mir so gut wie alles von Nachbarn ausleihen würde. Die Augen wurden immer grösser. Das sei dann WIRKLICH typisch Berkeley, aber nicht normal in Amerika. Sie kenne ihre Nachbarn nicht einmal. Obwohl sie seit 5 Jahren hier lebe. Bin ich froh, dass ich in Berkeley wohne.

Die Feier war trotzdem nett und das Essen gut. Auch ohne Sahne. Dafür mit heissem Apfelsaft aus echt deutschen Weihnachtsmarktglühweinpötten. Meine Supervisorin war nämlich mal 3 Jahre in Deutschland stationiert und reist seitdem mindestens 1x im Jahr zur Adventszeit nach Deutschland. Weihnachtsstimmung schnuppern und Glühwein trinken.

Valentinstag für alle! Teil 2

Insgesamt 10 Menschen lernten wir innerhalb einer knappen Stunde kennen. 4 Frauen und 6 Männer. Ein Mann las gerade einen Roman, neben ihm lag ein Sandwich. Über einen Muffinnachtisch freute er sich trotzdem. Während wir mit ihm redeten, kam ein junger Mann auf uns zu, höchstens Anfang 20, gut gekleidet. „Das ist total toll, was ihr macht. Das wollte ich euch nur sagen. Gott segne euch.“

Ein Mann betete gerade sein Stundengebet mit dem Koran in der Hand. Er unterbrach kurz, ja, er esse Fleisch. „Gott segne Sie“, verabschiedete ich mich. „Gott segne Sie.“, antwortete er. Wir legten ihm sein Essen auf die Bank.

Ein alter Mann hockte auf dem Boden und hielt liebevoll die Hand seiner Partnerin. Sie sass im Rollstuhl mit müdem Gesicht. „Fröhlichen Valentinstag!“, wünschte ich und die beiden lächelten einander überrascht an. „Ist das wirklich heute?“, fragte der Mann. Ich nickte. Beide freuten sich über Brote und Muffin. Äpfel konnten die beiden nicht kauen. Wir kamen ins Gespräch. Er sei aus dem Mittleren Westen. Bevor er obdachlos geworden sein, hätte er sich nicht träumen lassen, wie gleichgültig Menschen sein könnten. „Es ist so wichtig, was Sie machen. Und dass sie ihre Kinder mitnehmen.“ Ich fühlte mich durchschaut. Na klar, das war auch eine Bildungschance für die Kinder. Vielleicht sogar vornehmlich. Jedenfalls hatte ich das geglaubt. Er erzählte, dass er für seine Freundin Schuhe kaufen wollte und sich der Verkäufer in Berkeley weigerte, sie ihm zu geben. „Ich hatte doch Geld!“, sah er mich traurig an. Er erzählte, dass er 8 Monate lang nicht wusste, wo seine Freundin war. Einfach weg sei sie gewesen und niemand habe ihm Auskunft gegeben. „Sie war in einem Heim und ich dachte schon, sie sei tot. Irgendwann kam sie wieder. Nun sind wir wieder zusammen. Gott sei Dank.“

Weiter liefen wir die Strasse hinunter. An zwei Frauen vorbei. Sie sassen mit einem Kaffee in der Hand in einem Hauseingang. Waren sie obdachlos? Ich wusste es nicht und fragte sie vorsichtshalber nicht. Wollte ja niemandem zu nahe treten. Einige Meter weiter mussten wir an der Ampel warten. Da rief die ältere der beiden: „Entschuldigung, verteilen Sie etwas?“ – „Ja, Brote.“ – „Dürften wir auch eins bekommen bitte?“ Wir drehten um und lernten Li und ihre Tochter 18-jährige Tochter Amy kennen. Li ist vor 25 Jahren aus Hongkong gekommen, hat hier gearbeitet, bis sie erst ihren Job verlor und dann vor einigen Wochen die Wohnung. Seitdem haben sie ihr Hab und Gut in 2 Kinderwagen geladen und leben auf der Strasse. Verwandte haben sie keine hier, die helfen würden. Stolz erzählt Li: „Amy will aufs City College gehen, sie hat letztes Jahr Abi gemacht.“ Und Amy lächelt schüchtern und sagt: „Heute wollte ich mich anmelden, aber ich war so fürchterlich müde.“ Ich nicke. Kann mir gar nicht vorstellen, wie man fit sein soll für eine Unibewerbung nach Nächten draussen, die auch hier kalt sind, um die 10 Grad. „Ich bewundere dich, Amy. Du musst unglaublich willensstark sein, in dieser Situation weiterzumachen und studieren zu wollen.“

Auf dem Rückweg laufen wir nochmal durch den Park. 2 Männer schlafen, einer redet mit dem Himmel und starrt in die Luft. Auf einer kleinen Mauer sitzen einige Leute, reden, lachen, hören Musik. Wir gehen auf das Grüppchen zu und bieten ihnen unsere Brote und Muffins an. Ein älterer Mann, Ray, nimmt etwas, betonend, dass er nicht mehr obdachlos sei. Er war es, viele Jahre. Aber seit 10 Jahren habe er eine kleine Wohnung. In den Park komme er, um anderen Mut zu machen. „Ich habe es geschafft, sie können es auch schaffen.“

Sein Kumpel hat noch keine feste Bleibe gefunden. Als er unsere Muffins sieht, strahlt er übers ganze Gesicht. „Oh, das ist mein Lieblingsessen. Darf ich 2 nehmen?“ – „Klar, gerne auch 3 oder 4.“, lache ich. „Danke, aber eigentlich darf ich keinen Zucker essen. Aber wann krieg ich schon mal frisch gebackene Muffins.“ Vorsichtig nimmt er sich die warmen Muffins aus der Dose und legt sie wie einen kleinen Schatz vor sich hin. Und dann erzählt er: Davon, wie fröhlich er als kleiner Junge war. Dass seine Mutter ihm kochen beigebracht hat und wie gern er bei ihr in der Küche stand. Dass er mit seinem Vater auf dem Bau und im Abriss und beim Abschleppdienst gearbeitet hat. Ich sehe ihn förmlich vor mir. Einen kleinen Jungen mit mitreissendem Lächeln. Einen jungen Mann voller Tatendrang. Ein Leben voller Hoffnungen. Was dann passiert ist? Ich weiss es nicht. Aber ich sehe nicht mehr einen anonymen Mann ohne obere Zahnreihe und in Lumpen, der eine Bierflasche in einer Papiertüte versteckt. Sondern einen Nachbarn, dem das Leben übel mitgespielt hat. Während unserer Unterhaltung beobachte ich aus den Augenwinkeln, wie Theo mit Ray redet.

Bevor wir gehen wollen, holt Ray plötzlich sein Portemonnaie hervor. Er möchte uns was geben fürs essen. Ich wehre ab, nein, das sein ein Valentinsgeschenk. Doch er insistiert. Fischt einen $5-Schein hervor und gibt ihn Theo. „Bitte, nehmt das. Ich hatte Glück. Ich durfte ein Rehabilitationsprogramm absolvieren und habe eine Wohnung bekommen. Jetzt möchte ich zurückgeben.“ Da gebe ich auf und wir nehmen das Geld dankend an. Weil ich das Gefühl habe, dass es nicht richtig wäre, Ray diese Freude zu verwehren. Auf dem Nachhauseweg überlegen wir, was wir mit dem Geld machen können. Wie wir damit mehr Menschen Gutes tun können. „Kinder, ich gebe euch noch $5 dazu, lasst euch was einfallen.“, sage ich. Noch überlegen die beiden. Mal sehen, was passiert.

Am Ende des Vormittags habe ich das Gefühl, die eigentlich Beschenkte zu sein. Die Kinder ekeln sich jetzt nicht mehr vor Obdachlosen. Die Geschichten haben sie berührt und beschäftigen sie weiter. Wir wurden mit Geschichten beschenkt. Wir wurden gesegnet. Mit mehr Segenswünschen als ich jemals in Berkeley gehört habe.

Gott segne unsere obdachlosen Nachbarn. Und gebe uns Augen und Ohren für ihre Leben und Geschichten. Damit wir nicht in ohnmächtiges Wegsehen verfallen. Damit wir in ihnen sehen, was sie sind: liebenswerte Menschen und Nachbarn.

Valentinstag für alle! Teil 1

Ich habe den Valentinstag hier wirklich lieben gelernt. Die Kinder bastelten für alle Klassenkameraden kleine Kärtchen und überlegten, was sie an dem oder derjenigen mögen. Und sie bekamen jeder 20 Karten von ihren Mitschülern, teils wirklich rührende Freundschaftserklärungen mit Liebe gekritzelt und geklebt.

Seit vielen Monaten ist bei uns die bedrückende und allgegenwärtige Obdachlosigkeit Thema. Anfangs waren die Kinder noch erschüttert, wenn sie Menschen auf der Strasse liegen sahen. Nach und nach wandelte sich dies in Ekel und Gleichmut. Ich war erst überrascht, dann traurig und konnte mir nicht erklären, was passiert ist. Zu Hause reden wir nie schlecht über wohnungslose Nachbarn. Die Kinder kennen Leah und Theo, die Familie, die wir unterstützen. Ich gucke niemanden komisch an auf der Strasse (glaub ich jedenfalls). Und trotzdem: Ekel und Gleichmut.

Eine befreundete Psychologin erklärte es mir: „Das ist völlig normal. Die Kinder sehen sich dem Elend ohnmächtig ausgeliefert. Sie halten es nicht aus und haben das Gefühl, nichts tun zu können. Also stumpfen sie ab. Und rationalisieren das Gefühl als Ekel.“ Was tun? Ich solle den Kindern zeigen, dass sie einen Unterschied machen können. „Vielleicht könnt ihr immer was Kleines in der Tasche haben zum Verschenken?“

Soweit sind wir noch nicht. Auch wenn wir schon Ideen gesponnen haben, was nützlich sein könnte. Zahnbürsten und Zahnpasta vielleicht. Oder Süssigkeiten fürs Herze.

Am 14. Februar selbst hatten die Kinder schulfrei. Eine Freundin kam morgens zu uns und das Kinderferientagscamp war komplett. Ideal, um endlich den Wunsch in die Tat umzusetzen. Wir buken Schokomuffins, die Kinder schmierten oberleckere, dick belegte Sandwiche. Dazu packten wir Äpfel und Süssigkeiten ein und gingen 7 Minuten gen Innenstadt. Dort ist ein kleiner Park, Anlaufpunkt für viele Obdachlose und Arme.

Eine kurze Unsicherheit überkam mich. Wie würden die Menschen es aufnehmen, wenn wir ihnen Essen anbieten? Ich wollte ja niemandem zu nahe treten, niemanden beleidigen. Eine Frau sass auf der ersten Bank. Sie schimpfte laut in Richtung einiger Männer. Ihr Oberkörper war halb entblösst.

Ich ging lächelnd auf sie zu: „Fröhlichen Valentinstag wünsche ich ihnen.“

Sie drehte sich zu mir um, lächelte überrascht. „Danke, das ist lieb. Ihnen auch.“

„Die Kinder und ich haben Brote gestrichen und frische Schokomuffins gebacken. Sie sind noch warm. Dürfen wir ihnen welche anbieten? Aber wirklich nur, wenn sie mögen.“, fragte ich vorsichtig.

„Gerne! Sehr gerne. Das ist wunderbar.“ Ich reichte ihr beides. Da fragte Theo schüchtern: „Wir haben auch Äpfel, mögen sie einen?“ Das Strahlen der Frau wurde noch breiter und Theo reichte ihr einen.

Da traute sich auch Toni. „Ich habe kleine Tüten mit Süssigkeiten gefüllt, bitteschön.“ Die Frau guckte die Kinder an, ungläubig fast ob der Freundlichkeit. Dann bedankte sie sich.

„Wie heissen sie?“, fragte ich und sie sagte es mir. „Lisa, ich bin Tia. Es ist mir eine Ehre, sie getroffen zu haben.“ – „Mir auch. Gott segne euch.“, antwortete sie. „Gott segne sie!“, verabschiedeten wir uns. Meine Angst war verflogen. Es war richtig, was wir hier machten.

Frühling im Herbst

30 Jahre friedliche Revolution. Wie in jedem Jahr, feiere ich im Herbst meine 2 wichtigsten, säkulären Feiertage. Den Tag der deutschen Einheit am 3. Oktober und die Maueröffnung am 9. November. An beiden Tagen verspüre ich nur eins: Pure Dankbarkeit, Erleichterung, Freude.

Mir wird immer wieder bewusst, welche immense Bedeutung 1989 für mein Leben hat. So vieles hätte ich nicht erlebt ohne deutsche Einheit. Hätte nicht in Kanada gelebt, vielleicht in Rumänien, sicher nicht in Griechenland und schon gar nicht heute in den USA. Ich hätte Philipp nicht getroffen und die meisten meiner Freunde nicht. Ich hätte keine 2. Heimat in München und Hamburg gefunden und keine 3. im Allgäu.

Die Kinder finden es faszinierend, dass Papa und Mama früher in 2 verschiedenen Ländern gelebt haben. „Papa, bist du über die Mauer geklettert zu Mama?“, fragen sie. Oder: „Mama, warst du so richtig eingesperrt?“ Und Toni philosophiert darüber wer sie wäre, wenn es noch immer 2 Mal Deutschland gäbe. „Also, Theo und ich wären natürlich trotzdem hier. Nur Papa wäre nicht in unserer Familie.“

Am 8. November ludt die internationale deutsche Schule im nächsten Ort zum Laternenfest samt Revolutionsgedenken ein. Kerzen und stürzende Mauern, sehr passend. Hier gab’s natürlich elektrische Sicherheitsteelichter im Wachslook. Wir zogen einmal um den Block, sangen ein paar Lieder. Leider waren wir zu spät zum Laterne basteln gekommen, so musste ich mal nicht 2 Laternenstäbe tragen für die Kinder. Auch schön. Theo war völlig sprachverwirrt. „Ich kenne die Lieder doch nicht af Englisch“, sagte er. „Kein Problem, wir singen ja auch alle auf Deutsch.“

Danach dann die Presentation zum Mauerfall. Jugendliche Deutsch-Amerikaner haben versucht, zu erzählen, was passierte. Grandios. Hier ein paar Highlights.

Wichtige Leute waren mit an der Revolution beteiligt.

Ronald Reagan, der 1987 Michael Gorbatschow erklärte: Reiss die Mauer ein.

Michael Gorbatschow, der 2 Jahre später endlich auf den amerikanischen Bruder hörte

Irgendein amerikanischer Rockstar, der 1988 in Berlin von einstürzenden Mauern sang.

Und natürlich Udo Lindenberg mit seinem Sonderzug nach Pankow. Da hätten wir spontan eine Karaokeveranstaltung draus machen können. So viele Eltern summten und sangen mit.

Helmut Kohl? Die Ostdeutschen? Ungarn? Genscher? Kirchen? Keine Rede davon.

Und dann der beste Satz ganz am Ende: „1989 zeigte, dass der Kommunismus keine Chance hat in dieser Welt!“ Ausrufezeichen. Generell. Ich bekam einen kurzen Lachanfall. Kalter Krieg lässt grüssen.

Tja, Geschichtsschreibung ist eben immer Gegenwartsdeutung. Was hier bewiesen wurde.

Frühlingshafte Temperaturen sind übrigens wirklich gerade.

Halloween für Erwachsene im Geisterhaus

Um Halloween schiessen die Geisterhäuser hier aus dem Boden. So eine Art Geisterbahn. Nur schlimmer. Weil man nämlich selbst durchlaufen muss. Also wie damals, als ich als Kind mit meinem Bruder auf dem Rostocker Weihnachtsmarkt durch die Kindergeisterbahn lief.

Nur, dass sich damals mein Bruder an mich klammerte und ich mutig voranschritt. Ich wusste ja schliesslich, dass das alles nicht echt war.

Diesmal wusste ich es auch. Half aber nichts. Mein Verstand sagte mir: Ist alles nur Requisite. Die Schauspieler dürfen mich nicht anfassen (hatte mich extra beim Einlass vergewissert). Wir sind eigentlich in einem Einkaufszentrum. Und ausserdem ist das hier Amerika, die haben panische Angst vor Klagen. Da passiert garantiert nichts.

Und trotzdem dachte ich zwischenzeitlich, ich würde die 25 Minuten nicht überleben ohne mich heiser zu schreien und in Ohnmacht zu fallen. Psychologisch habe ich viel über mich gelernt.

Meine 1. Angstbewältigungsstrategie war der Realitätscheck. Darf mich jemand berühren? Wird sich der Boden bewegen? Bei näherem Hinsehen sind die Masken ziemlich übertrieben. War ein guter Versuch. Aber ich hab mich trotzdem fürchterlich erschreckt über all die aus dem Nichts auftauchenden Monster und auf dem Boden kriechenden Wesen.

2. Strategie: Die Menschen/ Schauspieler/ Gruselwesen vor denen mir bange ist ansprechen. Einem maskierten Typen erklärte ich halb selbstbewusst: „Ich weiss, dass du mich nicht anfassen darfst.“ Aber das war ihm total wurscht. Er blieb trotzdem gefühlt 1 Millimeter von meinem Gesicht entfernt mit seiner haarigen Schreckensmaske.

3. Strategie: Vorsicht. Wir haben wahrscheinlich den absoluten Zeitrekord gebrochen, denn ich bin durch die beiden Häuser im Schneckentempo gegangen. So langsam, dass sich die Leute hinter uns stauten. Und die Armen sich viel weniger gruselten als wir. Zitat des Ehepaares hinter uns am Ende: „Das war überhaupt nicht schlimm. Weisst du noch, bei dem in Tennessee, da sind wir fast gestorben vor Angst.“ Bin ich froh, dass ich da nicht war.

4. Strategie (die keine ist, sondern eher ne Reaktion): Mich an Philipp klammern. Von hinten, damit er zuerst erschreckt wird. Jedes Mal, wenn Philipp aufschrie, schloss ich vorsichtshalber die Augen. Hab dadurch viel weniger Angst gehabt (und auch nur die Hälfte der Dinge gesehen… aber das war es wert). Leider hat einer der Schauspieler mich durchschaut und es einmal geschafft, Philipp so zu erschrecken, dass er einen Satz nach vorn gemacht hat. Und plötzlich war da ein Monster zwischen Philipp und mir und ich schrie nur noch nach Philipp und das Monster blieb und Philipp kam nicht zu mir und ich nicht zu ihm. Ein absoluter Albtraum von ca. 3 Sekunden, einer gefühlten Ewigkeit.

Warum wir uns das angetan haben? Weil ich Karten gewonnen hatte (hätte sonst $26 pro Person gekostet). Weil es super amerikanisch ist und ich noch immer im Austauschschülermodus lebe und alles ausprobieren will. Weil ich es jetzt von meiner Liste abhaken kann.

In der Nacht hatte Philipp Albträume. Ich nicht. Beschützer sein hat seinen Preis.

Leah und Theo – die Suche nach einer Wohnung geht weiter

Vor einigen Wochen habe ich euch von Leah und Theo erzählt. Unsere Nachbarn, die im Zelt auf unserem Lieblingsspielplatz wohnen. Seitdem vergeht kein Tag, an dem ich nicht in ihrem Sinne herumtelefoniere oder Emails schreibe oder Menschen von ihnen erzähle.

Bisher ohne echten Erfolg. Die beiden haben immer noch keine Wohnung und zu allem Übel auch noch ihren Wohnungsgutschein gestrichen bekommen. Weil sie ein Obdachlosenheim und eine schimmelige Wohnung abgelehnt haben. In dem Falle wird der Gutschein noch einige Wochen aufrecht erhalten und dann einer anderen Familie gegeben. Pech gehabt. Im Moment fühlt sich niemand mehr von der Stadt Berkeley zuständig.

Aber wir sind dran. Ein anderer Nachbar und ich sind die Task Force. Er telefoniert in Berkeley herum, ich vernetze uns mit Nachbarn und Menschen weltweit, die helfen wollen. Leah und Theo wohnen seit 2 Wochen in einem Motel, das wir aus Spenden finanzieren. Wer helfen will, hier ist der Link:

https://www.gofundme.com/f/a-home-and-a-future-for-7yearold-and-his-mom?utm_source=customer&utm_medium=copy_link&utm_campaign=p_cf+share-flow-1

Es ist ein echter Kampf, leider. Viele Vermieter wollen nicht an Obdachlose und schon gar nicht an behinderte. Weil die ja dann den ganzen Tag zu Hause seien. Es gibt viele Organisationen, die sich für Obdachlose engagieren. Aber irgendwie meist auf ner anderen Ebene. Entweder sie verteilen Essen und Kleidung oder sie kämpfen für bessere Rechte. Beides ist wichtig, aber ne Wohnung auch. Und ein Anwalt. Fürs Erstreiten eines Wohnungsgutscheines und im Sorgerechtstreit um Theo. Denn der Vater hat anscheinend sein Besuchsrecht erwirkt und will nun das allgemeine Umgangsrecht, vielleicht sogar das Sorgerecht?

Es sind so viele Baustellen, dass ich manchmal in den letzten Wochen echt mutlos war und kurz vor dem Aufgeben. Aber dann kamen Leute auf mich zu, die helfen wollten. Ein Gemeindemitglied, das mich jeden Sonntag nach den beiden fragt und regelmässig spenden will. Wildfremde Menschen, die von den beiden hören und Geld geben wollen. Innerhalb von einer Stunde haben gerade 4 Menschen auf GoFundMe $400 gespendet. Das macht Mut.

ABER: so wichtig Geld ist, es reicht leider nicht. Denn es zuabert keine Wohnung her. Selbst AirBnb-Gastgeber wollen nicht an die beiden vermieten. Obdachlos zu sein stigmatisiert. Das wird mir gerade so richtig klar. Und es macht mich wütend. Was gut ist, denn Wut ist in dem Falle mal der richtige Antrieb!!!