Special Friends

Unsere Campwoche in Mt Cross war die der Special Friends. 7 körperlich und geistig behinderte Erwachsene im Alter zwischen 22 und 65 machen hier eine Wochen Urlaub. Unterstützt von 13 jungen Mitarbeitern (zwischen 18 und 27 Jahre alt). Zeitgleich war noch eine Konfigruppe da samt Pastor.

Eine spannende Mischung, die sich als perfekt erwies. Besonders für Toni. Sie machte eigentlich alles mit den special friends gemeinsam. Denn ihre Fähigkeiten und die der Erwachsenen waren ungefähr gleich. Sie konnte ein bisschen besser schreiben. Also half sie den anderen. Es war wunderbar, zu sehen, wie Toni die Herzen dieser Menschen eroberte. Wie sie ihnen ohne jegliche Berührungsängste Spiele beibrachte, für sie die Bingotrommel rührte und mit ihnen quatschte.

Beim Maskenball hatte Toni ein Ziel: Sie wollte mit jedem ihrer neuen Freunde einmal tanzen. Und das tat sie. Sie ließ sich von der blinden A. führen. Sie vollführte einen Armtanz mit A, die im Rollstuhl sitzt. Sie wirbelte L umher und bildete einen Kreis, damit möglichst viele mitmachen konnten.

Mein Mutterherz sprang vor Freude, wenn ich Toni beobachtete. Sie erlebt hier in Kalifornien echte Inklusion, ob in der Schule oder im Camp. Sie lebt, was ich oft sage und doch nicht ganz so unvoreingenommen lebe: Dass alle Menschen wunderbar gemacht sind, dass jeder Mensch einzigartig ist. Egal, ob er schreiben oder laufen oder kompliziert denken kann. Egal, ob er sich beim Essen bekleckert und sich 10x wiederholt. Toni hat diese Fähigkeit, in jedem das Beste zu sehen.

Das macht mich unglaublich stolz. Und demütig. Denn ich lerne da mehr von ihr als sie von mir.

Ferien!

Toni hat Sommerferien! 10 Wochen lang! Das ist klasse. Und echt lang. Jedenfalls für Eltern. Die meisten Kinder verbringen ihren Sommer in wöchentlichen Camps. Eine Art Ferienprogramm vor Ort. Zur Auswahl steht alles, was man sich wünschen kann. Wenn man es sich leisten kann. Die meisten Camps kosten zwischen $300 und $450 pro Woche/ pro Kind.

Ein solches Camp unterhält auch unsere amerikanische Landeskirche hier. Malerisch in den Bergen gelegen, 20 min vom Strand entfernt (mit dem Auto), liegt Mt. Cross. 7 Wochen lang bietet es Camps an für Familien und Kinder, Jugendgruppen und „special friends.“ Und in jeder Woche brauchen sie einen Sherpa, einen Pastor als Seelsorger für die Mitarbeiter. Mein perfekter Sommerjob.

Also packten Toni und ich unsere Koffer und reisten ins Camp. Es ist perfekt: Wir haben ein Zimmer, bekommen 4x am Tag echt amerikanisches Essen, lernen die christlichen Jugendlieder, baden, basteln, wandern, lesen. Toni darf alles mitmachen, was im Camp angeboten wird. Ab und an führe ich Seelsorgegespräche. Dazu eine Miniandacht am Tag. Fertig. Kostenloser Urlaub für uns beide.

Das Essen bringt Toni zum Juchzen und zum Verzweifeln. Pizza und Taco-Schüssel, Pancakes und Obst sind super. Aber Wurst-Fladen zum Frühstück? Oder frittierte Bratkartoffeln? Süßes Maisbrot zu Chili con Carne? Alle anderen überfutterten sich an „Grilled Cheese“ (2 ziemlich nüchterne Toastscheiben mit viel Käse dazwischen, gegrillt), Toni isst Gurken. Selbst der Nachtisch ist Toni eigentlich immer zu süß. Einige Tage lebte sie von der Salatbar. Na, das gehört alles zur amerikanischen Erfahrung dazu.

Nächstes Jahr kommen wir hoffentlich trotzdem wieder.