Ostern im Mission District: Auferstehungskekse

Mehr Gottesdienstbesucher (140) als Gemeindemitglieder (110) zu Ostern. Das passiert auch nur hier in Amerika!

Für unseren österlichen Familiengottesdienst waren Monika (Theologiestudentin in Berkeley) und ich für die Kinderpredigt zuständig. Also zermarterten wir uns sage und schreibe 4 1/2 Stunden das theologisch überreflektierte und praktisch untererfahrene Hirn. Einfach verständlich sollte es sein, aber nicht platt. Anschaulich, aber nicht billig. Rose von Jericho war letztes Jahr schon dran. Raupe in Schmetterling wollte ich nicht, da muss ich immer an die verfressene Raupe Nimmersatt denken. Und den Kindern geht’s vermutlich genauso. Es musste doch andere Ideen da draußen im Netz geben.

Die Ideen im Internet sind überschaubar und beschränken sich zumeist aufs anschauliche Erzählen. Ein Pastor schlug vor, den Kindern zuvor ausgeleerte Kaugummiverpackungen anzubieten. Als Beispiel für das leere Grab. Na toll, dann gehen die Kinder nach Hause und denken: „Ostern ist echt die größte Enttäuschung. Nicht mal Kaugummis.“

Unsre Rettung waren „Auferstehungskekse“. Jedes Kind erhält einen kleinen Marshmallow (Jesu Leichnam), den es in einer Teigkugel (Grabhöhle) gut und sicher versteckt. Damit niemand den Marshmallow Jesus klaut. Nach dem Backen ist der Marshmollow „verschwunden“ oder wahlweise „verwandelt“. Und wie war das mit Jesus?

In der Kirche waren alle begeistert. Auf Facebook in einer Gruppe von Pastoren nicht. „Was haben die Kekse mit Ostern zu tun?“ „Backen kann man ja immer, auch ohne biblischen Bezug.“ Stimmt. Gilt aber prinzipiell für alles, was wir mit Kindern in der Kirche machen. Basteln, wandern, lesen, diskutierten – geht alles ohne Bibel und Gott. Mit auch. Ein Hoch auf uns Pastoren!

Pädagogik-Zirkus zwischen Animation und Drill

Toni sitzt im Chor. Um sie herum toben Kinder, einige liegen auf dem Boden, es herrscht Chaos. Die Lehrerin ist überfordert (wäre hier jeder), lächelt die Situation aber weg. Verbal ausrasten darf sie nicht. Das würde ihr vermutlich eine Klage an den Hals bringen.

Mit Müh und Not bekommt sie alle Kinder dazu, sich in einen Kreis zu setzen. Dort erzählt sie ihnen mit der verzweifelten Mimik eines komisch-traurigen Clowns, wie waaahnsinnig und toll und meeeega wichtig es ist, jetzt zuzuhören und mitzusingen. Dafür, dass die Kinder ganze 2 Minuten zuhörten, kriegt jedes Kind ein „High 5“. „Ich bin begeistert von euch“, sagt die Lehrerin. Dann nimmt das Chaos wieder seinen Lauf. Die Lehrerin steigt wieder in die Rolle der Animateurin. Kurze Aufmerksam. Alles super! Chaos. Irgendwann ist die Kleingruppenprobe geschafft und alle sind fix und fertig.

Was ich hier erlebe, ist lediglich eine Überzeichnung des Umganges mit Kindern hier. Sie werden bespaßt und für jeden kleinsten Kram in den Himmel gehoben und mit Lob überschüttet. Nichts gegen Lob. Aber ein kluges Kind kapiert recht schnell die Logik: Je mehr Mist ich baue, desto weniger muss ich tun, um überschwänglich gelobt zu werden. Im Chor sind ziemlich viele kluge Kinder.

Die Rückseite dieses Januskopfes ist der militärisch anmutende Drill. Natürlich spielerisch. Mit allerlei akustischen Signalen.

„Damdadadamdam“, singt Tonis Schulleiterin in die von Kinderstimmen schwirrende Aula. Und alle Schüler antworten „Damdam“. Schon herrscht Ruhe. Ich bin ehrlich beeindruckt.

Schulleiterin: „1,2,3, eyes on me.“ Schüler im Chor: „1,2, eyes on you.“ Absolute Ruhe. (Auf dem Spielplatz rief Toni in den ersten Wochen immer „1,2,3, eyes on me.“, wenn sie die Aufmerksamkeit eines anderen Kindes wollte.)

Für alles gibt es kurze Lieder: fürs Raus- und Reingehen, in eine Reihe aufstellen, Aufräumen. (Die Liedtexte sind die längsten, grammatikalisch korrekten Sätze, die T&T sprechen können.)

Wenn bei Theo die Spielplatzzeit vorbei ist, singt die Erzieherin: „Everybody to the gate, to the gate, to the gate. Everybody to the gate. Time to go inside.“ Nach der Ostereiersuche am Karfreitag (!) änderte sie jedoch plötzlich den Text. Statt „gate“ sang sie „bench“. Theo rannte als einziger zum Tor. Er hatte nur auf die Melodie geachtet. Zweideutige akustische Signale sind echt fies.

Geburtstagskuchen Nr. 1

Theo hat seinen 1. amerikanischen Geburtstag gefeiert. Nun ist der Kleine offiziell 5. Und also auch so alt, wie er aussieht (amerikanische Kinder sind im Verhältnis kleiner).

Ich hatte mich zuvor in der Kita erkundigt, was denn mitgebracht werden dürfe. Vor einigen Wochen hatte ich erlebt, wie zukersüße Frosting-Cupcakes erst beim Abholen ausgehändigt wurden. Die Erzieher hätten den Zuckerschock der Kinder sonst nicht überlebt. Kekse oder ein „trockener“, leicht zu schneidender Kuchen seien aber in Ordnung zur Teezeit.

Also gab es einen traditionellen Gugelhupf zum Ehrentag samt amerikanischer Schokofünf und Kerze. Als ich Theo vom Kindergarten abholen wollte, saß die Gruppe gerade am Tisch und bekam den Gugelhupf aufgetischt. Die Blicke der Kinder zeugten von grenzenloser Enttäuschung. Kein Geburtstagskuchen. Sondern Brot. Denn so wird Kuchen in Kastenform hier genannt. Kuchen ist hier Torte oder wenigstens Teig mit gaaaanz viel Icing (keine Ahnung, was da genau drin ist, auf jeden Fall viiiiiiiel Zucker).

Auch die Erzieher wussten nicht genau, was sie sagen sollten. Also fragten sie mich höflich, was denn im Kuchen drin sei?

Ich: „Hm, also das ist ein ganz normaler Kuchen.“

Keine Reaktion.

Ich: „Also da ist Mehl drin und Butter und Eier…“

Erzieherin: „Und Zucker?“

Ich: „Ja, klar.“

Erzieherin: „Kinder, da ist Zucker drin!“

Allgemeines Aufatmen, die Kinder nahmen ihre Löffel und futterten den Kuchen. Puh! Gerade nochmal gut gegangen!

Ostern, Pessach, Feiertage

Happy Easter, happy Passover, happy Holidays! In den letzten Tagen bekam ich mehrere Emails, die auf diese Weise „all inclusive“ begannen.

Kalifornien ist das absolute Gegenteil vom „Bibel Belt“. Es wird auch „Unchurched Belt“ genannt. Die Anzahl der Kirchen, Synagogen, Moscheen und Tempel mag äußerlich darüber hinwegtäuschen. Aber die einzelnen Gemeinden sind zumeist sehr klein (ca. 100 Gemeindeglieder ist hier eine normale Größe).

Religionsfreiheit spiegelt sich hier politisch darin wider, dass es keinerlei religiöse Feiertage gibt. Selbst Weihnachten gilt als „Winterferien“. Karfreitag und Ostermontag sind ganz normale Arbeitstage.

Bei einer christlichen Minderheit ist das einerseits verständlich. Andererseits echt gewöhnungsbedürftig. Klar, überall gibt’s Osterhasen und gemeinschaftliches Ostereier suchen. Genauso wie es überall Mazzen zu kaufen gibt. Aber die alltägliche Routine findet keinerlei äußerliche Unterbrechung. Was dazu führt, dass ich viel bewusster entscheiden musste, was mir die Karwoche bedeutet und wie ich sie feiern möchte.

Am Gründonnerstag traf sich der Elternbeirat von Tonis Schule. Seit Januar bin ich aktiv dabei. Also aß ich um 18.00 mit ihnen Pizza und diskutierte über weitere Schritte der Inklusion, statt zum Gottesdienst zu gehen. Mein persönliches Argument: Essen, Reden, Inklusion sind Themen des letzten Abendmahls Jesu. Also feierte ich mein persönliches Abendmahl in der Gruppe von Eltern. Die anderen wussten es nicht, aber ich. Und das reichte mir in dem Moment.

Karfreitag nahm ich dann Toni aus der Schule raus „aus religiösen Gründen“. Auch eine neue Erfahrung. Und zugleich eine heilsame. Weil ich erst jetzt so richtig spüre, was es bedeutet, in der religiösen Minderheit zu sein. Ein witziger Satz für eine geborene Rostockerin und Wahl-Hamburgerin. Doch in Deutschland lebte ich selbst in Mecklenburg in einer Umgebung, die christliche Feiertage selbstverständlich formal wertschätzt.

Hier muss ich Entscheidungen treffen und sie umsetzen. Ich musste nicht dafür kämpfen, Toni am Karfreitag aus der Schule zu nehmen. Es gab keinerlei Widerstände seitens der Lehrer. Trotzdem musste ich Für und Wider abwägen und letztlich einen Beschluss fassen. So, wie es für unsere jüdischen und muslimischem Mitbürger zum religiösen Alltag in Deutschland gehört.

Karfreitag: Es gibt noch viel zu tun!

Den schwärzesten Tag der Christenheit teilte unsere St. Matthäusgemeinde mit unseren spanisch sprechenden Schwestern und Brüdern. Nachdem wir am Aschermittwoch in ihrer knallbunten Kirche fürstlich schmausten, waren nun wir die Gastgeber. Und tischten deutsche Brotzeit auf mit Bagels im echten New-York-Style (schwer, fest, ölig, mit Suchtpotential). Dazu Wurst-, Lachs- und Schinkenbrote (Toni aß vermutlich die Hälfte davon allein auf), Guglhupf und Brownie. Der Leib sollte nicht darben, wenngleich die Seele traurig war.

Der Gottesdienst vereinte unsere Kulturen und unseren Glauben auf wunderschöne Weise. Gut lutherisch versammelten wir uns um das biblische Wort und ließen die 7 letzten Worte Jesu für sich sprechen. Auf Englisch, Deutsch und Spanisch. Von meditativen Klängen unterlegt und manifestiert. Nach jedem Satz wurden 2 Kerzen gelöscht und ein Gegenstand vom Altar abgeräumt. Bis alles kahl war, bis die Todeskälte uns ergriff und übermannte.

Ich kann mich nicht erinnern, jemals in einem Karfreitagsgottesdienst geweint zu haben. Diesmal konnte ich die Tränen nicht zurückhalten. Soviel kam zusammen: Die Klarheit und der Schmerz der biblischen Worte. Die gelebte Einheit im Glauben von uns drei Pastorinnen und die getrennte Sitzordnung der Gemeinde. Die geteilte Trauer und Hoffnung, die geteilten menschlichen Erfahrungen. Die Sprachbarrieren, trotz allem. Und während ich so dasaß und mir die Tränen die Wangen hinunterkullterten, spürte ich plötzlich Tonis Hand auf meinem Arm. Sie saß in der Reihe hinter mir und streichelte mich sanft. Bis ich wieder ruhig war und weiterlesen konnte.

Das verhüllte Altarkruzifix unter dem Auferstehungsfenster (das leere Grab)!

Am Ende sang der Afro-Amerikaner Aven den Spiritual „Where you there when they crucified my Lord“. Nein, er gab keine Vorführung. Auch, wenn er sich ein Tuch um Kopf und Hals gebunden hatte und in die Rolle Marias hineinschlüpfte. Er lebte dieses Lied. Er flüsterte, bebte, klagte, litt, weinte, hoffte, betete für uns alle. Für unsere zerstrittene Welt. Für unsere geplagte Erde. Für mich war er in dem Moment Christus selbst, der mitten im Leid steht und mitleidet und mich trägt. Und er war Maria, die um ihren Sohn trauert und Gott und die Menschen anklagt, all dies Leid zuzulassen. Und er war Gott, der vor keinem Schmerz der Welt wegläuft.

Schweigend verließen wir die Kirche, gerührt umarmten sich Freunde und Fremde vor der Kirchentür. Es könnte so schön und einfach sein.

Bis fast alle gegangen waren und eine deutsche Dame plötzlich ihre Platiktasche mit einigen Leckereien nicht mehr finden konnte. Da vermutete ihre Bekannte ganz selbstverständlich: „Oder waren das diese mexikanischen Frauen? Haben die die mitgenommen?“ Ich starrte sie entgeistert an und sagte dann in meinem allerautoritärsten Tonfall: „Nein, ganz sicher nicht. Ich helfe euch suchen.“ Natürlich fand sich die Tasche wieder an… Mein Schock blieb.

Es ist noch viel zu tun, bis sich Christen (in diesem Fall Lutheraner ein und derselben Landeskirche) verschiedener Nationalitäten als echte Brüder und Schwestern wahrnehmen. Hoffentlich können wir im Advent wieder gemeinsam Gottesdienst feiern.

Hauptsache STEM

Die vier heiligen Säulen des Erfolgs heißen in der Bay-Area „STEM“: Sience/ Wissenschaft, Technik, Engineering, Mathe. Darin müssen Kinder unbedingt gefördert werden. Jedes pädagogische Angebot wird daran gemessen.

In Tonis Frühjahrsferien verbrachten wir einen Tag mit Freunden im Bay Area Discovery Museum: Ein großer Indoor- und Outdoorspielplatz, malerisch gelegen am Fuße der Golden Gate Bridge. Eigentlich schweineteuer wie alles hier. Aber am 1. Mittwoch im Monat kostenlos. Also nix wie hin.

Hier gibt es alles, was ein Kinderherz begehrt.

Matscheküche (mit Schürzen) und Sandkiste mit sauberem „Zaubersand“. Lernziel: Mengen abmessen, vergleichen, Formen kennenlernen = STEM.

Redet mit euren Kindern!

Malatelier (mit wasserlöslichen Farben und Schürzen). Kunst fördert die Kreativität, fördert STEM. Glück gehabt, liebe Kunst! (Musikalische Angebote gab es übrigens keine…)

Zum Glück dienst Kunst der STEM-Karriere, indem sie kritisches Denken und Kreativität fördert. Beides unerlesslich, um spätere Probleme am Arbeitsplatz bei Google/ Apple/ Facebook/ Startup XY zu lösen.

Kugelbahnen und Motorradsimulationen für angehende Maschinenbauerinnen. Kaplasteine und Lego für die jungen Ingenieurinnen. STEM pur!

Tanzen: Fördert die Zusammenarbeit von Kindern. Aha. Ich dachte schon, es ginge um Spaß 🙂

Der perfekte Ort, um so zu tun, als ob die Kinder sich einsauen dürften – aber am Ende kommen alle blitzblank sauber nach Hause. Der perfekte Ort, um so zu tun, als fördere man seine Kinder viel mehr, als wenn man den Nachmittag einfach auf dem nächsten Spielplatz verbracht hätte. Weil hier bei jeder Aktivität der pädagogische Sinn erläutert wird.

Schön war’s dennoch!

Lebenslauf auf Amerikanisch

Wie schreibe ich einen Lebenslauf, der amerikanische Arbeitgeber davon überzeugt, mich zum Bewerbungsgespräch einzuladen? Dank eines 2-stündigen Seminars bin ich gerüstet.

Während ein deutscher, tabellarischer Lebenslauf einer Einkaufsliste gleicht, ist der amerikanische eine Ansammlung von möglichst spannenden und bewegenden Kurzgeschichten.

  1. Die wichtigste Technik besteht darin, „Erfolgssätze“ zu formulieren nach der PAR-Regel: „Problemschilderung – Aktion – Resultat“.
  2. Lücken im Lebenslauf füllen. In der Elternzeit im Kindergarten geholfen? Super. Im Lebenslauf nenne ich mich „Managerin von Aktivitäten in der Kita“ und beschreibe, was ich gemacht habe: Eltern getroffen und vernetzt, Kekse gebacken und Geld für die Kita erwirtschaftet usw. Merke: Hauptsache, du gibst dem Kind einen Namen.
  3. Jeden Satz mit einem aktiven, aussagekräftigen Verb beginnen: Gestaltete, managte, überzeugte, verbesserte, unterrichtete…
  4. Nicht mehr als 2 Seiten schreiben. Die meisten Personaler lesen einen Lebenslauf 5-30 Sekunden lang.
  5. Keine religiösen, politischen oder ethnischen Organiationen auflisten. Jetzt wird’s kompliziert für mich!
  6. Absolut verboten sind: Foto, Alter, Geschlecht, Familienstand, Nationalität, Geburtsort – kurz: die erste halbe Seite eines deutschen Lebenslaufs.

Da steht mir viel Arbeit bevor!

Naturalization: Einbürgerung als Neugeburt

Einmal im Monat werden in Oakland 800-1000 Menschen zu amerikanischen Staatsbürgern ernannt. Die Feier nennt sich Naturalization und findet im wunderschönen, prunkvollen Paramount-Theater statt.

„Natural“ Bürger sind eingeborene Staatsbürger. Durch die Naturalization werden Menschen quasi von Amerika adoptiert und zu Eingeborenen. Witzige Vorstellung irgendwie. Und etwas übergriffig. Die amerikanische Staatsbürgerschaft ist demnach mehr als ein Blatt Papier. Sie schafft eine neue Identität, eine zweite Haut.

Eine kleine Gruppe freiwilliger Sänger gestaltet die Feiern musikalisch und schmettert zum Beginn patriotische Lieder: herrlich schmalzig in Schusterterzen. Beim letzten Lied winken wir fleißig mit unseren Miniflaggen. Die amerikanischen Neubürger in spe klatschen fröhlich mit.

Die 13 Damen und Herren des Chores sind alle über 60, alle liberale Demokraten. Sie lieben ihr Land und verabscheuen die Politik von Trump. Eine Freundin sagte zu mir: „Dass ich hier singe, ist meine Art, gegen Trump zu protestieren. Ich heiße diese Menschen in unserem Land willkommen. Und Trump kann nichts dagegen tun. Das ist meine Mission.“

Die Lieder handeln von der Weite und Schöne des Landes, von der Freiheit und Freude, Amerika zur Heimat für alle zu machen. „Kommt her, die ihr mühselig und beladen seid“, heißt es in biblischen Anklängen. Amerika ist das gelobte Land, dass den Heimatlosen zur Heimat wird. Beim Singen des Textes muss ich an die Zeltstädte der Obdachlosen denken, an denen wir wenige Minuten zuvor vorbeigefahren sind. Das gelobte Land ist weit weg. Vielleicht besingen wir es deshalb umso inbrünstiger.

Im Mai singe ich wieder mit.

Theo und der Fotograf

Heute war der Fotograf im Kindergarten bei Theo. Schon 2 Wochen zuvor bekamen wir einen Hochglanzzettel zum Ankreuzen unseres Lieblingsbildhintergrundes. Außerdem gab es eine Seite voller Kleidungs- und Styletipps. Für Jungen gilt anscheinend grundsätzlich die 3H-Regel: Hose, Hemd, Hut.

Theo hat sich heute standhaft und erfolgreich geweigert, fotografiert zu werden. Warum?

„Mama, würdest du dich zwischen hässliche Plastikblumen setzen und ein Kochkostüm tragen – und dann fotografiert dich auch noch jemand?“

Recht hat er wohl.

Theos lustiges Kitaleben

Letzte Woche war „Woche des Kindes“ bei Theo in der Kita. Eigentlich ging es ums Spenden eintreiben. Verpackt war das in eine Mottowoche.

Montag: Pyjamatag: Theo: „Nee, sowas mach ich nicht.“

Dienstag: Kuscheltiertag: Löwi war – wie immer – mit im Kindergarten.

Mittwoch: Zieh-an-was-du-magst-Tag. Theo ging im Piratenkostüm.

Donnerstag: Festkleidungstag: Theo erschien in Hemd und Hose, Fliege und Sakko. „Ich war der Schönste!“

Theo ganz schick!

Freitag: Verkleidungstag: Theo ging ganz normal. Denn er wusste, dass es in der Kita Faschingskleidung gab, wenn man unverkleidet kam. Also durfte er den ganzen Tag als Drache herumlaufen.

Theos Kitagruppe geht einmal die Woche zum Sport. Theo geht allerdings nicht mehr mit. Warum? „Ach, da muss man immer erst im Kreis sitzen und dann machen, was der Lehrer sagt. Und dann darf man erst irgendwann Spaß haben.“ Was ist denn Spaß für dich? „Spielen und machen, was ich will.“ Ah ja, ich freu mich schon auf Theos Dasein als Schulkind ab August.