Vorbereitung auf die Geisterstadt Bodie

Auf dem Campingplatz am Morgen. T & T stromern umher und haben wieder neue Bekanntschaften gemacht. Und natürlich erzählen sie allen: „Wir fahren in eine Ghost City (Geisterstadt).“ Stimmt ja auch. Wir sind auf dem Weg nach Bodie. Eine alte Goldminenstadt, die seit 1882 quasi verlassen steht. Einige wenige Unbelehrbare harrten bis 1930 aus. Immer in der Hoffnung, nochmal Gold zu finden.

Plötzlich kommen die Kinder zurück zu uns. Im Schlepptau haben sie eine ganze Familie. Eine Mama und ihre 4 Kinder. „Ihr fahrt in eine Geisterstadt?“, fragen sie. „Wisst ihr, hier in der Nähe ist auch eine. Da bieten sie auch Geisterjagden an.“ Ich gucke großäugig interessiert. „Man zahlt $30-50 pro Person. Dafür bekommt man dann aber auch all die Ausrüstung und eine Führung.“ Welche Ausrüstung denn, möchte ich wissen. „So alles, was man eben braucht, um Geister zu sehen. Leute haben da schon Sachen erlebt. Vor allem bei den Kindergräbern auf dem Friedhof…“

Ich: „Oh, da möchte ich dann lieber nicht dabei sein.“

Es folgt ein witziges Gespräch über Deutschland. Tochter: „Mama, die haben da nicht so Supermärkte wie wir.“ Ich: „Wir haben schon welche, nur andere Marken.“ Tochter: „Siehst du, Mama, die haben keinen Target (ne Art dm) in Deutschland.“ Mutter: „Keinen Target? O je! Wo kauft ihr denn ein?“ Ich: „Es gibt schon alles zu kaufen bei uns.“ Mutter: „Und habt ihr Costco (wie Metro)? Und Walmart? Und Safeway.“ Alles verneine ich. Die Familie ist schockiert. Und ich platze gleich vor innerlichem Lachen.

Stanislaus Wald

Nach dem Yosemite-Wahnsinn brauchen wir etwas Ruhe. Und buchen einen Campingplatz im State Park des Stanislaus Forest. Nordwestlich vom Yosemite. Über Bergpässe und vorbei an alten Goldgräberstädtchen (deren Besuch wir uns für Temperaturen unter 40 Grad aufheben) fahren wir gemütlich in einen herrlichen Wald. Endlich wieder campen, wie sich das in den USA gehört. Mit viel Platz, eigener Feuerstelle, Bärenschrank und Picknickbank.

Abends erzählen die Ranger am zentralen Lagerfeuer von Bären und Fledermäusen. Blühende Wiesen durchziehen den Zeltplatz. Kletterfelsen liegen für die Kinder bereit. Um uns herum wuseln Kinder im ähnlichen Alter. Nach wenigen Minuten sind Theo und Toni verschwunden mit ihren neuen Freunden. Immerhin sorgen sie sich um unser leibliches Wohl und bringen uns abends geschnorrte Smores (gegrillte Marshmallows zwischen Keks mit Schokolade) vorbei.

Zufälligerweise beginnt direkt an unserem Platz ein traumhafter Mammutbaum-Wanderweg von ca. 4km. Die Kinder klettern wagemutig auf umgestürzten Wurzeln herum (was sie nicht dürfen, aber der Ranger kam uns erst gegen Ende des Weges entgegen).

Nachdem der größte Baum im Yosemite zum Besuchertor ausgehöhlt worden war, fürchtete man hier im Stanislauswald einen Einbruch der Besucherzahlen. Ein Baum wurde ebenfalls ausgesägt. Vor 2 Jahren ist er zusammengebrochen. Was sind wir Menschen doch dumm.

Von menschlichem Irrsinn sind hier viele Zeugnisse zu sehen. Der älteste Mammutbaum wurde schon Mitte des 19. Jahrhunderts gefällt. Auf dem Baumstumpf wurde getanzt. Aus dem Stamm wurde eine Bowlingbahn. Alles, um Geld zu verdienen.

Für die Weltausstellung in Paris wurde ein anderer Riese „gehäutet“. Seine Rinde wurde komplett abgenommen und dann in Paris wieder aufgestellt. Der Baum heißt heute „Mutter des Waldes“. Denn nach einem Brand steht sie verkohlt und mahnend da. Ihr Anblick führte dazu, dass die anderen Bäume endlich unter Naturschutz gestellt wurden.

Als wir nach dieser Tour unser Mittagessen beginnen wollen, kommt plötzlich unsere Zeltübernachbarin. „Wir haben gerade Snacks zubereitet und dachten, ihr mögt vielleicht auch etwas? Ich bin übrigens Anne.“ Mit diesen Worten überreicht sie uns einen Pappteller voller Leckereien. Und verschwindet wieder. Amerika ist wirklich das Land der freundlichen Menschen!

Yosemite II: Mariposa Grove

In Kalifornien gibt es zwei gigantische Baumarten: Die Redwoods (alt und hoch) und die Sequoias (Mammutbäume, alt und hoch und dick). Während es an der Küste vor Redwoods nur so wimmelt, sind die Mammutbäume vor allem im Landesinneren heimisch. Verwirrenderweise ist ihre Rinde roter als die der Redwoods.

Seit z.T. über 2000 Jahren stehen sie hier, haben Waldbrände und Wilderer überlebt. Ersteres dank ihrer feuerresistenten Rinde. Letzteres aus purem Glück oder weil ein Naturschützer schnell genug vorbeikam im 19. Jahrhundert.

In der Mariposa Grove am Südende des Yosemite wandert man knapp 4km entlang an Baumriesen vorbei. Auf bestens angelegten Wegen. Als Touristenattraktion hatte man Ende des 19. Jahrhunderts den dicksten Baum zu einem lebenden Tor gesägt. Bis heute steht er so da und ist das Fotoobjekt Nr. 1. Früher passten da noch Autos durch, heute höchstens ein halber SUV.

Yosemite im Sommer

„Yosemite“, das klingt wie eine Verheißung. Von unberührter Natur, überwältigenden Felsen, Gischt spritzenden Wasserfällen, Bären und Spechten. Das ist es im Frühling und Herbst bestimmt auch.

Im Sommer sieht man im Yosemite v.a. Touristen. Aus aller Welt. Ab morgens 7.00 wälzen sich Autoschlangen durch den Park und ins Tal. Glücklich, wer einen Parkplatz ergattert. Der darf dann bis zum Abend nicht mehr verlassen werden, sonst ist das Auto nie wieder abzustellen.

Kein Problem, denkt sich der naive Besucher. Nehmen wir den Shuttle. Der kommt alle 15 Minuten. Einmal fahren zwei hintereinander. Menschen vom hinteren Ende der Schlange drängen zum 2. Bus, ihre Chance witternd. Da geht ein Aufschrei durch die Menge. „Stopp, immer der Reihe nach.“ Die sonst so friedlichen Amerikaner sind kurz davor, handgreiflich zu werden. Innerhalb von Sekunden hat der Aufstand ein Ende, die Ordnung ist wieder hergestellt.

Nach über 1 Stunde steigen wir verschwitzt in den Bus. Zum Mirror Lake (Spiegelsee) soll es gehen. Der entpuppt sich als nettes Bächlein. Spiegeln tun sich darin höchstens unsere verwirrten Gesichter, während wir versuchen, den versprochenen Half-Dome zu sehen.

Mirror Lake… Die Kinder suchen nach Gold.

Die Aussichtsplätze lassen jedoch erahnen, was der Yosemite eigentlich ist. Ein heiliger Ort war er den Indianern. Beim Anblick der majestätischen Bergkuppen und reißenden Wasserfälle bedarf es dafür keiner Erklärung mehr. „Gott ist wahrlich groß.“, denke ich staunend.

Die Campingplätze sind 5-6 Monate vorher ausgebucht. Also schliefen wir außerhalb des Parks, was uns lange Autofahrten bescherte. Andererseits sind die Zeltplätze so überfüllt (also wie in Europa Zelt an Zelt), dass wir nicht zu traurig über die Fahrt waren.

Immer Ärger mit der Schulbehörde

Die Sommerferien sind fast vorbei. Noch 5 Tage, dann beginnt die Schule auch für Theo. Die Schulanmeldung erfolgte Ende April, die ärztliche Schuluntersuchung ebenfalls. Also alles bereit für den Start. Dachte ich. Bis wir eine Woche vor Schulstart einen Brief der Schulbehörde im Briefkasten finden. Theo dürfe leider vorerst nicht in die Schule. Denn eine seiner zwei MMR (Mumps, Masern, Röteln) Impfungen sei ungültig, weil vor seinem 1. Geburtstag gegeben (10 Tage vorher). Damit fehle ihm eine.

Aufgeregt rufe ich bei der Krankenkasse an. Diese setzt sich mit unserem Kinderarzt in Verbindung. Am Nachmittag telefonieren wir.

Arzt: „Ja, also ich bin mir sicher, dass Theo 100% immun ist. Alle Studien zeigen, dass nach dem 11. Lebensmonat kein Unterschied mehr ist, wann man impft. Jetzt haben wir 2 Möglichkeiten.“

Ich: „Also können Sie der Behörde einfach einen Brief schreiben?“

Arzt: „Kann ich machen. Wird aber wahrscheinlich trotzdem abgelehnt. Die haben sich auf ein Datum festgelegt. Aber wir könnten es probieren mit dem Risiko, dass Theo erstmal nicht in die Schule darf.“

Ich: „2. Option?“

Arzt: „Wir impfen ihn nochmal. Ist ärgerlich, aber schadet ihm nicht. Und die Behörde ist zufrieden.“

Impfen ist hier exakt geregelt. Wenn kein voller Impfschutz besteht, darf ein Kind keine öffentliche Schule besuchen. Find ich ja grundsätzlich gut. Aber so wie es gehandhabt wird…

Auf dem Nachhauseweg am Nachmittag treffe ich eine Freundin und erzähle ihr die absurde Geschichte. Sie kann sie noch toppen. Ihr Sohn hatte seine erste MMR-Impfung 3 Tage vor dem 1. Geburtstag erhalten = ungültig.

2 Tage später ist Theo geimpft und ich bringe den schriftlichen Beleg ins Schulbüro. Die Sekretärin empfängt mich mit: „Ich habe gerade mit ihrem Mann telefoniert wegen Antonia.“ Ich gucke verdutzt. „Ihr fehlt noch die 5. DTP Impfung.“ Und hinter vorgehaltener Hand ergänzt sie „Die Schulbehörde hat eine neue Krankenschwester, die kontrolliert ALLES. Furchtbar ist das.“ Da sind wir uns einig.

Inzwischen weiß ich, dass Diskussionen mit der Behörde hier zwecklos sind. Morgen wird Toni also geimpft. Auch wenn die Dosen in Deutschland höher sind und deshalb 4 Mal ausreicht. Aber das will leider niemand wissen.

Einziger Lichtblick: Die Arzthelfer hier impfen fantastisch. Sie haben ja auch genügend Übung. So schnelle Piekser hab ich noch nie erlebt.Theo konnte nicht mal so schnell quieken, geschweige denn heulen.