1 Woche Homeschooling

Was ich letzte Woche gelernt habe, als ich Mama und Lehrerin und Pastorin war (und das Homeschooling-Element nicht besonders gut beherrschte im Sinne von mit meinen Kindern an einem Tisch sitzen, sie unterrichten und beaufsichtigen). Zitat Toni: „Mama macht das nicht so gut. Zum Glueck haben wir Papa.“

Meine Kinder haben trotzdem oder vielleicht gerade deshalb viel gelernt in den letzten 7 Tage: Wie man Brownies macht, wie man French Toast aus trockenem, altem Brot zubereitet. Wie man Freunden eine Freude macht, indem man Hoffnungssteine ​​bemalt und vor Türen legt. Wie man mit Langeweile umgeht (heute haben sie beschlossen, eine neue Sprache zu erfinden und sprachen sie 1 Stunde lang). Wie man Teil meines Online Gottesdienstes aus unserem Wohnzimmer ist (Theo zündete die Kerze an, Toni kam kurz herein und brachte alle zum Lächeln). Wie man wirklich auf seine eigenen Bedürfnisse und die Bedürfnisse anderer achtet, indem man Abstand hält, selbst wenn es anderen egal ist. Wie man Karten an Leute schreibt, die man vermisst. Wie man sich um einen Freund kümmert, der Geburtstag hatte und nicht mit seinen Freunden feiern konnte, wie man Zoom-Playdates hat …
Sie lernen, dass jeder Stein ein ganzer Spielplatz sein kann und dass 2 Bäume im Minigarten das Paradies sein koennen. Sie lernen einander zu schätzen. Sie lernen (langsam) zu akzeptieren, wenn ihre Eltern beide arbeiten müssen. Wir alle lernen, uns an Zeitpläne zu halten und unsere Versprechen zu halten, wann wir Zeit miteinander verbringen sollen. So viel in einer Woche gelernt

Oh, wir bringen ihnen auch etwas Mathematik und Lesen und Schreiben bei … aber hauptsächlich, indem wir lernen, wie man Geld zählt oder wie man Backzutaten misst.

Die Kinder wählen, was sie gerne lernen würden: Heute drehte sich alles um den Fluch des Pharao. Haben sie vom Drachen Kokosnuss gelernt. Stellt sich heraus, dass er real ist. Weil es in diesen alten Gräbern einen bestimmten Pilz gibt, der Menschen ziemlich schnell tötet. Forscher vermuten, dass die alten Aegypter den extra gezuechtet haven als Alarmanlage. Ich hatte keine Ahnung.

Ist das nun akademisches Homeschooling? Keine Ahnung. Aber es macht Spaß!

Wetterfühlig

3 Tage vor dem 1. Advent lag ich noch am kalifornischen Strand, während Theo mit den Füssen badete. Dann brach mit einem Mal die Regenzeit an. Und nun herrscht schönstes Hamburger Frühsommerwetter: Heftige Regenfälle wechseln sich ab mit Wind und strahlendem Sonnenschein. Morgens ist es kalt, mittags warm, abends kühl, nachts richtig kalt. Naja, 10 Grad eben (gefült). In echt behauptet mein Handy seien es immer noch 14. Nach 7 Monaten Sommer hatte ich mich an ein regenfreies Leben gewöhnt. Nach 2 Wochen reicht es mir ehrlich gesagt auch schon mit dem Regen. (Wir hatten Glück dieses Jahr und nur ein wirklich verheerendes Wildfeuer in unserer Gegend, 50 km entfernt.)

In der Schule haben die Kinder gelernt, bei wieviel Fahrenheit es kalt und warm ist. Ergebnis: 70 F (20 Grad) ist kalt. Das dazugehörige Tier ist der Pinguin. 100 F (40 Grad) ist heiss. Da leidet auch der Löwe.

Als gute Kalifornier frieren meine beiden Nordlichter nun bei allem unter 15 Grad und tragen Wintermäntel, Handschuhe und gefütterte Schuhe. Ich würde über sie lachen, wenn ich es nicht genauso handhabte.

Theo hat sich kleidungstechnisch schon komplett angepasst: Handschuhe und Winterstiefel hindern ihn nicht daran, kurze Hosen zu tragen. Tagein und tagaus. Bei Regen und Sonne. Wir werden fürchterlich bibbern und zittern in Deutschland und uns nach kalifornischer Sonne sehnen. Es sei denn, es gibt immer genug Glühwein für mich zum Aufwärmen. Und Würstchen für Theo. Er findet die Hot Dog Würstchen hier widerlich. Sind sie auch. Eeekelhaft. Selbst bei strahlendem Sonnenschein.

Ratten im Haus

5 Tage lang hatten wir Ratten im Haus. In der Küche. Im Käfig.

Oreo und Cookie hiessen unsere männlichen Gäste, die wir für Tonis Klassenkameradin und Freudin hüteten. Und sie waren super süss. Kuschelig, schmusig, nach einigen Tagen zutraulich. Sie krabbelten auf Theo und Toni herum, frassen uns Birne und Apfel aus der Hand. Wirklich zum Verlieben. Und das, obwohl ich erst mittel enthusiastisch war.

Wäre da nicht dieser Schwanz. Dieser lange, kleinfingerdicke, nackte Schwanz. Den muss man echt ausblenden. Der zerstört den Gesamteindruck.

Aber sonst kann ich mich an kleine Mitbewohner im Käfig gewöhnen. Jedenfalls für 5-Tagesintervalle. Danach sollte nämlich mal der Käfig grundgereinigt werden. Das überlass ich gern den Besitzern.

Erdbeben

4 Erdbeben gab es, seit wir hier leben. Das letzte war so heftig, dass die Fensterscheiben klirrten. Wir waren gerade ins Bett gegangen, als es erst schepperte und dann bebte. Bestimmt 7 Sekunden lang. Wir überlegten, was wir tun sollten? Unser Bett ist zu niedrig, um drunter zu kriechen. Die Kinder schliefen tief und fest. Dann war es vorbei. Ich guckte auf mein Handy. Natürlich fast abgeladen um die Uhrzeit. 22.30 Uhr wäre wirklich unpraktisch für das nächste grosse Beben. Am nächsten Morgen hab ich erstmal die Ersatzladebatterien eingestöpselt. Nun sind wir wenigstens ein bisschen vorbereitet.

Wissenschaftler sagen, dass wir eine 50%-ge Chance haben für ein riesiges Beben bis 2037. Dass es dann sein Zentrum hier bei uns hat liegt bei 30%. Also nix genaues weiss man nicht.

Noch schlimmer als ein Beben um 22.30 Uhr wäre ein Beben während der Schulzeit. Die Grundschule der Kinder liegt in den Hügeln und würde bei einem Beben ca. 6 Meter den Berg runterrutschen. Und bis zu 15m versinken. Leider liegt sie auch noch dort, wo sich der Boden in eine gelartige Masse verwandeln würde. Und die Häuser drumherum sind grösstenteils alt und fallen wahrscheinlich einfach zusammen. Unsere Kinder würden also unter der Schule begraben, den Berg runterschlittern und nicht geborgen werden können, weil der Zugang durch zusammengestürzte Häuser verbarrikadiert wäre. Herrliche Aussichten.

Der entsprechende Bericht wurde im September veröffentlicht. Die Empörung der Eltern ist riesig. Eigentlich sollte die Schule zu diesem Schuljahr umziehen, aber natürlich ist nichts fertig geworden. Ob das im nächsten Schuljahr der Fall ist, bleibt fraglich.

Ich werde mal zur Hauptversammlung des Schuldistrikts gehen mit anderen Eltern und mich beschweren. Vielleicht bringt’s ja was. Ansonsten wird es sein wie immer. Wer es sich leisten kann, schickt seine Kinder auf Privatschulen in Berkeley, andere werden umverteilt in überfüllte Klassenzimmer und der Rest bleibt. Und hofft. Auf ein Erdbeben zwischen 6.30 Uhr und 7.30 Uhr oder zwischen 15.00 und 20.00. Nachts ist halt auch blöd, wenn es plötzlich zappenduster ist.

Ein ganz normaler Nachmittag im Paradies

13.40 Uhr: der Schulbus kommt an, Theo steigt aus. Wir laufen fröhlich quatschend nach Hause, stoppen kurz beim Spielplatz. Bis Toni kommt haben wir eine knappe Stunde zu zweit. Zeit zum Duschen und Kochen und ungestörten Erzählen.

14.30 Uhr: Toni betritt die Wohnung. Verschwitzt und fröhlich. Immer noch stolz darauf, allein vom Schulbus nach Hause laufen zu dürfen. Kauend berichtet sie von ihrem Tag, Theo fragt nach, ergänzt aus seinem Erfahrungsschatz. Und schwups ist es 15.30 Uhr.

„Kann ich zu Joe rüber?“, fragt Theo. Toni schliesst sich an. Gemeinsam rennen sie zu unserem Nachbarn. Ein ruhiger Rentner mit 4 Hunden. Aus dem Fenster beobachte ich die Szene. Die Hunde freuen sich wild bellend. Theo lässt sich zur Begrüssung einmal von oben bis unten abschlecken und geniesst es sichtlich. Toni trägt einen der kleinen Hunde wie ein Baby herum. Alles begleitet von munterem Geplapper der Kinder und bedachten Kommentaren seitens Joe.

Irgendwann sitzen die 3 gemeinsam am Gartentisch. Die Kinder haben jeweils einen Hund auf dem Schoss. Und dann wird philosophiert. Keine Ahnung worüber. Aber alle reden ruhig und lächeln. Nach einer Stunde schickt Joe die Kinder wieder rüber, bis morgen.

Es folgt ein kleines Spielintermezzo in unserem Garten. Bis die Kinder unsere Nachbarin Alice erspähen. Auch sie ist Rentnerin und pflegt einen herrlichen Garten. Meistens dürfen die Kinder sie besuchen und ihr ein bisschen beim Schneiden und Ernten helfen. Ist sie nicht da, pilgern die Kinder zum nächsten Spielplatz. 2 Minuten von uns. Da wohnen weitere Freunde. Und viele erwachsene Augen gucken.

Gegen 17 Uhr kommt schliesslich unser dritter Nachbar nach Hause. Ein 6-jähriger Junge. Nun wird hin und her über den Zaun geklettert bis es in beiden Häusern Abendessen gibt. Und der Tag sich dem Ende zuneigt.

Nach dem Essen lautet die Frage: „Dürfen wir über die Strasse?“ Da leben drei Familien mit Kindern. In letzter Zeit ist es zum abendlichen Ritual geworden, dass sich die 6 Kinder treffen. Bis alle ins Bett müssen gegen 19.30 Uhr.

Wir leben wirklich im Familien-Paradies. Danke, Gott!

Schriftliche Führerscheinprüfung: Der Test

Mit einem kleinen Zettel in der Hand laufe ich einmal durch den riesigen Raum zur tatsächlichen Prüfung. 24 Schalter sind hier in 3 Kreisen angeordnet, jeweils durch halbhohe Sichtwände getrennt. Die Lautstärke ist enorm. Alle paar Minuten wird die nächste Nummer aufgerufen. Ein Held, wer sich hier konzentrieren kann.

Bevor ich den Test machen darf, muss ich zum 3. Mal meinen Daumenabdruck geben und ein Foto schießen lassen. Dann ist der Weg zum Test frei.

Auf riesigen Bildschirmen wird damit geworben, dass der Test in 52 Sprachen angeboten werde. Die Sprachen werden in ihrer Sprache aufgezählt. Statt „Deutsch“ steht da „Deutschen“. Ich probiere lieber nicht, einen Test in Google-Translate-Deutsch zu bestehen. Schon damals in Rumänien war der rumänische Test leichter als die Google-Variante.

20 Computer stehen nebeneinander. Abgetrennt durch kleine Wände. Computer 18 wird mir zugeteilt. Der Lärm der 24 Schalter dringt herüber. Konkret höre ich die Dame mit den Kunden reden, die ihren Test gerade bestanden haben oder eben nicht.

„Konzentration!“, ermahne ich mich selbst. Los geht’s. 36 Fragen sind zu beantworten. Falsche Antworten werden sofort anzeigt und korrigiert samt Seitenangabe im Autohandbuch. Die 3. Frage lese ich falsch. 1. Fehler. Der Adrenalinpegel steigt. Wie viele Fragen noch zu beantworten sind, wird nicht angezeigt. Noch eine Frage falsch beantwortet. Mist. Ich habe keine Ahnung, wie viele Fehler überhaupt erlaubt sind? Zwischendurch halte ich mir die Ohren zu und lese mir die Fragen langsam halblaut vor. Bloß nicht die Fassung verlieren. Bloß keine Lese-Flüchtigkeitsfehler.

Es kommen erstaunlich viele Fragen zum Thema „Strafen“. Die hatte ich unter „ferner liefen“ abgespeichert, also nur oberflächlich. Grundsätzlich gilt aber den USA: im Zweifel immer die höchste Strafe anklicken. Damit komme ich durch. Puh!

Anschließend heißt es wieder: Anstellen. Ich komme mir vor wie in Anekdoten aus der DDR. „Haben sie einen Führerschein aus einem anderen Staat?“ Ich frage nach, was sie genau meine. „Aus einem anderen Bundesstaat.“ Das kann ich guten Gewissens verneinen. Auf die Idee, mich nach internationalen Führerscheinen zu fragen, kommt sie nicht. Obwohl ich meinen deutschen pflichtschuldig bei der Onlineanmeldung angegeben habe.

Offiziell soll man in Kalifornien alle anderen Führerscheine abgeben, wenn man den kalifornischen bekommt. Keiner meiner deutschen Freunde hat das bisher gemacht. Aber die Geschichten, wie man es anstellt, variieren. Manche wurden aufgefordert und hatten ihn dann nicht dabei. Andere wurden nie gefragt. Und ich bin glücklicherweise an eine Frau geraten, für die Amerika die Welt ist. Glück gehabt.

Nun fehlt nur noch die Fahrprüfung. Der nächste freie Termin war in 2 1/2 Monaten… Kommen muss man im eigenen/ geliehenen Auto, begleitet von einem Fahrer mit kalifornischem Führerschein. Warum auch immer… so ist es hier.

Schriftliche Führerscheinprüfung: Die Anmeldung

Das Auto-Handbuch hatte ich einmal durchgelesen. Die wichtigsten Zahlen (Wie viele Inch darf das Auto maximal von der Bordsteinkante weg stehen? 18!) auf 3 Seiten exzerpiert. Einige Fragebögen online durchgeklickt. War also bestens vorbereitet.

Zur Führerscheinanmeldung benötigt man: einen Pass, zwei Wohnsitznachweise in Form von Internet-/ Telefon-/ Stromrechnungen auf den eigenen Namen. Habe ich nicht. Ist alles auf Philipps Namen. Wie sich das für eine gute Ehefrau gehört… In dem Falle müsse die Eheurkunde mitgebracht werden. Kein Problem. Haben wir natürlich eingescannt und in beglaubigter Übersetzung dabei. Unseren Mietvertrag, auf dem wir beide mit (falschem) Namen und 10 Jahre jünger draufstehen, packte ich vorsichtshalber auch ein.

Dazu kommen noch die Sozialversicherungsnummer, ein Online-Einreisebeleg (die USA sammeln wirklich alle Daten) und $36. Um das Ganze zu beschleunigen, hatte ich auch schon online die Anmeldung abgeschlossen und alle meine Daten eingetippt. War völlig umsonst. Es musste alles nochmal eingegeben werden.

Nachmittags hatte ich offiziell einen Termin. Eine Freundin riet mir, gleich morgens aufs Amt zu gehen. Ich stellte mich in die kürzere Reihe für Terminkunden. „Oh, Sie sind ja viel zu früh.“ Ich: „Ja, mir wurde gesagt, ich solle früher kommen.“ – „Früher heißt 10 Minuten vor dem Termin.“ – Ich: „Oh.“ – „Wollen Sie dann ohne Termin drankommen?“ – Ich: „Ja, bitte.“ – „Gut, dann gehen Sie durch.“ Mit „echtem“ Termin wäre es auch nicht schneller gegangen.

Dann ging das Warten erst los. Ein Mann kontrollierte in Seelenruhe, ob jeder alle erforderlichen Unterlagen dabei hatte. 20 Minuten später durfte ich Platz nehmen. Warten. Meine Nummer wurde aufgerufen. Ab zum Schalter. Dahinter eine genervte Dame. Hätte auch nach Berlin gepasst.

Ich legte ihr meine Dokumente vor. Wer das sei, wollte sie beim Anblick von Philipps Namen wissen. „Mein Mann“, erklärte ich und legte pflichtbewusst die Kopie der Eheurkunde vor. Damit könne sie nichts anfangen. Sie bräuchte das Original. „Die haben wir nicht aus Deutschland mitgebracht“, sagte ich etwas ungeduldiger. „Tut mir leid.“ Mich zurückzuschicken, um sie zu holen war damit ausgeschlossen. „Ich habe unseren Mietvertrag mit.“, bot ich versöhnlich an. Ok, das ginge auch. Interessant, denn im Internet wurde dieser ausdrücklich als Nachweis nicht genannt.

Nächster Schritt: Ich präsentiere meinen Reisepass. Was das sei? Ein Pass. Woher? Deutschland. Aha. Sie blättert hin und her, ist verwirrt vom Visum, dreht ihn um, liest wieder. Dann gibt sie auf und akzeptiert ihn.

Nun kommt der Sehtest. Einige Meter entfernt hängen drei Tafeln mit Buchstaben. Alle sind gleich groß. Ich hatte inzwischen knapp 10 Minuten, um sie ausgiebig zu studieren. Theoretisch hätte ich sie auswendig lernen können. Ein Zettel wird mir gereicht. Ich soll ihn mir abwechselnd vors rechte und linke Auge halten und Buchstaben vorlesen. Bestanden. Das kann 2 Dinge bedeuten: 1. Ich sehe gut genug für den Straßenverkehr. 2. Ich sehe zwar nichts, aber kann mir Dinge fotografisch merken. Keine Ahnung, wie viel das beim Fahren bringt.

Als sie alle meine Unterlagen hatte, verschwand sie. Und kam 10 lange Minuten nicht wieder. Ich wurde langsam nervös. Stimmte was nicht. Sie hatte meinen Reisepass. Würde ich ihn wiederbekommen? Mein grundsätzlicher Verdacht gegenüber Staatsangestellten und Polizisten wird in den USA definitiv nicht kleiner. Dann tauchte sie wieder auf. Das Einlesen meines Passes sei sehr schwer gewesen. Und ich denke: Hä? Ich bin ungefähr die 70.000ste Deutsche in der Bay Area, die durch dieses Verfahren geht.

„Menschen radeln, weil es gesund ist und die Umwelt schont.“ – Lernen für die schriftliche Fahrprüfung

Wer länger in Kalifornien lebt, braucht einen hiesigen Führerschein. Das gilt für Amerikaner anderer Bundesstaaten wie für Ausländer. Wir als „non-residential aliens“ sind da in einer Grauzone rechtlich. Nur Militärangehörige und Diplomaten sind ausgenommen.

Führerscheine können prinzipiell nicht umgeschrieben werden. Also müssen Tausende hier für insgesamt $36 die schriftliche und praktische Prüfung bestehen. Pro Prüfung hat man 3 Versuche. Zur Fahrschule muss man nicht.

Also lud ich mir das „Driver’s Handbook“ runter. Es liest sich wie ein erstaunlich amüsanter Groschenroman.

Was man alles nicht darf: Gaffen, auffahren, unaufmerksam sein und kein fahruntüchtiges Auto fahren.

Wenn man während des Berufsverkehrs eine Panne hat, dann kommt ein kostenloser Autodienst und: gibt Starthilfe, bringt Kühlwasser, repariert Schläuche, wechselt einen Reifen oder gibt einem knapp 4l (1 Gallon) Benzin. Nicht schlecht! Ich frage mich, wie oft sie das beim selben Fahrer machen? Mit 4l kommt man evtl. schon zur Arbeit und auf dem Rückweg lässt man sich nochmal den Tank auffüllen… wäre doch ne Idee.

Beim Reifenprofil prüfen hilft Abraham Lincoln höchstpersönlich. Bz sein Konterfei auf dem Penny. Ist Lincolns Kopf ganz zu sehen, wenn man den Penny zwischen die Reifenrillen schiebt, braucht man neue Reifen. Ganz einfach.

Wichtig ist auch die Unterscheidung zwischen „abgelenkten“ Menschen wie Postboten, Arbeitern oder Kindern. Und „verwirrten“ Leuten wie Touristen. Beide Gruppen sind ziemlich unzurechnungsfähig im Straßenverkehr.

Bei Dunkelheit darf das Fernlicht natürlich nur verwendet werden, wenn es niemanden blendet. Klar. Was aber tun, wenn ein entgegenkommender Fahrer sich nicht daran hält? Das Handbuch rät: Nicht direkt ins Licht schauen. Und sich vor allem nicht rächen mit Gegenlicht. Wer hätte das gedacht.

Wie nun umgehen mit wütenden Fahrern? 1. Keinen Augenkontakt machen. 2. Abstand lassen. Wie ich einen wütenden Fahrer identifiziere, steht leider nicht genau dabei.

Wenn einen die Polizei anhält, müssen alle Autoinsassen ihre Hände gut sichtbar hinlegen. Denn, „kann ein Polizist nicht alle Hände sehen, erhöht dies seinen Stresspegel. Die meisten Gewaltakte gegen Polizisten geschehen durch den Gebrauch von Händen mittels Schusswaffen oder spitzer Gegenstände.“ Irgendwie köstlich, wie hier Hände kriminalisiert und objektiviert werden, als hätten sie keinen Bezug zur Person.

Der wichtigste Fahrtipp zum Schluss: Seien Sie zu jeder Zeit höflich. Hielten sich alle daran, wären die meisten anderen Hinweise tatsächlich obsolet.

Meine Highlights:

Arztbesuch

Für meine Fortbildung als Krankenhausseelsorgerin brauche ich einen Tuberkulose-Test. Also einen Nachweis, dass ich keine Tb habe. Diese Krankheit, von der ich bisher immer dachte, nur Opernfiguren hätten sie.

Also vereinbare ich einen Termin bei der mir zugewiesenen Hausärztin. Stellt sich heraus, sie spricht deutsch, hat 2 Jahre in München gelebt mit Mann und Kindern. Guter Start.

Ein Stapel Formulare wird mir gereicht mit Infos über meine Krankheitsgeschichte, ziemlich detailliert. Ahnen werden bis zu den Großeltern abgefragt. Eine Patientenverordnung gibt’s ungefragt gleich dazu. „Bitte ausfüllen so bald es geht und unter Zeugen unterschreiben.“ Ich habe mal wieder das Gefühl, dass sich in Amerika eine ziemlich bevormundende Fürsorge mit der totalen Freiheit, diese komplett zu verweigern, mischt.

Ärztin: „Wann hatten Sie denn ihren letzten Gesundheitscheck?“

Ich: „Hm, das macht man in Deutschland erst ab 35. Davor geht man zum Arzt, wenn man krank ist.“

Ärztin: „Oh (denkt sich wahrscheinlich wie hinterwäldlerisch Deutschland ist). Dann machen wir das gleich mal.“

Ich werde also von Kopf bis Fuß untersucht, mein Impfpass wird studiert (einiges fehlt, wird gleich mal aufgefrischt) und dann werde ich ins Labor geschickt. Großes Blutbild machen lassen. Denn: „Sie sehen zwar soweit gesund aus, aber ich kann ja nicht in Sie hineingucken.“ Stimmt eigentlich.

Als Kind hatte ich eine regelrechte Nadelphobie. Habe bei ihrem Anblick gebrüllt bis ich Herpes bekam, habe Nadeln verbogen und mich weggewunden. Dank der Schwangerschaften benehme ich mich inzwischen „erwachsen“. Hasse es aber immer noch. Bis jetzt. Denn die Schwestern hier im Labor sind echte Nadelfeen. Sie machen den lieben langen Tag nichts anderes als Blut abnehmen. Und das merkt man. Bzw. merkt es eben nicht. Weder den Einstich, noch das häufig ruppige Rausziehen. Kein blauer Arm danach, kein Bluterguss. Hier geh ich gern wieder hin!

Begeistert bin ich auch vom Prinzip „Ärzthaus“ hier. Es ist kein Gebäude, in dem zufällig viele Ärzte ihre Praxen haben. Nein, der ganze Komplex ist eine logistische Einheit. Die Daten aller Patienten sind für die behandelnden Ärzte und Schwestern überall zugänglich. Hausärzte, Fachärzte und Notaufnahme sind unter einem Dach.

Am Willkommenstresen meldet man sich an und zahlt die Praxisgebühr. Hier kann man sich Arztbriefe ausdrucken lassen und Gesundheitsinfos. Für Impfungen und Blutwerte geht’s direkt zur Schwester. Zu Ärzten geht man ausschließlich mit Termin. Wartezeiten von 15 Minuten sind schon unverschämt lang… Arztbesuche können soooo angenehm sein!

Achso, mit dem Rad brauche ich 8 Minuten dahin.

Strand mit warmem Wasser

Nach dem Seeerlebnis war klar, da gehen wir nicht wieder hin. Also erkundeten wir den nächsten Strand, Alameda-Beach an der Bay. Baden mit Blick auf den Oaklander Container-Hafen macht Hamburg-Heimatgefühl. Und San Francisco samt Bay-Bridge sieht man auch.

An heißen Tagen fühle ich mich hier wie nach Griechenland oder Italien versetzt. Fröhliche, laute, bunte, viele Menschen tummeln sich am Strand und im Wasser. Einer spielt Gitarre (wir sind immer noch in der Bayarea), andere stellen Boxen auf. Es gibt Burger und Eis und Chips und Biogemüse. Kinder tragen UV-Kleidung oder gehen in Shorts und T-Shirt ins Wasser. Die Eltern ebenfalls. Das scheint hier so ein Ding zu sein, in Klamotten zu baden.

Bei Ebbe kann man hunderte Meter ins Wasser waten, die Kinder fühlen sich frei, weil sie „weit raus schwimmen“ dürfen. Das Wasser hat Mallorca-Badewannentemperatur, selbst Theo wagt sich rein.

Wir Ostseekinder wurden natürlich schön von der Flut überrascht. Mussten 3x die Handtücher zurückziehen und am Ende waren die schon wieder umgezogenen Kinder trotzdem pitschenass. Weil sie versuchten, die Flut mit selbstgebauten Sanddämmen an der Rückkehr zu hindern. Mensch gegen Natur = 0:1.

Einige Tage später kehrten wir zurück an einem Wochentag. Diesmal weit und breit kaum Menschen zu sehen. Dafür Möwen und Wind, soweit das Auge reicht. Ich fühlte mich wie zu Hause. Legte mich flach auf den Boden, ließ den Wind über mich hinwegwehen. Die Kinder durften rennen und buddeln und planschen. Und selbst ihr Geschrei hörte ich nicht.

Ich glaube, das wird mein persönlicher Rückzugsort (samt Kindern). 25 Minuten von uns mit dem Auto entfernt. Hach, es lebt sich gut hier.