Und es hat Zoom gemacht

Wie sagte letztens eine Kollegin so schoen: Luther hatte den Buchdruck, wir haben Zoom. Und es stimmt. Ohne Zoom saehe mein Leben gerade voellig anders aus. Alles laeuft ueber Zoom. Meine Treffen mit Kollegen, mein Seelsorgekurs, mein Bibelkreis, meine Lutherlesegruppe und natuerlich die Gottesdienste.

Innerhalb weniger Wochen haben wir uns an das virtuelle Treffen gewoehnt. Gemeindeglieder erzaehlen mir von Zoom Happy Hour und Kaffeetreffen per Zoom am Samstagvormittag.

Die Kinder hatten fast taeglich Zoom Meetings. Bis irgendwelche Gymasisten Unfug veranstalteten und auch noch ein nackter Mensch in ein Klassentreffen hineinzoomte. Daraufhin wurden sofort alle Treffen abgesagt und einigeTage spaeter auf Googel Meet weitergefuehrt. Das Problem: Google Meet ist nicht so gut geeignet fuer grosse Gruppen, weil man maximal 5 Leute gleichzeitig sehen kann. Und da fuer die Kinder das Interessanteste sowieso das Ansehen der Mitschueler ist, sind sie demensprechend genervt und warten auf die Rueckkehr zu Zoom. Ende April sollte das soweit sein. Wenn Zoom seine Sicherheit erhoeht hat.

Es hat Zoom gemacht in unserem Alltag. Doch die anfaengliche Begeisterung ist verflogen und die Kinder sind ausgezoomt. Sie wollen nicht mehr vor dem Bildschirm sitzen (ausser natuerlich zum Film schauen :)), sie sind genervt und behaupten, gelangweilt zu sein. Ich kann’s verstehen. Nach knapp 5 Stunden Zoom meetings am Stueck am Donnerstag, bin ich immer vollkommen knuelle. Irgendwo hab ich gelesen, dass das daran liegt, dass wir via Zoom zu viel wahrnehmen: Den Raum des Gespraechspartners, eventuell andere Menschen im Hintergrund und immer viele Menschen auf einmal. Dazu noch die Verlockung, schnell nebenbei die Mails oder Facebook zu checken… Es ist zwar sehr produktiv, die Treffen werden immer kuerzer, aber viel Zwischenmenschliches bleibt auf der Strecke.

Und trotzdem bin ich so dankbar fuer die Technik, die es mir ermeoglicht, in Kontakt zu bleiben mit meiner Gemeinde. Unsere Gottesdienste sind zwar noch weit entfernt davon, perfekt abzulaufen (irgendwas passiert immer, mal ist ein Sprecher noch stummgeschaltet, mal ist ein witziges Hintergrundgespraech nicht stummgeschaltet, mal springt die PowerPoint, mal fehlt der Sound beim YouTube Lied), aber sie sind interaktiv und gut besucht. Und schliesslich gilt auch hier: Es ist ja keine Show, sondern Gottesdienst.

Irgendwann wuerde ich trotzdem gern wieder alle in echt sehen. So Gott will und wir leben.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert