Popupchurch in Berkeley

Es ist Samstagvormittag. Die Sonne scheint, ich laufe gut gelaunt durch Berkeley. Auf dem zentralen Platz steht ein Mann, Gitarre umgehängt, Mikro in der Hand. Ich hebe keine 10m entfernt Geld ab und höre mit halbem Ohr zu, wie er über Jesus predigt.

Vor ein paar Jahren wäre ich wahrscheinlich noch achtlos weiter gelaufen. Meine Popupchurch-Erfahrung (im Talar in Hamburg stehen und mit Menschen über Gott reden) lässt mich stoppen. Ich mache erstmal ein Beweisfoto und, zack, werd ich angesprochen und bekomme eine Flyer in die Hand gedrückt. Das wäre mir normalerweise unangenehm. Zu aufdringlich. Man wird ja wohl mal einfach zuhören dürfen. Heute find ich es witzig.

Wir kommen ins Gespräch. Ich sage, dass ich Pastorin bin. Er erzählt, dass sie eine Gruppe von Christen aus verschiedenen Kirchen seien, die auf den Straßen von San Francisco und Berkeley predigen und Gottesdienste halten. Soweit irgendwie sympathisch. Wir scheinen ähnliche Anliegen zu haben.

Missionar in Berkeley – jeden Samstag predigt er hier einige Stunden.

Dann fragt Bob mich: „Was würdest du tun, wenn du mich triffst, nachdem ich einen schweren Autounfall hatte?“

Ich bin mir nicht sicher, worauf er hinaus will.

Bob: „Also, wenn ich gleich sterbe und nicht gläubig bin.“

Ich: „Ah, also es geht gar nicht um dich?“

Bob: „Nein.“

Ich beginne, mich unwohl zu fühlen. Will aber auch nicht klein beigeben.

Ich: „Wenn du noch ansprechbar bist, würde ich dich fragen, ob es Dinge gibt, die du noch loswerden möchtest vor Gott. Ich würde dir im Namen Christi deine Sünden vergeben, für dich beten und dich segnen. Wenn du nicht mehr ansprechbar bist, würde ich für dich beten und dich segnen. Im Vertrauen darauf, dass Gottes vergebende Liebe größer ist als alles, was wir uns vorstellen können.“

Bob lächelt zufrieden: „Sehr gut. Ich wollte dich testen. Die meisten Christen glauben ja gar nicht mehr an Sündenvergebung.“

Ich fühle mich irgendwie schlecht. Denn ich möchte nicht auf meine Rechtgläubigkeit getestet werden von einem anderen Christen. Und ärgere mich, dass ich das Frage-Antwort-Spiel mitgemacht habe, anstatt ihn in eine Diskussion zu verwickeln. Damit er sich auch positioniert. Nächstes Mal!

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