Einfuehrung in militaerisches Leben (und amerikanische Psychologie): Teil 1

Um bei der Luftwaffe arbeiten zu duerfen, und sei es als freiwillige Seelsorgerin, muss man an einer 3-stuendigen Orientation teilnehmen. Die Themen: Einfuehrung durch die Kommandeurin. Bei ihrem Betreten des Raumes sausten alle aus ihren Stuehlen und standen stramm. Beim Auszug ebenfalls. Fast wie in der Kirche. Nur, dass hier keiner quatschte. Einer ihrer ersten Appelle lautete: Sagen Sie uns, was sie an Fehlern in unserem System sehen. Sie kommen hierher mit einem neuen Blick. Das ist fuer uns wichtig, damit wir alle besser werden.“ Was fuer eine grandiose Kultur!

Thema Patientensicherheit: Die Wahrscheinlichkeit, bei einem Flugzeigabsturz ums Leben zu kommen, liegt bei 1 zu 1 Million. Bei Operationen im Krankenhaus stirbt dagegen 1 von 300 Patienten in den USA. Gruselig. In den vergangenen Jahren habe es im hiesigen Militaerkrankenhaus alle 11 Tage 1 Vorfall gegeben, der zum Tode or zur Verletzung eines Patienten fuehrte. Inzwischen liege die Zahl bei alle 90 Tage. Immer noch zu viel. Ziel ist natuerlich keiner. Aber man sei auf dem richtigen Weg.

Was hat sich geaendert? Die Dokumentation ist viel genauer geworden. Frueher wurde nur berichtet, wenn etwas richtig schief ging. Heute wird auch berichtet, wenn etwas fast schief gegangen waere, wenn Fehler gemacht wurden ohne medizinische Konsequenzen oder wenn Aerzte und Personal im unsicheren Arbeitsumfeld arbeiten muessen.

Dahinter steht folgende Annahme: Die meisten Fehler passieren, weil gute und faehige Menschen minimale Fehler machen, die nicht entdeckt werden. Nicht, weil boese Menschen Boeses wollen. Es ist das sog. „Schweitzer Kaese Modell“. Kleine Loecher im System fuehren zu grossen Unheil. Beispiel: Falscher Patientenname aufgeschrieben, spaeter falsche Akte rausgesucht, dann falschen Patient behandelt, am Ende falsches Bein ab. Um dies zu verhindern, muessen nun immer mehrere Personen die Identitaet des zu operierenden Patienten bestaetigen. Und vor jeder OP gibt es eine Ruhepause fuer das OP-Team. Um noch mal genau zu ueberlegen, ob alles richtig ist.

Man erwarte keine Perfektion von allen Mitarbeitern, das sei fast unmoeglich. Aber man erwarte Transparenz und Berichte. Dafuer wurde eigens ein Buero eingerichtet. Die Berichte koennen anonym oder namentlich gegeben werden. Wer berichtet, muss keinerlei Verfolgung fuerchten. Selbst wenn er den Fehler selbst gemacht hat. Das ist mal gelebte Rechtfertigung.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert