Aus Sorge um die Sicherheit meiner Kinder ging ich zur Hauptversammlung der Schulbehörde. Angesetzt war sie für 19.30 bis 22.00 Uhr. Wer Rederecht beantragen will, muss das zwischen 17.30 und 19.00 tun. Also waren eine Freundin und ich 17.45 dort. Und wurden von Lehrern empfangen, die eine wunderschönes Protestbild auf den Gehweg malten. Wir füllten unsere Redekarten aus und gingen Tacos essen. Insgeheim rechnete ich nicht damit, dran zu kommen. Denn ich würde die Sitzung eh nach 15 Minuten verlassen müssen. Um ins Theater zu gehen. Ist ja auch wichtig. (Und hatte ich gebucht, bevor ich vom anderen Termin wussten.)
In der Siztung ging es nicht nur um die Zukunft unserer Grundschule. Sondern auch um die Gehälter der Lehrer in Berkeley. Nur ein Teil der Lehrerschaft ist fest angestellt. Andere erhalten jährlich befristete Verträge. Natürlich ohne Gehalt während der Sommerferien… Allein das führt schon zu prekären Lebensbedingungen für viele Lehrer. Viele können es sich schlicht nicht leisten, diesen Job zu machen. Der durchschnittliche Verbleib im Beruf liegt bei Berufseinsteigern im Moment bei 5 Jahren. Man muss schon Idealist sein.
Zum Glück ist Berkeley eine Stadt der Idealisten und bisher herrscht kein Lehrermangel. Aber die befristeten Verträge von hunderten Lehrern sind immer noch nicht unterschrieben. Obwohl sie seit 8 Wochen wieder arbeiten.
Und so wurde die Sitzung mit Sprechchören eröffnet, begleitet von einer Blaskapelle. „Take it up, take it down. Berkeley is a Union town“, hiess es. Oder: „We can’t live of praise. We nee a raise.“ (Wir können nicht vom Lob allein leben, wir brauchen eine Gehaltserhöhung)
Erster Tagesordnungspunkt war die öffentliche Anhörung. Erste Sprecherin: Ich. Ich fiel aus allen Wolken, musste mich erstmal orientieren. Wo ist das Mikro? Über mir ein riesiger Bildschirm, denn die SItzung wurde live übertragen auf der Website des Schuldstrikts. Naja, sagen wir es so: Ich habe die Rolle der emotionalen, besorgten Mutter übernommen. Aus purer Aufregung. Meine Mitstreiter konnten dann die Fakten liefern. Merke: nächstes Mal Notizen machen. Es könnte sein, dass ich wirklich drankomme.