Das Auto-Handbuch hatte ich einmal durchgelesen. Die wichtigsten Zahlen (Wie viele Inch darf das Auto maximal von der Bordsteinkante weg stehen? 18!) auf 3 Seiten exzerpiert. Einige Fragebögen online durchgeklickt. War also bestens vorbereitet.
Zur Führerscheinanmeldung benötigt man: einen Pass, zwei Wohnsitznachweise in Form von Internet-/ Telefon-/ Stromrechnungen auf den eigenen Namen. Habe ich nicht. Ist alles auf Philipps Namen. Wie sich das für eine gute Ehefrau gehört… In dem Falle müsse die Eheurkunde mitgebracht werden. Kein Problem. Haben wir natürlich eingescannt und in beglaubigter Übersetzung dabei. Unseren Mietvertrag, auf dem wir beide mit (falschem) Namen und 10 Jahre jünger draufstehen, packte ich vorsichtshalber auch ein.
Dazu kommen noch die Sozialversicherungsnummer, ein Online-Einreisebeleg (die USA sammeln wirklich alle Daten) und $36. Um das Ganze zu beschleunigen, hatte ich auch schon online die Anmeldung abgeschlossen und alle meine Daten eingetippt. War völlig umsonst. Es musste alles nochmal eingegeben werden.
Nachmittags hatte ich offiziell einen Termin. Eine Freundin riet mir, gleich morgens aufs Amt zu gehen. Ich stellte mich in die kürzere Reihe für Terminkunden. „Oh, Sie sind ja viel zu früh.“ Ich: „Ja, mir wurde gesagt, ich solle früher kommen.“ – „Früher heißt 10 Minuten vor dem Termin.“ – Ich: „Oh.“ – „Wollen Sie dann ohne Termin drankommen?“ – Ich: „Ja, bitte.“ – „Gut, dann gehen Sie durch.“ Mit „echtem“ Termin wäre es auch nicht schneller gegangen.
Dann ging das Warten erst los. Ein Mann kontrollierte in Seelenruhe, ob jeder alle erforderlichen Unterlagen dabei hatte. 20 Minuten später durfte ich Platz nehmen. Warten. Meine Nummer wurde aufgerufen. Ab zum Schalter. Dahinter eine genervte Dame. Hätte auch nach Berlin gepasst.
Ich legte ihr meine Dokumente vor. Wer das sei, wollte sie beim Anblick von Philipps Namen wissen. „Mein Mann“, erklärte ich und legte pflichtbewusst die Kopie der Eheurkunde vor. Damit könne sie nichts anfangen. Sie bräuchte das Original. „Die haben wir nicht aus Deutschland mitgebracht“, sagte ich etwas ungeduldiger. „Tut mir leid.“ Mich zurückzuschicken, um sie zu holen war damit ausgeschlossen. „Ich habe unseren Mietvertrag mit.“, bot ich versöhnlich an. Ok, das ginge auch. Interessant, denn im Internet wurde dieser ausdrücklich als Nachweis nicht genannt.
Nächster Schritt: Ich präsentiere meinen Reisepass. Was das sei? Ein Pass. Woher? Deutschland. Aha. Sie blättert hin und her, ist verwirrt vom Visum, dreht ihn um, liest wieder. Dann gibt sie auf und akzeptiert ihn.
Nun kommt der Sehtest. Einige Meter entfernt hängen drei Tafeln mit Buchstaben. Alle sind gleich groß. Ich hatte inzwischen knapp 10 Minuten, um sie ausgiebig zu studieren. Theoretisch hätte ich sie auswendig lernen können. Ein Zettel wird mir gereicht. Ich soll ihn mir abwechselnd vors rechte und linke Auge halten und Buchstaben vorlesen. Bestanden. Das kann 2 Dinge bedeuten: 1. Ich sehe gut genug für den Straßenverkehr. 2. Ich sehe zwar nichts, aber kann mir Dinge fotografisch merken. Keine Ahnung, wie viel das beim Fahren bringt.
Als sie alle meine Unterlagen hatte, verschwand sie. Und kam 10 lange Minuten nicht wieder. Ich wurde langsam nervös. Stimmte was nicht. Sie hatte meinen Reisepass. Würde ich ihn wiederbekommen? Mein grundsätzlicher Verdacht gegenüber Staatsangestellten und Polizisten wird in den USA definitiv nicht kleiner. Dann tauchte sie wieder auf. Das Einlesen meines Passes sei sehr schwer gewesen. Und ich denke: Hä? Ich bin ungefähr die 70.000ste Deutsche in der Bay Area, die durch dieses Verfahren geht.