Stanislaus Wald

Nach dem Yosemite-Wahnsinn brauchen wir etwas Ruhe. Und buchen einen Campingplatz im State Park des Stanislaus Forest. Nordwestlich vom Yosemite. Über Bergpässe und vorbei an alten Goldgräberstädtchen (deren Besuch wir uns für Temperaturen unter 40 Grad aufheben) fahren wir gemütlich in einen herrlichen Wald. Endlich wieder campen, wie sich das in den USA gehört. Mit viel Platz, eigener Feuerstelle, Bärenschrank und Picknickbank.

Abends erzählen die Ranger am zentralen Lagerfeuer von Bären und Fledermäusen. Blühende Wiesen durchziehen den Zeltplatz. Kletterfelsen liegen für die Kinder bereit. Um uns herum wuseln Kinder im ähnlichen Alter. Nach wenigen Minuten sind Theo und Toni verschwunden mit ihren neuen Freunden. Immerhin sorgen sie sich um unser leibliches Wohl und bringen uns abends geschnorrte Smores (gegrillte Marshmallows zwischen Keks mit Schokolade) vorbei.

Zufälligerweise beginnt direkt an unserem Platz ein traumhafter Mammutbaum-Wanderweg von ca. 4km. Die Kinder klettern wagemutig auf umgestürzten Wurzeln herum (was sie nicht dürfen, aber der Ranger kam uns erst gegen Ende des Weges entgegen).

Nachdem der größte Baum im Yosemite zum Besuchertor ausgehöhlt worden war, fürchtete man hier im Stanislauswald einen Einbruch der Besucherzahlen. Ein Baum wurde ebenfalls ausgesägt. Vor 2 Jahren ist er zusammengebrochen. Was sind wir Menschen doch dumm.

Von menschlichem Irrsinn sind hier viele Zeugnisse zu sehen. Der älteste Mammutbaum wurde schon Mitte des 19. Jahrhunderts gefällt. Auf dem Baumstumpf wurde getanzt. Aus dem Stamm wurde eine Bowlingbahn. Alles, um Geld zu verdienen.

Für die Weltausstellung in Paris wurde ein anderer Riese „gehäutet“. Seine Rinde wurde komplett abgenommen und dann in Paris wieder aufgestellt. Der Baum heißt heute „Mutter des Waldes“. Denn nach einem Brand steht sie verkohlt und mahnend da. Ihr Anblick führte dazu, dass die anderen Bäume endlich unter Naturschutz gestellt wurden.

Als wir nach dieser Tour unser Mittagessen beginnen wollen, kommt plötzlich unsere Zeltübernachbarin. „Wir haben gerade Snacks zubereitet und dachten, ihr mögt vielleicht auch etwas? Ich bin übrigens Anne.“ Mit diesen Worten überreicht sie uns einen Pappteller voller Leckereien. Und verschwindet wieder. Amerika ist wirklich das Land der freundlichen Menschen!

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