Zu graduieren, also die Schule und Uni erfolgreich abzuschließen, ist einer der großen amerikanischen Träume von Eltern und Kindern. Also beginnt man früh damit. Schon die Kitakinder „graduieren“. Mit Hut natürlich.
Zur Feier waren alle Eltern, Geschwister, Großeltern usw. eingeladen. Wir saßen auf Miniholzstühlen und warteten. Auf den pompösen Einzug unserer Stars von morgen. Die Kinder gingen in Reih und Glied. Bis Theo an der Reihe war. Er fand es einfach nur albern, lachte und warf seinen Hut runter. Leider kannten die Lehrer da gar kein Pardon. Der papierne Graduation-Hut kommt gefühlt gleich nach der amerikanischen Flagge. In Berkeley vermutlich sogar noch davor. Also versuchten sie Theo mit aller Kraft, diesen Hut wieder aufzusetzen.
Bis Theo brüllte. Philipp musste hin und helfen. Für Theo war die Feier damit gelaufen. Er war wütend auf die Lehrer, verpasste das gemeinsame Singen, wurde noch wütender und saß irgendwann schmollend mit mir auf der Couch.
Dabei hatte er mich einige Tage zuvor damit überrascht, klar und deutlich zu singen: „Lean on me, when you’re not strong, and I’ll be your friend.“ Gefolgt von „She sells sea-shells by the seashore“.
Ironisches Highlight der Vorführung war der Moment, in dem die 5-Jährigen sangen: „Best time of my life“. Während die Eltern gerührt blinzelten, musste ich mir einen Lachanfall verkneifen. Hoffentlich war das nicht die beste Zeit ihres Lebens. Wäre ein schlechtes Omen für die nächsten 80 Jahre…
Beim „Potluck“ (jeder bringt was zu Essen mit) danach gab es für uns Eltern alles, was das Herz begehrt. Die Kinder bekamen „Corn Dog“: Würstchen im süßen Maismehlmantel, frittiert. Theo und Toni fanden es eklig und suchten Essasyl bei uns. Nach 1 1/2 Stunden Kulturschock saßen wir laut lachend im Auto. Verrückt, diese Amis.