Jeder lernt Sprachen auf seine eigene Weise. Das gilt anscheinend schon für Kinder.
Toni scheint eher der visuelle Typ zu sein. Am schnellsten lernt sie, was sie einmal geschrieben hat. Schreiben ist inzwischen zu ihrem Lieblingsfach in der Schule avanciert. In den Spielstunden schreibt sie freiwillig Texte ab. Auf diese Weise lernt sie peu a peu Schreiben, Lesen und Englisch. Jeden Tag 2-4, zum Teil selbst konstruierte, Sätze.
Was Toni nur hört, kommt teilweise in lustigen Variationen zu Hause an. „Mama, good leg!“, ruft sie und streichelt ihr Bein. Ich bin irritiert, erkläre, dass es „Good luck“ heißt. Wir diskutieren eine Weile, Toni bleibt stur und einigen uns schließlich darauf, dass beides geht. Eben in unterschiedlichen Situationen.
Theo hingegen ist eine wandelnde Phrasenbox. Er baut im Gegensatz zu seiner Schwester kaum eigenständig Sätze bisher. Aber er wirft mit Sätzen um sich, wann immer es geht. „I can fix that.“, sagt er ruhig während ich koche. Ich schaue ihn fragend an. „Weißt du, was das bedeutet?“ – Kopfschütteln. „Come on everybody, let’s go.“ „What are you doing/ making?“ „Line up.“ „It’s my turn.“ „Here we go.“ „Stay here.“ „You can do it. Way to go.“ Sein Kindergartenalltag spiegelt sich in der Sprache.
Nur einmal hat er uns explizit nach Vokabeln gefragt. „Mama, was heißt kneifen auf Englisch?“ – „Pinch“. „Und hauen und treten und beißen und schlagen und schubsen und spucken?“ – „Theo, wofür brauchst du all diese Worte?“ – „Na, ich muss doch genau sagen können, was passiert ist, wenn mich jemand ärgert.“ Stimmt.