Wie wohl jede Familie, die im Ausland lebt, stellt sich für uns die Frage: Wie fördern wir unsere Kinder bestmöglich? Sodass sie weiterhin Deutsch sprechen und schnell Englisch lernen? Wie immer bei Fragen der Kindererziehung sind die Meinungen bunt.
Immer wieder fragen mich Menschen: „Welche Sprache sprecht ihr denn zu Hause?“ Manche mit kritischem Unterton und entsprechend erstaunten, weit aufgerissenen Augen, wenn ich antworte „Deutsch“. „Gar kein Englisch?“ Ich: „Nein. Außer, wenn sie konkret fragen oder wenn sie fehlerhafte Worte oder Sätze mitbringen. Die korrigiere ich dann.“ Aufatmen beim Gegenüber. „Aber würde es ihnen nicht helfen, wenn ihr mit ihnen Englisch sprächet?“ Verständnisvolles Lächeln meinerseits: „Vielleicht am Anfang. Langfristig ist es mindestens genauso wichtig, dass sie gutes Deutsch sprechen.“
Andere Immigranten oder Amerikaner in 2. Generation hingegen sprechen mich auf dem Spielplatz oft lobend an. Wie gut es sei, dass wir unsere Sprache pflegten und wie wichtig. Viele haben erlebt, wie die Sprache ihrer Heimat, ihrer Eltern und Großeltern verloren gegangen ist.
Trotzdem bin ich immer mal wieder verunsichert, was gut und richtig ist (sonst wäre ich ja keine Mutter). Also fragte ich in der Kita nach, wie Theos Englisch sich entwickle. Die Antwort: „Super.“ Entschuldigend fügte ich hinzu, dass wir zu Hause kein Englisch sprächen. Nur Filme grundsätzlich auf Englisch schauen. Daraufhin die Lehrerin: „So ist es perfekt. Ihr kümmert euch um Theos Deutsch, wir uns um sein Englisch.“
Die Theorie dahinter ist einleuchtend. Kinder müssen sprechen lernen, ihren Wortschatz erweitern, ihre Ausdrucksmöglichkeiten erkunden. Egal in welcher Sprache. Ein Kind, dass in einer Sprache komplizierteste Sätze formuliert, Reime bildet und Synonyme kennt, wird auch in allen anderen Sprachen seines Lebens den Wunsch haben, sich ebenso eloquent ausdrücken zu können.
Dass zu Hause Englisch gesprochen wird, erwarten hier weder Schule noch Kita. Dass Kinder auch in der Schule in ihrer Muttersprache miteinander sprechen wird unterstützt. Ein Migrationshintergrund wird grundsätzlich als Geschenk und Chance angesehen. Nicht als Nachteil. Das geht soweit, dass amerikanische Eltern ihre Kinder auf spanische Schulen schicken. Damit sie auch möglichst früh eine Fremdsprache erlernen. Wie die Mehrheit ihrer Freunde hier in Berkeley.
Letzte Woche fragte Toni mich: „Mama, ich spreche so gern Englisch. Kann nicht einer von euch mit mir zu Hause Englisch sprechen?“ Ich atmete kurz durch und sagte dann im besten Brustton der Überzeugung: „Nein. Wir sprechen zu Hause Deutsch.“