Ich habe Angst. Wenn sich Toni allein mit ihrem Puppenwagen 100m vom Haus entfernt. Wenn Theo allein auf dem Fußweg steht und den Handwerkern im Nachbargarten zuguckt. Ich habe Angst um meine Kinder. Ich habe Angst vor meinen Mitbürgern. Dass jemand die Polizei oder das Jugendamt ruft. Weil er denkt, die Kinder würden vernachlässigt.
In Kalifornien gibt es zum Glück kein Gesetz, was eine definitive Altersgrenze festsetzt. Hier ist es eher Ermessenssache. In anderen Bundesstaaten ist das strikter.
Gestern wollten Toni und ihre Freundin allein einmal um den Block laufen (4x links abbiegen = 200m = 5 Minuten im Quatschemädelstempo). Vorsichtshalber gab ich ihnen einen Zettel mit unserer Adresse mit. Falls sie jemand anspricht. Alles ging gut. Die beiden kamen zurück, machten eine kurze Pause und gingen wieder los.
Da klopfte es an der Tür. Mein Herz begann zu rasen. Es war die Mutter. Dann das 2. Herzrasen: Was, wenn ihre Mutter schon so amerikanisiert ist, dass sie mein Verhalten unmöglich findet? Vielleicht darf Tonis Freundin dann nie wieder zu Besuch kommen? Ich beichtete ihr also vorsichtig die Situation. Sie grinste nur und sagte: „Meine Kinder dürfen das. Sie haben Namensanhänger dabei auf denen steht: „Wir wohnen in XY und dürfen allein umherlaufen.“ Bisher sei damit alles gut gegangen. Auch wenn es keine Sicherheit sei, dass nicht doch irgendwer die Polizei ruft wegen Verdacht der Verwahrlosung. Jetzt werden Anhänger gebastelt.