Ich habe riesiges Glück. Ich habe einen richtig guten Chor gefunden in Berkeley. Um hineinzugelangen, musste ich ein Vorsingen bestehen. Kein Ding, dachte ich mir, singen kann ich definitiv. Aber, holla die Waldfee, es war schwerer als gedacht. Nach einem kurzen Einsingen hielt Chorleiter Mark mir einen Notenzettel hin, fragte mich nach der Tonart, gab mir den 1. Ton und dann hieß es: A-capella vom Blatt singen. Ich schlug mich mehr schlecht als recht. Zum Glück überzeugte mein Vortragsstück und ich wurde aufgenommen.
Im Chor singen ist hier nicht wie in Deutschland. Chorsänger hier haben singen gelernt. Gesangsunterricht genossen zu haben ist hier die Norm. Ohne Ausbildung schafft man es nicht in den Chor. Chormitglied zu sein ist hier eher wie im Orchester zu spielen. Man muss sein Instrument vorher beherrschen.
Nun sollte man meinen: Wer drin ist, ist drin. NEIN, das wäre nicht amerikanisch. Hier geht es immer um Wettbewerb und Weiterentwicklung. Ich bin im A-Chor. Die Pros sind im C-Chor. Witzigerweise sind das 2/3 des A-Chores. Wenn wir getrennt proben, fühlen wir Übriggebliebenen uns als Elite. Weil in der Minderheit. Für den C-Chor hätte ich nochmal vorsingen müssen. Hatte aber keine Lust. Vielleicht im Herbst. Vielleicht gar nicht. Weil es fast noch elitärer ist, nicht im C-Chor zu sein und die ganze Zeit von allen anderen gefragt zu werden: „Du hast so eine tolle Stimme, warum bist du nicht im C-Chor?“ Das ist die echte Elite 🙂