Sommergeburtstag im November

Toni ist unser Novemberkind und hat darunter bisher immer etwas gelitten. Zu gern wollte sie draussen feiern mit Erdbeertorte. Tataaa – Kalifornien macht es möglich. Mitte November herrschten immer noch 25 Grad, im Laden gab es frische, lokale Erdbeeren und weissen Spargel für unsere Feinschmeckerin.

Bei Theos Geburtstag hatte ich mich noch ziemlich gestresst mit verschiedenen Kuchen und 100 Spielen und Preisen. Diesmal wusste ich schon, worauf es ankommt:

  1. Viele Gäste: Toni lud ihre gesamte Klasse ein samt Geschwistern. 30 Kinder kamen mit ihren Eltern.
  2. Eine Geburtstagstorte: Sie qualifiziert sich durch Kerzen, die sofort ausgepustet werden. Toni wollte auf keinen Fall eine bunte, gekaufte. „Je selbstgebackener, desto besser“, erklärte sie uns und wünschte sich eine Erdbeersahnetorte.
  3. Chips, Gemüse und Dips für die Eltern. So haben sie die Möglichkeit, ihre Kinder daran zu erinnern, ihre „greens“ oder „veggies“ zu essen und zeigen den anderen Eltern, wieviel Wert sie auf gesundes Essen legen. Selbst bei Parties.
  4. Nicht zu viel Kaffee und Kuchen. Die meisten kommen vom Brunch/ Mittag und gehen danach noch zur nächsten Party.
  5. Pinata!!!

Grundsätzlich gehen die meisten Parties hier 2 Stunden offiziell. Faktisch gibt es ein knapp einstündiges Zeitfenster, in dem alle Gäste da sind. Da müssen Torte und Pinata stattfinden. Die Pinata läutet dann gleichzeitig den dramatischen Höhepunkt (ein Kind schreit immer) und das Ende der Feierei ein.

Natürlich konnte ich dann doch nicht anders und spielte mit den Kindern Eier laufen und Topf schlagen. Aber der absolute Hit war das Seil, an dem die (von Philipp und den Kindern selbstgebaute) Pinata hing. 20 Minuten droschen die Kinder auf das Einhorn ein, dann fiel es endlich und die Party hätte zu Ende sein sollen. Wäre nicht ein Papa (nicht Philipp) auf die Idee gekommen, Kinder an dem Seil hoch zu ziehen und schaukeln zu lassen. Dauerte ne Weile und kostete viele Eltern sicher grosse Überwindung. Aber keiner beschwerte sich ob der Lebensgefahr nach amerikanischen Standards.

Und dann begann das Tauziehen. Keine Ahnung, wie das anfing. Aber plötzlich hingen knapp 30 Kinder in 2 Gruppen an einem Seil und zogen und schleiften sich gegenseitig über den Rasen. Väter und Mütter konnten nicht widerstehen und traten den Lagern bei. Es wurde ein regelrechter Kampf mit Geschrei, Geschwitze, Tränen und Jubel. Und niemand wurde müde. Es war, als ob der Geist der Geburtstagsfeiern vorheriger Generationen auf uns lag. Niemand wollte gehen, Eltern schrieben mir später, was für eine besondere Feier dies gewesen sei.

Es war ein Tag, an dem wir alle gemerkt haben: Wir sind hier angekommen. Die Klassenkameraden der Kinder sind nicht nur Kameraden, sondern Freunde. Ich kenne fast alle Eltern, viele davon gut, mit einigen bin ich befreundet. Wir haben uns hier ein Leben aufgebaut und geniessen es!

Das Auspacken der Geschenke war dann doch ein kleiner Schock. In der Einladung hatten wir extra betont, dass es um das gemeinsame Feiern ginge und Geschenke nebensächlich seien. Trotzdem wurde Toni geradezu überhäuft. Zum Glück habe ich mir das „Auge-um-Auge-Schenken“ schon lange abgewöhnt.

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