Und wie geht das nun mit dem Englischunterricht in der Schule?
Mit Schuleintritt werden alle Kinder auf ihre Englischkenntnisse hin getestet. Egal, wann das ist, ob Vorschule, 3. oder 7 Klasse. Den auf diese Weise herausgefilterten „Englischlernern“ stehen laut kalifornischem Gesetz pro Woche 150 Minuten Unterricht zu. 90 Minuten davon erteilt eine eigens geschulte Lehrerin 3x die Woche in Kleingruppen. Der Rest geschieht im Unterricht „nebenbei“.
Ms Snyder an unserer Grundschule geht da ganz spielerisch und praktisch ran. Zuerst bringe sie den Kindern „Notfall-Englisch“ bei. „Denn wir wissen, dass Konflikte schnell eskalieren, wenn die Worte fehlen.“ Also lernen die Kinder Dinge wie „Ich mag das nicht.“ und „Hör auf damit.“ und „Darf ich mit dir spielen?“ und „Ich muss zur Toilette.“
Die nächsten Wochen verbringt die Lehrerin dann damit, mit den Kindern Schule und Hof verbal zu erkunden. Alles wird benannt und ertastet oder bespielt. Um die Kinder überhaupt zum Sprechen anzuregen, spielt sie mit ihnen ein Spiel: Sie nennt Dinge bei ihrem englischen Namen. Die Kinder antworten in ihrer Muttersprache. „Das hier ist anfangs oft der einzige ganz sichere Ort für die Kinder. Hier dürfen sie sprechen wie sie wollen und niemand lacht oder guckt komisch.“
Interkulturalität normalisieren ist das Motto. Dazu gehört es in der gesamten Schule, dass gerade nicht darauf bestanden wird, dass die Kinder alle ausschließlich Englisch miteinander sprechen. Weder im Klassenzimmer, noch auf dem Hof. Weil keine Sprache grundsätzlich besser ist als eine andere.
Während in Deutschland noch immer die Angst vorherrscht, die Kinder würden bei so laxer Sprachhandhabe die Landessprache nicht lernen, ist hier das Gegenteil der Fall. Die Kinder sprechen innerhalb kürzester Zeit Englisch. Ohne Druck.
Im Englischförderunterricht verbleiben die meisten Kinder 3-4 Jahre. Solange dauert es statistisch, bis ein Kind als „Muttersprachler“ eingestuft wird. Auf dem Weg dahin werden sie intensiv in Grammatik, Lesen und Rechtschreibung geschult. „Am Ende sind diese Kinder oft besser im Lese- und Hörverständnis und schreiben komplexere Aufsätze.“, erzählt die ESL-Lehrerin stolz. Was für ein Glück für alle Einwanderer!