Ich liebe Abendmahl feiern. Denn es kombiniert (fast) alles, was ich mag: Gemeinschaft von Menschen mit Menschen und mit Gott. Die Zusage von Vergebung und Gnade, ohne, dass ich was tun muss. Musik. Guten, schweren Wein (bei uns Portwein). In manchen Gemeinden leckeres Brot, bei uns die üblichen, pappigen Oblaten. Irgendwas muss ja verbesserungswürdig bleiben. Stärkung und Segen.
Jeden 2. und 4. Sonntag im Monat feiern wir in der St. Matthäuskirche Gottesdienst mit Abendmahl. Leider nicht mit Trinken aus dem Kelch (da nehm ich immer einen großen Schluck). ondern nur mit „Intunctio“ oder „Dippen“ der Oblate in den Wein- oder Saftkelch. Ich weiß schon, wirkt genauso, ist aber nur der halbe Spaß. Und wenn alle durch sind, ist der Kelch natürlich immer noch voll. Zu schade zum Wegkippen.
Am Ende des Gottesdienstes verabschiede ich immer die Gemeinde – und stehe damit in maximaler Entfernung zum restlichen Wein. Bis alle aus der Kirche raus sind, ist der Wein weg. Wie vom Erdboden verschluckt. Wo ist er hin?
Ich fragte meine Kollegin. Sie wusste es nicht. „Frieda räumt immer auf.“ Meine Vermutung: Die sparsamen Deutschen kippen den Wein einfach wieder zurück in die Flasche. Ich hätte mich nicht mehr irren können.
Letzte Woche stürmte ich nach der Verabschiedungszeremonie in die Küche zu Frieda. „Wo ist der Wein?“ Frieda guckt mich entgeistert an. Die Frage hatte ihr noch nie jemand gestellt. „Ich hab ihn nicht getrunken.“, antwortet sie fast schuldbewusst. „Philomena teilt den immer mit anderen.“ Ich muss lachen. „Super, nächstes Mal wartet ihr auf mich! Ich möchte auch mittrinken.“ Allgemeines Aufatmen bei den Damen. Sie versprechen es mir.
Nächste Woche ist es soweit. Dann feiern wir die After-Party zu viert in der Küche. Etwas muss man ja fürs Herze tun.