Berkeley ist die Stadt der nachbarschaftlichen Vernetzung. Ob per „Nextdoor“ oder „Olio“-App oder auf der Facebookseite „Buy Nothing“, man hat das Gefühl, die Menschen breiteten ein großes Netz untereinander aus. Jedenfalls, solange man Internetzugang hat. Verschenkt oder verliehen wird alles Mögliche.
Vorletzte Woche z.B. schenkte mir jemand per App nagelneue Bluetooth-Kopfhörer. Sowas hatte ich noch nie. Weder mit noch ohne Bluetooth. Jetzt kann ich beim Zugfahren endlich Podcasts und Hörbücher hören, dank meiner Bibliothekskarte sogar kostenlos. (Nein, ich kann nicht einfach lesen in der Zeit. Ich muss nämlich zugleich mich und mein Rad festhalten.) Ein anderes Mal bekam ich eine Tüte mit Kerzen und Tee.
Manchmal treffe ich die Geberinnen, meist steht eine Tüte mit meinem Namen auf der Veranda oder im Vorgarten. Und da in Berkeley der Trend zum Ausmisten geht, verteilen die Leute Schätze ohne Ende. Für Theos Gabentisch brauchten wir lediglich ein Dinoskelettbastelset und ein Fahrrad (gebraucht) zu kaufen. Alles andere fand ich per App oder beim Vorbeifahren auf der Straße.
Letzte Woche wiederum erlebte ich meine erste Yogastunde (Mal abgesehen vom Schwangerschaftsyoga mit Wibi kurz vor Theos Geburt, bei dem ich nach wenigen Minuten Wibis Rückenmassage allen weiteren Übungen vorzog.) Bei Vogelgezwitscher lagen, standen, dehnten wir uns im Garten von Sher. Sie sei keine ausgebildete Lehrerin, aber praktiziere sowieso regelmäßig Yoga. Da bot sie einfach ihren Nachbarn an, mitzumachen. Die ganze Stunde war wie der Entspannungsteil nach getaner Arbeit beim Workout im Fitnessstudio in Hamburg. (Und das war der eigentliche Grund für meine Teilnahme).
Beim Yoga kann ich gleich mit dem Angenehmen beginnen. Die Gedanken kreisen lassen. Das Nachdenken sein lassen. Spüren. Beten. Sehen, wie fürchterlich steif ich bin. Und dann merken, dass mir das im Grunde genommen total egal ist. Beim nächsten Mal bin ich wieder dabei.