Letzte Woche Donnerstag gab es in Tonis Schule ein Treffen der „Parent Teacher Association“. Wir hatten keine Ahnung, worum es gehen würde. Aber es gab Pizza für alle und Kinderbetreuung – mehr gute Gründe brauchten wir nicht, um hinzugehen.
Das Thema des Abends war „kulturelle Diversität“ und ein richtiger Umgang damit. Dazu schreib ich demnächst mehr, weil ich ab Ende Februar einen 6-wöchigen Abendkurs zum Thema belege.
Grundsätzlich, das habe ich inzwischen gelernt, werden hier vor allem „Stories“ erzählt. „Let me share a story with you!“ ist einer der häufigsten Einstiege. Und diese Stories sind vor allem: persönlich bis hin zu privat und hoch emotional!
Ich fühle mich dann oft wie auf einer Trauerfeier und bin entsprechend nah am Wasser gebaut. Beispiel: Die afro-amerikanische Rednerin erzählt von ihrem letzten Strandurlaub. Ihre Familie war die einzig schwarze Familie im ganzen Resort. „Ich habe mich unwohl gefühlt, unsicher. Ich hatte das Gefühl, angestarrt zu werden. Und die Leute haben auch gestarrt. Eines Tages kam dann eine 2. schwarze Familie an. Wir kannten sie nicht, aber sind ihnen mit offenen Armen entgegengerannt vor Freude. Und denen ging es genauso.“ Und das im 21. Jahrhundert im liberalsten Staat der USA…
Für mich als Norddeutsche ist das manchmal kaum auszuhalten. Ich merke, dass ich fremde Tränen außerhalb von Seelsorgesituationen echt schwer ertrage. Für alle anderen scheint das hier normal zu sein, wenn eine Mutter in Tränen ausbricht oder einem Vater die Stimme bricht beim Reden. Man hört aufmerksam zu, sagt am Ende „Thanks for sharing“, umarmt einander und dann geht es weiter. Vielleicht ist das ja das Problem: Dass die vielen Emotionen zur Entemotionalisierung führen. Hier rollen so häufig Tränen, dass sie nichts mehr auszulösen scheinen bei den anderen. Jedenfalls keine Kehrtwende im Leben oder im Verhalten oder im Umgang miteinander.