Sonntag in der S-Bahn. Wie eigentlich bei jeder Fahrt läuft eine Obdachlose durch den Zug. Ruhig steht sie da und erzählt: „Ich habe 3 Kinder: 7, 9 und 13. Heute Nacht haben wir in einer Unterkunft geschlafen. Seit 2 Monaten sind wir obdachlos, nachdem wir vor häuslicher Gewalt geflohen sind. Jetzt sind die Kinder in der Schule und ich versuche, Geld für unser Abendessen zu besorgen und Essen für eine Schlafunterkunft. Ich bettel nicht. Ich bin nur eine Mutter, die versucht, für ihre Kinder zu sorgen. Bitte helfen sie mir. Gott segne sie.“
So schnell und sehr man hier abstumpft angesichts all des unfassbaren Elends, diese Frau bewegte die Menschen. Viele gaben ihr etwas Geld. Neben mir saß eine andere Obdachlose mit all ihrem Hab und Gut in 2 Müllsäcken. Sie las ein Buch. Als sie die junge Mutter hörte, rief sie durch den Zug: „Hey, Sister!“ Schließlich standen sie einander gegenüber, redeten kurz, teilten ihr Leid und die ältere empfahl der jüngeren eine sichere Unterkunft für alleinstehende Mütter. Und ich stand daneben und hätte heulen mögen über diese Ungerechtigkeit und meine eigenen, geringen Möglichkeiten, zu helfen: Ein Dollar auf den heißen Stein des Überlebens.