Der Weg ins Tal des Todes war lang und kurvig. Dafuer wurde Benzin ploetzlich billig. Statt der $3,50 die wir in Berkeley fuer eine Gallon zahlen (ok, immernoch ein Spottpreis fuer deutsche Verhaeltnisse, ich weiss), blechten wir nun nur noch $2,50. So macht Reisen doch Spass. Der Weg fuehrte uns durch Haeuseransammlungen, die den Namen Stadt kaum verdient haben. Vorbei an traurig im Wind wehenden Trumpschildern und riesigen Trumpbannern an Bauernhoefen und Traktoren. Masken wurden kaum noch getragen, wir blieben also im Auto. Immer karger wurde die Vegetation. Erst Buesche, dann Gras, dann Sand und Gestein mit trocknem Gestruepp. Wir waren fast da.
Mein erster Eindruck: Eine karge Mondlandschaft. Mit steilen Haengen, die die Luftwaffe zu Uebungszwecken nutzt. Letztes Jahr ist dabei ein Pilot ums Leben gekommen. Auf dem ersten Parkplatz standen Jeeps, SUVs, riesige Wohnwagen, Pick-ups – und wir. In unserem kleinen, ziemlich niedrig gelegenen Autochen. Theo war das eher peinlich, ich war stolz auf uns. Ha, wer braucht schon grosse Autos!
Ok, einige Ziele mussten wir auslassen. Denn mehr als 1km Sandpiste trauten wir uns nicht zu. Bzw wir wollten nicht 1h zu einem Wasserfall schleichen und dann wieder zurueck.
Unser erster Stopp: Die Sandduenen! Barfuss rannten wir Huegel hoch und runter. Rollten uns lang ausgestreckt mit den Armen ueber dem Kopf die Duenen runter. Wie frueher, als Kinder. Ich schloss dabei profimaessig Augen und Mund. Die Kinder mussten das erst aus sandiger Erfahrung lernen. Mit warmem Sand zwischen den Zehen genossen wir einen traumhaften Sonnenuntergang.
Und dann war es finster. Und kalt. Im Dunkeln suchten wir unseren Zeltplatz. Fanden ein Plaetzchen zwischen 2 Wohnwagen auf dem Schotterboden. Heringe reinschlagen war ziemlich unmoeglich. Also hieften wir grosse Steine auf die Zeltecken, kochten unsere Nudeln und bestaunten den Sternenhimmel. Selbst die Milchstrasse zog sich milchig uebers Firmament. Kennten wir uns doch nur mit Sternenbildern aus. (Den grossen Wagen hab ich gerade noch gefunden…)
Am naechsten Morgen entdeckten wir einen Sandsteinfelsen. Toni krabbelte gleich mal hoch, mir blieb fast das Herz stehen. Philipp und Theo kraxelten hinterher.
Nach einem kleinen Abstecher ins Besucherzentrum, um das obligatorische Junior-Ranger-Buch fuer die Kinder zu holen, besuchten wir den Teufel. Er war gerade verreist, also begutachteten wir seinen Golfplatz menschenseelenallein. Wir stiegen ueber von Salz verkrustete Erde, leckten den Boden (salzig), drehten Pirouetten auf Salzschollen und brachen beim vorsichtigen Gehen ein. Und weit und breit niemand.
Dann auf zum tiefsten Punkt, 83m unterm Meeresspiegel. Da waren all die Menschen. Klar, denn es gibt ein Schild zum Fotografieren. Und schneeweissen Salzboden. Weiter, durch Schluchten fahren, Felsen in Regenbogenfarben bestaunen, Achterbahnstrassen entlangduesen, ueber Schneckentempofahrer fluchen, eine Schlucht durchwandern. Und dann, auf zum Mond. Death Valley war mal ein Meer mit unterirdischen Vulkanen und Vulkanen drumherum. Entsprechend zerklueftet ist die Oberflaeche. Ausserirdisch.
Noch ein kleiner Abstecher zur Palmenoase samt Info ueber den Boraxabbau mit von 20 Eseln gezogenen Zuegen. Fun Fact: Die Abbaufirma hat sich dafuer eingesetzt, dass Death Valley zum Nationalpark wurde, nachdem die Minen versiegten. So konnte die Firma wenigstens ihr Hotel weiterhin betreiben.
Die 2. Nacht verbrachten wir auf einem herrlich sandigen Zeltplatz. Diesmal mit Feuerholz und Marshmallows. Wieder versagten die Heringe. Steine gab es leider auch nicht. Also flatterte uns das Zelt nachts beim schoensten Wuestenwind um die Ohren. Zuerst dachte ich noch: Hach, klingt wie Ostseewellen, herrlich. Dann nervte es nur noch.
Um 3 Uhr morgens klingelte mein Wecker. Philipp und ich packten im Schein der Kopflampen Schlafsaecke und Isomatten ins Auto, verfrachteten die Kinder in ihre Sitze (die natuerlich dann nicht mehr weiterschliefen) und fuhren kurz vor 4 vom Platz. Denn unser naechstes Ziel, der Zion Nationalpark, verkauft Eintrittskarten mit Zeitfenstern. Unseres war von 11 bis 12 Uhr. 5h Fahrt hatten wir vor uns plus 1h Puffer minus 1h fuer die Zeitverschiebung…
Wir fuehlten uns besonders und heldenhaft. Bis uns nach wenigen Kilometern die ersten Autos entgegenkamen. Frueh aufstehen ist halt nur fuer uns was Besonderes.
Gegen 7 ueberquerten wir die Grenze nacht Utah. Wir merkten es an den Benzinpreisen. $1.95! Nix wie tanken, Kaffee holen und Donuts. Und dann ab durch die ersten Schluchten der Sonne entgegen. Auto fahren kann wirklich schoen sein!