Endlich habe ich die ESL (Englisch as a Second Language) Lehrerin meiner Kinder kennengelernt. Endlich, weil sie ja schon seit Januar mit Toni arbeitet. Ich aber irgendwie nie zum Email-Verteiler hinzugefügt wurde.
Es war mal wieder einer dieser Momente, in denen mir die Tränen in die Augen stiegen (und ich sie mit einem Becher Orangensaft und von der Lehrerin selbst gebackenen Scones verarbeitete). Denn an allererster Stelle stand die Wertschätzung von dem, was wir alle mitbringen. Wir, das sind Familien aus Norwegen und Spanien, China und Mexiko, Deutschland und Frankreich und viele andere, die ich noch nicht kennengelernt habe.
„Sprecht eure Muttersprache mit euren Kinder! Lest ihnen in eurer Sprache vor, bringt ihnen Lesen und Schreiben bei.“ Ungläubiges Staunen in vielen elterlichen Gesichtern. „Studien haben eindeutig ergeben: Wer in seiner Muttersprache nicht fließend ist, hat viel größere Probleme, Fremdsprachen zu lernen. Englisch lernen die Kinder von uns, in der Klasse, auf dem Schulhof. Da machen Sie sich mal keine Sorgen.“
Hier muss ich mich nirgends dafür rechtfertigen, mit meinen Kindern Deutsch zu sprechen. Niemand wirft mir deshalb Integrationsunwillen vor. Niemand behauptet, ich würde meine Kinder auf diese Weise von der Gesellschaft abschotten wollen. Stattdessen hören wir: „Ach, haben die es gut, zweisprachig aufzuwachsen. Ich wünschte, ich könnte mehr als eine Sprache.“
Oder, wie die Englischlehrerin lächelnd sagte: „Und wenn die Kinder erst perfekt Englisch sprechen, dann am besten gleich weitermachen mit Spanisch. Je mehr Sprachen, desto besser.“
Wann kommen diese Studienergebnisse endlich bei uns in Deutschland an? Wann beginnen wir, familiäre und kulturelle Vielfalt nicht nur zu akzeptieren, sondern zu fördern? Weil sie uns nichts wegnimmt. Sondern uns reicher macht als Menschen und als Gesellschaft.